Kevelaer Postkarten-Schau als Bilder-Buch erschienen

Kevelaer · "Ich weile hier am Gnadenorte" - so oder ähnlich haben Pilger vor 150 Jahren an ihre Lieben daheim geschrieben. Fortsetzung der gerade zu Ende gegangenen Ausstellung im Museum Kevelaer als Buch.

 Dr. Burkhard Schwering hat das Buch geschrieben.

Dr. Burkhard Schwering hat das Buch geschrieben.

Foto: Seybert

Nur einen kleinen Teil der kleinformatigen Exemplare, die im Magazin eingelagert sind, konnte das Museum für Volkskunde in den vergangenen Wochen zeigen, so zahlreich sind die gesammelten Postkarten mit Kevelaerer Motiven. Damit nicht verloren ist, was jetzt wieder von den Stellwänden genommen wurde, hat Kevelaers Museumsdirektor Dr. Burkhard Schwering ein Buch geschrieben. Das Werk, das mehr ist als ein Ausstellungskatalog, heißt "Ich weile hier am Gnadenorte - Kevelaer im Spiegel alter Postkarten". Der Titel in altertümlicher Sprache bezieht sich auf eine typische Floskel von Pilgern des 19. oder auch noch des 20. Jahrhunderts, die Schwering genau so von einer der Karten abgelesen hat.

Vom Ende des 19. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts spannt sich der Bogen der ausgestellten und auch im Buch beschriebenen Karten. Wobei: "Beschrieben" hat Volkskundler Schwering nicht allzu viel, denn die Ansichtskarten sprechen für sich selbst, findet er. "Und heute sehen sich die meisten Menschen ja doch am liebsten Bilder an", stellt Schwering schmunzelnd fest. Was sich in diesem Fall wirklich lohnt. Ob es sich um Darstellungen der Mantelmadonna, der Basilika oder des Kapellenplatzes handelt: Viele Karten sind kunstvoll im Stil der Zeit gestaltet, zeigen neben dem Motiv allerlei Dekor und eine immer wieder andere Typographie. Gemalte Motive mit Weinlaub oder dramatischem Abendhimmel hinterlegt, funkelnde Sterne oder matter Mondschein - keine Frage, dass eine Optik vom religiösen Kevelaer immer mit viel Bedeutung daherkommt. Erst in späteren Jahren dürfen Fotos, die zur Ansichtskarte taugen, auch mal nüchtern sein und bloß die Realität widerspiegeln.

Postkarten wurden im deutschen Sprachraum um 1870 eingeführt und entwickelten sich neben dem Brief rasch zu einem Massenkommunikationsmedium. "Diese Zeit ist natürlich längst vorbei, heute haben andere Medien die Mode, Karten zu schreiben und zu versenden, abgelöst", sagt Schwering bedauernd. Die Karten bilden übrigens nicht nur Gebäude ab, sondern auch viele Personen. Diesem Thema widmet sich das Kapitel "Prozessionen und Pilger". Nicht zuletzt fasziniert den Fachmann die Mode, die die Kevelaer-Besucher trugen. Ob Herr in Frack und Zylinder oder Dame in niederländischer Bauerntracht: Auch an dem, was Menschen tragen, lässt sich die Zeit und die Bedeutung, die die Menschen dem Anlass beimessen, ablesen.

In dem Buch findet sich auch ein Abschnitt über die zum großen Teil heute noch existierenden Pilgerherbergen. "Einige sind jedoch auch in Vergessenheit geraten, so ,Zum Tannenbaum' oder ,Zur Stachelbeere'", merkt Schwering an. In Auftrag gegeben haben solche Karten oft die Inhaber der Pensionen und Gaststätten, die damit natürlich werben wollten. Apropos Tannenbaum: Naheliegend, das Buch unter einen solchen zu legen. Das Werk, gedruckt mit Unterstützung der Volksbank, ist für zwölf Euro zu haben.

(RP)
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