Kevelaer Projekt stellt die Seele in den Fokus

Kevelaer · Alten- und Krankenpflege, Krankenhaus, Caritas sowie die Wallfahrtsleitung beteiligen sich am Projekt "Spiritual Care". Die Einrichtungen wollen sich auch besser vernetzen.

Die Zeit ist in der Pflege ein wichtiger Faktor. Angesichts enger Pflege- und Dienstpläne bleibt oft immer weniger Zeit für die Patienten. Doch Margit Gratz ist sicher: "Es kommt nicht auf die Quantität von Zeit an, sondern auf die Qualität", erläutert die Theologin der Universität Münster.

Bei einem Verbandswechsel etwa könne es nur um die medizinische Versorgung gehen oder eben auch darum, dabei das Gespräch mit dem Patienten zu suchen, ihm das Gefühl zu geben, dass er gut aufgehoben ist, dass er seine Sorgen anvertrauen kann. Es gehe bei der Betreuung nicht nur um den Körper, sondern auch um Seele und Geist. Eben das steht beim Projekt "Spiritual Care" im Fokus, an dem sich jetzt die Einrichtungen der Alten- und Krankenpflege in Kevelaer, das Marienhospital, der ambulante Kranken- und Palliativdienst der Caritas, die Caritas-Konferenz St. Marien sowie die Wallfahrtsleitung beteiligen. Pastor Rolf Lohmann, Rektor der Wallfahrt, und Dr. Elke Kleuren-Schryvers gaben den Anstoß zu dem Projekt, bei dem es im Kern um Fortbildung von Mitarbeitern auf dem Feld "Spiritual Care" geht. "Es geht um Zuwendung über den pflegerischen Bereich hinaus, Seele und Herz des Menschen müssen in den Blick genommen werden", so Pastor Lohmann. Gerade in einer Stadt, die derart kirchlich geprägt sei wie Kevelaer, sei der spirituelle Hintergrund auch in der Pflege wichtig. Das Projekt dient auch dazu, dass sich die einzelnen Einrichtungen besser kennenlernen. Vernetzung, gemeinsame Potenziale nutzen, lauten hier die Stichworte.

Und als Rektor der Wallfahrt hat Lohmann dabei auch die Pilger im Blick. Viele, die Trost bei Maria suchen, seien krank oder in einer Lebenskrise. Die Betreuung Kranker im Priesterhaus sei derzeit aber gar nicht möglich. "Wir haben teilweise Menschen hier, die seit 60 Jahren zu uns kommen. Da stellt sich für uns die Frage, wie können wir es diesen Menschen ermöglichen, auch künftig zu kommen", erläutert Karin Gering vom Priesterhaus. Was in Lourdes möglich sei, müsse in Kevelaer im Kleinen ermöglicht werden. "Durch die Zusammenarbeit mit den anderen Einrichtungen kann es beispielsweise möglich sein, die Betreuung über den ambulanten Dienst sicher zu stellen." Auch das Krankenhaus sei in unmittelbarer Nähe. Da wäre eine mögliche Vision für die Zukunft, vielleicht Zimmer im Hospital zu nutzen, um dort Pilger betreuen zu können. "Wichtig ist, zu sehen, wie können wir uns hier in Kevelaer gegenseitig stützen", sagt Lohmann, der daher auch von einem echten Kevelaer-Projekt sprach. Margit Gratz leitet die Fortbildung, auf die andere aufmerksam wurden. Eine Ärztin aus Duisburg habe sich danach erkundigt und Interesse angemeldet, hieß es.

(RP)
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