Kevelaer Projektchor probt Johannespassion

Kevelaer · Rund 60 Teilnehmer - sowohl Laien, als auch echte Profis -üben seit einem halben Jahr Johann Sebastian Bachs Johannespassion ein. Doch wie haben die einzelnen Sängerinnen und Sänger die Probe erlebt? Was haben sie gelernt?

 Romano Giefer in seinem Element: Der Leiter des Projektchors der Basilikamusik legt Wert auf Perfektion.

Romano Giefer in seinem Element: Der Leiter des Projektchors der Basilikamusik legt Wert auf Perfektion.

Foto: Evers

"Einmal für den Takt 12: Besser auf die Tenöre hören. Bass-Einsatz folgt mit neuem Impuls, der Rest muss dann miteinander das Feuer raustragen!" Der Leiter des Projektchors der Basilikamusik, Romano Giefer, war bei den Proben am Wochenende mal wieder voll in seinem Element. "Ja, das ist genau das Tönchen, das ich gesucht habe!"

Mit den rund 60 Sängerinnen und Sängern des Projektchores übt er seit einem halben Jahr für zwei Aufführungen der Johannespassion, die am Samstag, 1. April, um 19.30 Uhr und am Sonntag, 2. April, um 16 Uhr in der Marienbasilika stattfinden werden. Doch neben dem eigentlichen emotionsgeladenen Stück ist auch der Weg dahin ein absolutes Erlebnis.

"Stimmlich sind hier alle vertreten - von absoluten Laien bis hin zu richtigen Chor-Experten", wusste Sängerin Ulrike Grigoleit aus Kleve. "Bei den Proben am Anfang dachte ich, dass das alles hier nie etwas wird. Doch dann half Herr Giefer uns immer mehr, uns selbst zu finden. Dadurch, dass wir alle zusammengearbeitet haben, konnten wir schließlich zu einem Klangkörper verschmelzen. Jetzt klingen wir zusammen und es ist wunderbar."

Auch Sänger Michael Rütten aus Kevelaer erinnerte sich an die schwere Anfangsphase: "Zu Beginn haben wir nicht mal zwei Takte gesungen und es wurde abgebrochen. Ich dachte mir: 'Lass uns doch einfach mal ein Stück komplett singen!' Aber im Nachhinein war das alles schon richtig. Hier wird einfach unglaublich viel Wert auf Perfektion gelegt und die Idee war, dass wir uns auf keinen Fall falsche Töne merken sollten. Diese Genauigkeit, mit der hier gearbeitet wird, macht auch das ganze Erlebnis aus. Ich kenne keinen anderen Chorleiter, der dermaßen auf die Feinheiten eingeht."

Diesen Aspekt schätzte auch Brigitte Gmachreich-Jünemann aus Kranenburg: "Wir lernen hier nicht nur das richtige Singen, sondern auch die vielen Hintergründe, sowohl für die eigentliche Geschichte, als auch für Bachs Stück. Das war schon vor vier Jahren so, da war ich auch bereits bei einem Projektchor hier und es war ein absoluter Genuss." Um die Geschichte der Johannespassion von Johann Sebastian Bach weiter zu vertiefen, hat Chorleiter Romano Giefer jede freie Minute aufgewendet. Alleine am vergangenen Wochenende wurden drei Stunden am Freitag, sechs Stunden am Samstag und schließlich drei Stunden am Sonntag geübt, um nun in der finalen Probephase alles noch weiter zu verfeinern. "Es ist zwar irrsinnig viel zu tun, aber die gesamte Arbeitsphase war auch witzig. Wenn man so auf engem Raum zusammen ist, dann verdichten sich die Emotionen einfach und es kommt zu einiger Situationskomik", verriet Romano Giefer. "Wichtig ist auch, dass nicht nur die Musik geprobt wird, sondern die Sängerinnen und Sänger auch die Hintergründe verstehen. Selbst jenseits des Glaubens greift die Passionsgeschichte einfach. Denn es werden viele Fragen gestellt, die jeden beschäftigen: Ich habe einen Fehler gemacht, wie tue ich danach? Wie geht man mit dem Phänomen der Ausgrenzung um? Deshalb ist das Ganze so interessant: Jeder kann in die Erzählung eintauchen!"

(cnk)
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