Kevelaer/Uedem/Geldern Regenwalze überrollt die Region

Kevelaer/Uedem/Geldern · Blitz, Donner und Starkregen hielten die Feuerwehr im Dauereinsatz. Keller liefen voll, besonders schlimm war es in Kevelaer.

 Die Unwetterfront zog gleich mehrmals über die Region hinweg.

Die Unwetterfront zog gleich mehrmals über die Region hinweg.

Foto: Feuerwehr Kevelaer

Während Feuerwehrsprecher Philipp Köhler einen Überblick über die Einsätze durchgeben will, klingelt schon wieder das Telefon. Wieder ist ein Keller in Kevelaer vollgelaufen. Köhler beruhigt den Anrufer: "Es kommt jemand zu Ihnen raus, aber das kann leider etwas dauern." Denn auch am Morgen ist die Feuerwehr in Kevelaer noch im Dauereinsatz. Nach den heftigen Regenfällen spricht Köhler von einer Situation, die es in Kevelaer seit dem legendären Sturmtief Kyrill nicht mehr gegeben hat. Seit Mittwochabend kamen die Einsatzkräfte nicht zur Ruhe. Keller liefen voll, wo es möglich war, pumpte die Feuerwehr die Räume wieder leer. Problem war, dass es immer und immer wieder regnete; das Wasser konnte gar nicht richtig ablaufen. "Es nimmt kein Ende" postete die Feuerwehr gegen Mitternacht auf Facebook. Die Fotos geben einen plastischen Eindruck der dramatischen Lage. Mittlerweile waren mehr als 100 Feuerwehrleute pausenlos in Kevelaer im Einsatz. "Unterstützt wurden wir vom THW Geldern, der Löschgruppe Lüllingen und der Feuerwehr Weeze", berichtet Köhler.

Sämtliche Regenrückhaltebecken von Kevelaer liefen über. Unterkellerte Häuser ohne Rückstauklappen liefen reihenweise voll und mussten ausgepumpt werden. An der Weezer Straße war eine Wiese überschwemmt, auf der drei Schweine zu ertrinken drohten. Die Feuerwehrleute arbeiteten sich, bis zum Bauch im Wasserstehend, zu den Tieren vor und konnten sie in Sicherheit bringen. Schwein gehabt, gewissermaßen.

 Bei Familie Terheiden in Uedemerbruch stand das Wasser in den Wohnräumen hüfthoch. Am Tag danach stand Aufräumen und Saubermachen an.

Bei Familie Terheiden in Uedemerbruch stand das Wasser in den Wohnräumen hüfthoch. Am Tag danach stand Aufräumen und Saubermachen an.

Foto: Evers

Auch im Weezer Tierpark war "Land unter", doch dort wurden höher gelegene Bereiche geöffnet, in die sich die Tiere zurückziehen können. Sorgen bereitet der Gemeinde Weeze, dass offenbar viele Bürger keine Rückstauklappe eingebaut haben. Obwohl das laut Satzung vorgeschrieben ist, wird teilweise darauf verzichtet. Die Folge waren gestern viele Anrufe von Bürgern, deren Keller vollgelaufen war.

In Geldern musste die Twistedener Straße im Ortsteil Lüllingen gesperrt werden, weil sie voller Schlamm lag. Noch gestern war die Feuerwehr damit beschäftigt, die Erdmassen von der Fahrbahn zu schaffen, wie Stadtbrandmeister Johannes Lörcks erklärte. Es gab Wassereinbrüche in Kellern und einen überlaufenden Kanal. Weil Bäume auf dem Gleis lagen, musste der Bahnverkehr zwischen Weeze und Geldern kurz eingestellt werden.

 Straßen verwandelten sich in Kevelaer in Bäche.

Straßen verwandelten sich in Kevelaer in Bäche.

Foto: Feuerwehr Kevelaer

Insgesamt waren in der Nacht zu gestern die Feuerwehrleute im Kreis Kleve im Dauereinsatz. "Außer in Kleve und Emmerich waren alle Kräfte unterwegs", berichtete Kreisbrandmeister Reiner Gilles. Rund 290 Blauröcke und dazu die THW-Ortsgruppe Geldern leisteten in weit mehr als 200 Fällen Hilfe.

Zwei Unwetter-Wellen rollten über den Kreis hinweg. Die erste vor Mitternacht erfasste Uedem und zog weiter über Kevelaer und Rees in die Niederlande. Die zweite Welle mit massiven Niederschlägen ging nach Mitternacht vor allem über Straelen und Kerken nieder. Dort liefen Keller voll, und es kam zu Wasserschäden. Die Meldungen über solche Fälle rissen auch am Vormittag nicht ab.

Besonders dramatisch war die Situation in Uedemerbruch. Der kleine Ortsteil von Uedem wurde fast komplett überschwemmt. Das RWE schaltete aus Sicherheitsgründen den Strom ab. Weil Teile des Ortes in einer Senke liegen, lief das Wasser wie ein Sturzbach durch die Straßen.

Die Feuerwehr musste Erdwälle an den Straßen errichten, um das Wasser abzuleiten. Trotzdem liefen viele Keller bis zur Decke voll, teilweise wurden sogar Fensterscheiben herausgedrückt, auch der Strom fiel aus. "Bei einem Mann stand das Wasser sogar 1,20 Meter hoch im Wohnzimmer, das war einfach unglaublich", berichtet Feuerwehrsprecher Patric Kuhn.

(RP)
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