Kevelaer Rettungsdienst droht Fachkräftemangel

Kevelaer · Künftig sollen im Ernstfall Notfallsanitäter ausrücken, aber bisher fehlt ein schlüssiges Ausbildungs-Konzept für den neuen Beruf. Bevor das Land keinen Rahmen vorgibt, könne der Kreis nicht handeln, heißt es. Es drohen Lücken.

 Bei solch schlimmen Verkehrsunfällen wie diesem in Kervenheim werden gut ausgebildete Rettungskräfte benötigt. Doch schon in wenigen Jahren droht dem hiesigen Rettungsdienst ein Fachkräftemangel.

Bei solch schlimmen Verkehrsunfällen wie diesem in Kervenheim werden gut ausgebildete Rettungskräfte benötigt. Doch schon in wenigen Jahren droht dem hiesigen Rettungsdienst ein Fachkräftemangel.

Foto: Guido Schulmann

Es ist bisher nur ein Szenario, aber keines mit guter Aussicht: Schon in wenigen Jahren droht dem hiesigen Rettungsdienst ein Fachkräftemangel. Grund dafür ist das durch den Bund verabschiedete Notfallsanitätergesetz, das seit dem 1. Januar 2014 in Kraft ist. Zur Umsetzung des Beschlusses muss in NRW das Rettungsgesetz novelliert werden. Der Entwurf der Landesregierung sieht vor, dass im Ernstfall künftig keine Rettungsassistenten, sondern die höher qualifizierten Notfallsanitäter ausrücken sollen. Die allerdings werden noch gar nicht ausgebildet.

Nur noch bis zum Jahresende dürfen Rettungsassistenten zweijährig ausgebildet werden, dann ist Schluss. Ab 2015 sollen nur noch Notfallsanitäter ausgebildet werden, der neu geschaffene Beruf soll bei dreijähriger Ausbildung mehr medizinische Kompetenz bündeln. Bisherige Rettungsassistenten müssen sich weiterbilden. Geschehen aber ist noch nichts.

Der Kreis, der den Rettungsdienst in den Mittelkreiskommunen verantwortet, sei schließlich an die Entscheidungen in Düsseldorf gebunden, heißt es aus der Verwaltung. "Wir können noch nicht handeln", sagt Kreis-Sprecherin Ruth Keuken. Denn zunächst müsse der rechtliche Rahmen auf Landesebene abgesteckt werden. "Im Kreis Kleve wird dann ein Konzept über weitere Vorgehensweisen entwickelt", sagt Keuken. Dazu gehöre auch die Ermittlung des Ausbildungs- und Nachschulungsbedarfs.

Bis Ende 2023 sollen die Rettungsassistenten endgültig durch Notfallsanitäter ersetzten werden, so sieht es der NRW-Gesetzesentwurf vor. Bis dahin müssten entweder ausreichend viele der zurzeit 143 Rettungsassistenten im Kreis Kleve umgeschult oder neue Notfallsanitäter eingestellt werden, um eine funktionierende Notfallrettung zu gewährleisten. Bislang aber hat das Land nicht einmal einen Lehrplan für die Vollausbildung verabschiedet. Dass bis zum Jahresende Fakten geschaffen werden, ist unwahrscheinlich. So schafft sich das Land Engpässe: nach altem Standard wird nicht mehr ausgebildet, nach neuem aber auch nicht. Die Konsequenz seien über kurz oder lang Lücken in den Rettungswagen-Besetzungen, sagt Stefan Wilms, der die Landesschule des DRK-Landesverbands in Düsseldorf leitet. Obgleich, das sei gesagt: Das Deutsche Rote Kreuz Kleve-Geldern betreffen die Neuregelungen nicht, sagt Geschäftsführer Franz Lück. Denn im Kreis ist das DRK nicht an der Notfallrettung beteiligt.

Beobachtet aber werden die Entwicklungen dennoch genau. "Wir machen uns tatsächlich große Sorgen", sagt Christian Cleve, Stadtbeauftragter der Malteser in Kevelaer. Und auch in Geldern wartet man auf Verbindliches. An der Fürstenbergerstraße sitzt Intellexi in den Startlöchern, der private Anbieter bildet für den Rettungsdienst aus. Auch Städte und Kreise gehören zu den Kunden, auch Notfallsanitäter sollen hier künftig geschult werden.

Ab Januar 2015 könnte ausgebildet werden, heißt es noch auf der Internetseite des Unternehmens. Dass die Ausbildung dann tatsächlich beginnen kann, mag Intellexi-Sprecherin Charlotte Kemperdick indes nicht bestätigen.

Denn bisher sei auch nicht geklärt, wer die Kosten für die Ausbildung tragen soll. Die dreijährige Vollausbildung zum Notfallsanitäter kostet laut Kemperdick insgesamt 110 000 Euro. Aus eigener Tasche wird das kein Schüler berappen. "Das kann keiner zahlen und wird keiner zahlen", sagt Charlotte Kemperdick.

Und die Kommunen und Krankenkassen sind zwei Monate vor dem avisierten Ausbildungsstart noch uneins, wie die Kosten aufgeteilt werden sollen.

(RP)
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