Kevelaer "Schöner Wohnen" zum Mitnehmen

Kevelaer · Im Kervenheimer Gewerbegebiet bauen Artur Scholl und Simon Grigoleit individuelle Chalets, Mobilheime und Hausboote. Der Trend geht zu ökologisch sinnvollem Material und barrierefreiem Wohnraum.

Kevelaer: "Schöner Wohnen" zum Mitnehmen
Foto: Evers Gottfried

Wie wäre es, wenn man sein Zuhause einfach mitnehmen könnte, dahin, wo es schön ist, zum Beispiel ans Meer. Das ist die Idee von Mobilheimen oder der eleganten Variante, den Chalets.

Gebaut werden diese seit neuestem im Kervenheimer Gewerbegebiet. Hinter den vier Rolltoren im Boemsfeld 12 verbirgt sich ein fertig gebautes Chalet. Man geht drei Stufen hoch, das Licht geht an und der Besucher steht plötzlich im Wohnzimmer. Das Chalet besticht durch seine Vintage-Optik beim Innendesign. Der Boden ist hell, die graue Ledercouch wirkt einladend. Ein silberfarbener Topf steht auf dem Gasherd, daneben ein Kochbuch "Superfood". Es sieht aus, als ob das Leben in dem kleinen Zuhause jederzeit losgehen könne. "Wenn ich mir die Chalets heute ansehe, da liegen Welten zu den Modellen vor 30 Jahren", sagt Geschäftsinhaber Artur Scholl. "Das war früher alles aus Metall", zeigt er auf die Außenwand in Holzoptik. Innen gab es damals festgeschraubte Eckbänke statt stylisher Ledercouch. Auch das Raumklima sei heute top. Früher war es im Sommer oft ziemlich warm in so einem Mobilheim, im Winter hingegen kalt.

 Artur Scholl und Simon Grigoleit führen das Unternehmen Chalet Exquisit. Ihre Geschäftsidee ist der Bau von Mobilheimen, das Foto zeigt eine Innenausstattung im Vintage-Stil.

Artur Scholl und Simon Grigoleit führen das Unternehmen Chalet Exquisit. Ihre Geschäftsidee ist der Bau von Mobilheimen, das Foto zeigt eine Innenausstattung im Vintage-Stil.

Foto: Gottfried evers

Das bestellte Ausstellungsmodell, das inspiziert werden kann, würde mit Inneneinrichtung 69.000 Euro kosten, die Überführung mit eingeschlossen. "Wer nur 30.000 Euro bezahlen kann, den lassen wir auch nicht gehen", sagen die Geschäftsinhaber. Dann gibt es das Mobilheim in einer anderen Ausführung.

Auf die Reise gehen die Chalets als Schwertransport. Weit müssten sie allerdings nicht fahren, um ein Plätzchen zu finden. "Wisseler See, Blaue Lagune in Wachtendonk, Kerstgenshof in Labbeck, die Xantener Nord- und Südsee", nennt Scholl verschiedene Stellplätze in der unmittelbaren Umgebung. Und dann gibt es noch die Niederlande, zum Beispiel Arcen. So ein Stellplatz wird dann in der Regel gepachtet. Es gibt auch Kommunen, die Stellflächen verkaufen. Mancher Städter nutzt so ein Chalet auf dem Land oder am Meer zum Ausspannen. "Rentner", nennt Helmut Smits die Hauptklientel für den Erwerb der Mobilheime. Weil Oma und Opa das Enkelkind gerne mitnehmen, gibt es im 40 Quadratmeter Chalet sogar ein Kinderzimmer. "Etagenbett ist auch möglich", sagt Smits. Außerdem gibt es Chalets in L-Variante, größer geht immer. Der Trend geht zu behinderten- und altersgerechtem Bau, zum Beispiel entsprechend breite Türen oder ebenerdige Duschen. Das Chalet kann außerdem so aufgestellt werden, dass es bündig mit dem Boden abschließt. Ein weiterer Trend ist die Verwendung ökologisch sinnvoller Stoffe, zum Beispiel Korkboden statt PVC. "Man sollte auch wirklich ein bisschen umdenken. Wenn man es schafft, zu 50 Prozent ökologisch zu bauen, sind schon 50 Prozent für die Umwelt gewonnen", sagt Scholl. Das Unternehmen führt der 52-Jährige gemeinsam mit dem 23-Jährigen Simon Grigoleit. Scholl stammt aus der Branche und ist von Hause aus Industriemechaniker Fachrichtung Betriebstechnik, Grigoleit ist Elektroniker für Gebäude- und Energietechnik. Zusammengeführt hat sie der Spaß am Handwerklichen.

"Aus Spaß ist Ernst geworden", sagt Scholl und steht mit Grigoleit in der Halle des frisch gegründeten Unternehmens "Chalet Exquisit". Wie sieht es denn mit Konkurrenzprodukten aus dem Ausland aus? "Die deutsche Wertarbeit ist immer noch gefragt", stellt Scholl klar. Aktuell wird noch an Zeichnungen für Hausboote gearbeitet, ein Prototyp ist in Planung. "Ein Hausboot ist wirklich noch ein Stück mehr Freiheit", sagt Grigoleit. "Wenn man rauskuttert, hat man keinen Nachbarn mehr", ergänzt Scholl. Weil die Kunden auch etwas sehen und anfassen wollen ("das ist wie beim Autokauf", sagt Grigoleit), soll demnächst auch das erste Hausboot hinter den Rolltoren gebaut werden.

(RP)
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