Kevelaer Schüler-Film für Polizeiarbeit in NRW

Kevelaer · So gut gefielen Innenminister Ralf Jäger gestern bei der Präsentation im Gocher "Goli"-Theater die Filme der Gesamtschüler Mittelkreis, dass sie von nun an landesweit vor den Gefahren von "Handy am Steuer" warnen sollen.

 Auf der Bühne des "Goli-Theaters (v.r.)": NRW-Innenminister Ralf Jäger, Vera Diedenhoven, Catrin Möllmann und Jonas Bruns (Schüler und Lehrer als Darsteller), Marco Elbers (Verkehrssicherheitsberater der Polizei) und Manfred Jakobi (Pressesprecher der Polizei).

Auf der Bühne des "Goli-Theaters (v.r.)": NRW-Innenminister Ralf Jäger, Vera Diedenhoven, Catrin Möllmann und Jonas Bruns (Schüler und Lehrer als Darsteller), Marco Elbers (Verkehrssicherheitsberater der Polizei) und Manfred Jakobi (Pressesprecher der Polizei).

Foto: Stade

Dunkle Limousinen, reichlich Polizei, dazu Personenschützer, Feuerwehr und zahlreiche Jugendliche: Was war da gestern los auf der Gocher Brückenstraße? Die Leute verschwanden im alten Gocher "Goli"-Theater, denn dort präsentierte die Schülervertretung der Gesamtschule Mittelkreis aus Goch in Zusammenarbeit mit der Kreispolizei zwei Kurzfilme zur Unfallprävention. Der Gast, dem die besonderen Sicherheitsmaßnahmen galten, war der Innenminister des Landes NRW, Ralf Jäger. Er zeigte sich vom Projekt der Schüler beeindruckt und kündigte an, die Filme künftig landesweit für die Polizeiarbeit zum Thema "Handy am Steuer" einsetzen zu wollen.

18 Jahre alt, seit kurzem Besitzer von Führerschein und Auto, der Ausbildungsplatz ist sicher, das schulfreie Wochenende steht vor der Tür. Am Abend Party in Kleve - das Leben ist schön und birgt so viel aufregend Neues. Außer, man passt zwei Sekunden nicht auf und stirbt in seinem Fahrzeugwrack. Das ist die Story, die sich die Jugendlichen ausgedacht haben - ganz dicht an ihrem Alltag mit einem Ende, mit dessen Möglichkeit sich niemand gerne auseinandersetzt.

Im Goli begrüßte Moderator Manfred Jakobi, Pressesprecher der Kreispolizei, Schüler, Lehrer und Eltern, Vertreter der verbandsangehörigen Kommunen, leitende Polizeibeamte und Angelika Platzen von der Schulaufsicht. Dirk Leiber und Kollegen als professionelles Filmteam setzten das Drehbuch der Schüler und die schauspielerische Leistung der Darsteller perfekt in Szene. Schulleiterin Dr. Karin Teetzmann, sichtlich stolz auf ihre Schüler, bezog in das Lob auch viele Helfer mit ein: die Feuerwehr Goch, die einen Löschzug samt Besatzung zur Verfügung stellte, die Rettungswache Goch/Emmerich schickte einen Krankenwagen mit Besatzung. Das Sachverständigenbüro Jochen Lehmkuhl sorgte mit seinem Know how dafür, dass der in den Filmen gezeigte Unfall realistisch abgefilmt werden konnte. Mehrere Sponsoren aus Goch und Umgebung gaben das fürs Projekt benötigte Geld.

Die schauspielerisch größte Leistung vollbrachte fraglos SV-Lehrerin Catrin Möllmann, die einen der schlimmsten Alpträume von Eltern "spielte". Gerade eben hat sie noch die What's App ihres Sohnes (dargestellt von Jonas Bruns) bekommen, der sich zum Mittagessen ankündigt - da ist er schon tot. Abgelenkt durchs Handy ist der junge Mann frontal gegen einen Straßenbaum geprallt. Das erfährt die Mutter, die bis dahin immer nervöser werdend mit der Lasagne wartet, als kurze Zeit später die Opferschutzbeamten der Polizei an ihrer Tür klingeln.

Noch entsetzlicher, wenn das überhaupt vorstellbar ist: In einem zweiten Film ist es eine junge Frau (Vera Diedenhoven), die im Auto per Handy mit Zuhause telefoniert, einen Moment lang nicht aufpasst und in den Trümmern ihres Autos stirbt, während die Mutter am Telefon die Einsatzkräfte am Unfallort hört, mitkriegt, wie die Sanitäter "keine Atmung", "kein Puls" und "Reanimation erfolglos" sagen. Gänsehaut bei den Zuschauern im Gocher Kino, gelähmtes Schweigen. Spontaner Applaus ist kaum möglich, erst die feinfühlige Überleitung Jakobis erlöst von der Betroffenheit.

Minister Jäger, selbst Familienvater, muss sich ebenfalls räuspern. Wie jeder Vater und jede Mutter hoffe er inständig, so etwas nie erleben zu müssen. Und finde großartig, dass die Schüler sich des Themas so eindrucksvoll angenommen hätten. Schülerin Lea Gamer hatte zuvor über die Projekte "Crash-Kurs" und die Broschüre "Sicher im Netz" berichtet, die an der Schule schon früher entwickelt wurden.

(RP)
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