Kevelaer Singend durch die Wüste in der Kirche

Kevelaer · Die Gruppe "Glaubhaft" brachte das Musical Exodus 2 auf die improvisierte Bühne in St. Urbanus Winnekendonk. Mitsingen war ausdrücklich erwünscht. Applaus im voll besetztem Gotteshaus.

 Die Szene zeigt Mose (Helga Janßen, Mitte), Gott um Hilfe bittend, im Kampf gegen die Amalekiter.

Die Szene zeigt Mose (Helga Janßen, Mitte), Gott um Hilfe bittend, im Kampf gegen die Amalekiter.

Foto: Seybert

Am Ende standen alle auf, aber nicht, um zu gehen, sondern um laut zu applaudieren.

Die Musikergruppe "Glaubhaft" nahm die Zuhörer mit auf eine fast zweistündige Reise durch die Wüste. Nur musikalisch versteht sich. Die St.-Urbanus-Kirche Winnekendonk war Sonntagnachmittag voll besetzt und die Gäste gespannt, was sie erwarten durften.

Bevor es aber losging, trat Chorleiterin Elisabeth Werner vor das Publikum. Es sollte ein gemeinsames Musikereignis werden. Zum "gemeinsamen" gehört auch das gemeinsame Singen. Also wurden als erstes ein paar Refrains geprobt. "Trauen Sie sich, mitzusingen. Es ist nicht schlimm, wenn ein schiefer Ton dabei ist", ermutigte die Chorleiterin.

Durch den Mittelgang zogen die Sänger des Chors in langen, hellen Gewändern ein. Sie symbolisierten die Israeliten. Das Musical Exodus 2 der Gruppe "Glaubhaft" basiert auf der biblischen Geschichte. Nachdem die Israeliten lange Zeit als Sklaven in Ägypten gelebt hatten, erbarmt sich Gott und führt sie weg vom Pharao. Die Wüstenwanderung ist Thema des Musicals, das Markus Hottiger umgesetzt hat und das die Winnekendonker einstudierten.

Mose, gespielt von Helga Janßen, ist Dreh- und Angelpunkt des Geschehens. Mose ist nicht nur Ansprechpartner für Gott, (Gottes Stimme: Monika Thissen), sondern auch immer Prügelknabe des Volkes.

Das Publikum in der St.-Urbanus-Kirche erlebt das Wechselbad der Gefühle anhand der kurzen Spielszenen und der Lieder mit. Kaum hat das Gottesvolk das Rote Meer hinter sich gelassen, droht das nächste Problem. Es fehlt an Trinkwasser. Helga Janßen als Mose muss sich von beiden Seiten des Chors ein anklagend gesungenes "Mose, du bist schuld" gefallen lassen. Kaum ist Wasser da, fehlt es an Essen. Das "Manna", das die Schauspieler fleißig einsammeln, geht durch die Reihen der Kirchenbesucher, so dass die mit in das Spiel einbezogen werden. Die Zuhörer dürfen bei vielen Liedern lautstark miteinstimmen, etwa beim von Judith Drißen mit heller, klarer Stimme vorgetragenem Schlusslied "Wir sehen auf zu dir". Innerhalb des Stücks ergeht immer die Aufforderung, nicht nur der Geschichte zuzuschauen, sondern auch das eigene Glaubensleben zu hinterfragen, Gott neu zu vertrauen, weil er an seinen guten Zusagen festhält.

Mit der Musikform des Rap holen die Akteure etwa die Problematik des Götzendienstes in die heutige Zeit. Das Volk der Israeliten hat sich ein goldenes Kalb geformt. Der Refrain "Mach' nicht mit beim Tanz um das goldene Kalb" ist Warnung, im Alltag zwischen Kino, Essen und schöner Kleidung Gott nicht zu vergessen. Anne Verheyen und Birgit Eilmans traten als Rapperinnen auf.

Rund wurde die Aufführung durch die Musiker, deren Besetzung vom Piano über Querflöte bis zum Saxofon reichte. Das gemalte Bühnenbild, die Kostüme und nicht zuletzt der mit mehr als 20 Sängerinnen besetzte Chor ließen keinen Zweifel daran, dass es sich um ein Gemeinschaftswerk handelt, in dem ein Rädchen ins andere greift. Das kam an. Am Ende gab es Lob und viel Applaus.

Nach dem offiziellen Stück lud die Chorleiterin noch zum Verweilen und Mitsingen ein. Ein Großteil des Publikums blieb, ließ die gesungen Lieder Revue passieren, klatschte mit oder stimmte mit ein. Die singenden Schauspieler honorierten das große Interesse mit strahlenden Gesichtern.

(RP)
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