Kevelaer So wird aus Mehl eine Hostie

Kevelaer · Bis aus der Oblate durch die Wandlung der "Leib Christi" wird, handelt es sich um ein neutrales Gebäck, das durchaus als Knabberei taugt. Kevelaers neuer Hostienbäcker kennt aber auch die theologische Bedeutung.

Es ist genau so geworden, wie er es sich vorgestellt hat: Jeder Produktionsschritt kann durch gläserne Wände beobachtet werden. Vom Teigmischen bis zum Abfüllen können die Besucher der Kevelaerer Hostienbäckerei St. Johannes mit den Augen dabei sein. Und wer noch mehr erfahren und bei Kaffee und Kuchen eventuell sogar theologische Gespräche führen möchte, der kann dazu im Café Platz nehmen. Thomas Held, Betreiber der Hostienbäckerei, hat es gerade in diesen Tagen eröffnet.

Schon seit einiger Zeit bietet Held, der 15 Jahre lang im münsterländischen Kloster Vinnenberg Hostien buk, Gruppenführungen an. Nach Anmeldungen zeigt er Gruppen von mindestens 15 Personen, wie aus Mehl und Wasser die Grundlage für das entsteht, das nach der Wandlung durch den Priester zum "Leib Gottes" wird.

"Bis dahin ist es aber ein schlichtes Backwerk, das noch keinerlei Geheimnis birgt. Der 45-Jährige, der sich als überzeugten Katholiken bezeichnet (und als Laie 20 Jahre lang in einer geistlichen Gemeinschaft lebte), kennt sich mit Eucharistie und Liturgie bestens aus. Und kann seinen Gästen nicht nur sein Handwerk, sondern auch den theologischen Hintergrund erläutern.

Die Produktion

An der Neustraße, nicht weit vom Kapellenplatz, haben Held und zwei Mitarbeiter Mitte Oktober mit der Produktion begonnen. Seit kurzem gehört noch eine Frau dazu, die sich ums Café kümmert (das nur auf Vorbestellung geöffnet ist). Bei der rund einstündigen Führung, an der bisher Kommunionkinder, Firmlinge, Frauengemeinschaften und Pfadfinder teilnahmen, erklärt der Chef den Weg von Wasser und Weizenmehl bis zum sakralen Gebäck.

Hergestellt werden die Oblaten in verschiedenen Größen. Der Blick fällt erst auf Mixer und Backmaschine, in weiteren Räumen wird das Backwerk in reinem Wasserdampf befeuchtet, damit die Platten beim Stanzen nicht brechen, anschließend werden die Hostien getrocknet. Einen modernen Medienraum gibt's auch.

Die knusprigen Rundstücke werden in 1000er-Portionen in Tüten abgefüllt und an Kirchen verkauft. Was von den 23 mal 29 Zentimeter großen Platten nach dem Stanzen übrig bleibt, verkauft Held als Knabberei. "Eine gesunde und kalorienarme Alternative zu Chips", sagt er und verweist auf Lebensmittelallergiker. Der Nachwuchs darf bei der Führung auch selbst Hostien stanzen und probieren. Und den hageren "Bäcker", der mal Tischler gelernt hat und vierfacher Vater ist, ausgiebig befragen.

(RP)
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