Kevelaer Stadt zeigt Bürgern endlich Gradierwerk

Kevelaer · Lange reiften die Ideen unter Ausschluss der Öffentlichkeit – jetzt stellte die Stadt Kevelaer die Inhalieranlage in Pilgermuschelform für die Hüls vor. Etwa 100 Bürger hörten zu; kritische Fragen betrafen vor allem die Finanzierung.

 So könnte das geplante Gradierwerk in Kevelaer aussehen.

So könnte das geplante Gradierwerk in Kevelaer aussehen.

Foto: privat

Lange reiften die Ideen unter Ausschluss der Öffentlichkeit — jetzt stellte die Stadt Kevelaer die Inhalieranlage in Pilgermuschelform für die Hüls vor. Etwa 100 Bürger hörten zu; kritische Fragen betrafen vor allem die Finanzierung.

Es hat lange gedauert — und kam schließlich doch noch zu früh. Denn ob das Gradierwerk gebaut wird, hängt davon ab, ob die Refinanzierung durch einen Grundstücksverkauf gelingt. Wie Stadtwerke-Geschäftsführer Hans-Josef-Thönnissen der RP gestern bestätigte, gibt es noch immer keine Unterschrift unter dem Vertrag zwischen der Stadt und dem Unternehmen, das ein Ärztehaus in der Hüls realisieren möchte. Der Bau des Gradierwerks steht jedoch unter dem Finanzierungsvorbehalt durch den Grundstücksverkauf. Darauf hatte die Politik bestanden.

Die Info-Veranstaltung im Forum der öffentlichen Begegnungsstätte blendete diesen Punkt weitgehend aus. Es ging vorrangig um die Optik der Salzwasser-Verrieselungsanlage und um das, was sie für Kevelaer bedeuten könnte. Hans-Josef Bruns, neuerdings für die Wirtschaftsförderung der Stadt zuständig, nannte das Gradierwerk ein Alleinstellungsmerkmal, das dazu dienen könne, den Slogan "unverwechselbar Kevelaer" auch langfristig mit Inhalt zu füllen. "Davon ist die Wallfahrt als wichtigstes Thema unbenommen und auch der Charme der Einkaufsstadt." Aber die Welt verändere sich, und die Menschen verlangten mehr Erlebnis, mehr Profil, mehr Angebote für aktive Erholung.

Christoph Creutzburg von der Berliner Firma Project M ist Fachmann für Gesundheitstourismus. Die Sole nicht nur für Wellness zu nutzen, sondern auch Patienten mit Atemwegserkrankungen anzubieten, war sein Vorschlag. Ärzte und Therapeuten mit einzubinden dränge sich dabei auf. Wie überhaupt sich alle einig darin sind, dass das Gradierwerk nur Auftakt sein kann für ein umfassendes Gesundheitsangebot in der Hüls.

In 550 Meter Tiefe sprudelt Kevelaers Heilquelle; 18 Kubikmeter lauwarmes Salzwasser (28 Grad) gibt sie pro Stunde ab. Nur ein Bruchteil davon würde für die Saline benötigt, erklärte Thönnissen. Zukunftsthemen wie Hotel und Therme als weitere Nutzungsmöglichkeiten seien "absolut nichts für heute Abend", merkte der Stadtwerke-Chef an.

Das Gradierwerk in Form einer Pilgermuschel (RP berichtete) soll etwa 30 mal 27 Meter groß und neun Meter hoch werden. Sollte ein schützendes Dach dazu kommen, wüchse das Gebilde auf 11,5 Meter Höhe. 750 000 Euro sind für die Umsetzung eingeplant, Extras wie eine Inhalierkammer sind noch nicht einberechnet. Wichtig für die Nachbarschaft: Eine "Abdrifte" vor dem Holz-Ständerwerk mit den Schwarzdornwänden soll einen Großteil des Salznebels abhalten, so dass die Gärten der Umgebung nicht zu sehr durch das "Meeresklima" belastet werden.

Ideen fürs Drumherum gibt es schon einige: eine Kneipp-Anlage, Blumenrabatten, Sitzgelegenheiten — eben ein echter Park. Konkret weiter geplant oder gar ausgeschrieben wird aber noch nichts. Schließlich muss nun erst einmal das Ärztehaus-Grundstück verkauft werden.

(RP)
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