Kevelaer Verein "NUK" will Wohngruppe helfen

Kevelaer · Christian Sasse ist "Hausvater" einer Kinder-Wohngruppe in Achterhoek. Die Mitglieder des Familienvereins "Natur und Kultur im Achterhoek" wollen die Mädchen und Jungen künftig stärker in die Dorfgemeinschaft einbeziehen.

 Wohngruppen-Leiter Christian Sasse vor der großen, alten Katstelle. Die sieben Kinder der Familienwohngruppe Achterhoek, eine Einrichtung der Jugendhilfe Schloss Dilborn, müssen ohne ihre Eltern groß werden.

Wohngruppen-Leiter Christian Sasse vor der großen, alten Katstelle. Die sieben Kinder der Familienwohngruppe Achterhoek, eine Einrichtung der Jugendhilfe Schloss Dilborn, müssen ohne ihre Eltern groß werden.

Foto: Gerhard Seybert

"Typischer" kann man in Achterhoek nicht wohnen. Eine große alte Katstelle, umgeben von einem verwunschenen Garten - wer in diesem bäuerlichen Ambiente lebt, muss ein waschechter Niederrheiner sein. Doch so ist es nicht: Keiner der Bewohner des Achterhoeker Schulwegs 4 stammt ursprünglich aus der abgelegenen Kevelaerer Ortschaft. Und was Idylle ist, haben die meisten von ihnen in ihrem früheren Leben kaum erfahren dürfen. Die sieben Kinder der Familienwohngruppe Achterhoek - eine Einrichtung der Jugendhilfe Schloss Dilborn - müssen ohne ihre Eltern groß werden. Sie leben dauerhaft in der Obhut von Sozialpädagogen und Erziehern. Christian Sasse und seiner Frau als Hauseltern ist es umso wichtiger, dass sich die Jungen und Mädchen heimisch fühlen.

Dazu will nun auch der Verein Natur und Kultur in Achterhoek (NUK) seinen Beitrag leisten. Matthias David, der Geschäftsführer, nennt die nach zwei Jahren schon sehr mitgliederstarke Gruppierung einen "Familienverein": Alle Altersgruppen sollen sich in ihm wiederfinden. Auf dem neu gestalteten Dorfplatz treffen sich die Kinder zum Kicken, die Erwachsenen zum Boccia spielen, Senioren zum Plausch. Und genau gegenüber ist das Zuhause der Wohngruppe. Nahe liegend, sie einzubeziehen, findet das vielseitig engagierte Ehepaar Baaken. Petra Baaken, die zum Beispiel gerne mit Kindern und Erwachsenen Theater spielt, freut sich schon auf den 21. Dezember. Da wird im Zuge des "Lebendigen Adventskalenders" die Wohngruppe einer Gruppe NUK-Mitgliedern die Tür öffnen. Christian Sasse hat sich sehr gefreut, als der NUK-Vorstand mit seiner Idee auf ihn zu kam. Und war schnell überzeugt, dass eine Öffnung der Gruppe zum Dorf nur richtig sein könne. "Auch die Kinder finden das sehr spannend; Fremde kommen hier ja selten rein", sagt Sasse. Er ist der Teamleiter einer sechsköpfigen Mitarbeitergruppe, die im Schichtdienst die Kinder betreuen. Sasses wohnen im selben Haus in einer eigenen, für die Kinder jedoch immer zugänglichen Wohnung. Die Kinder sollen jederzeit für alles, was sie beschäftigt, Ansprechpartner haben.

Achterhoek ist sehr klein. Wer dort lebt, kann soviel Ruhe finden, wie er möchte, oder aber leicht Anschluss an die aufgeschlossenen Einwohner, von denen viele zugezogen sind, finden. Ein Klassiker, zu dem sich praktisch alle Bewohner treffen, ist das Osterfeuer auf der Vereinswiese. "Am Stockbrotbacken haben bestimmt auch die Kinder der Wohngruppe Spaß", ist Petra Baaken sicher. Sie findet die Vorstellung schön, dass "ihr" Achterhoek auch anderen Menschen eine echte Heimat ist.

Eben auch jenen, die nicht schon immer hier lebten. "Für unsere Kinder ist wichtig, dass sie sich in einem geschüzten Raum bewegen. Das betrifft das Haus, in dem sie wohnen, aber auch die Dorfgemeinschaft", sagt Sasse. Ihm gefällt, dass seine Schutzbefohlenen schon Vertrauen zu einigen NUK-Leuten gefasst haben. Wo man seine Nachbarn kennt, ist man zuhause.

(RP)
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