Kevelaer Verheiratete Priester - keine Revolution

Kevelaer · Diskussion im Priesterhaus Kevelaer. "Es gibt Wichtigeres als das Zölibat", formuliert ZdK-Vorsitzender Thomas Sternberg. Viel Applaus für ihn. Ein Thema war auch die Bedeutung der Frauen für das Leben in den Gemeinden.

 Christian Breuer (r.) moderierte im Priesterhaus die Diskussionrunde mit (v.l.) Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann, dem ZdK-Vorsitzenden Thomas Sternberg und Simone Schönell vom Pfarreirat St. Antonius Kevelaer.

Christian Breuer (r.) moderierte im Priesterhaus die Diskussionrunde mit (v.l.) Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann, dem ZdK-Vorsitzenden Thomas Sternberg und Simone Schönell vom Pfarreirat St. Antonius Kevelaer.

Foto: Gerhard Seybert

Wer die Diskussion im Priesterhaus verfolgte, der konnte den Eindruck gewinnen, dass Reformen in der katholischen Kirche nur noch eine Frage der Zeit sind. Immer wieder brandete Applaus auf, wenn Prof. Thomas Sternberg für das Diakonat der Frau warb oder erklärte, dass verheiratete Priester zur Normalität werden müssten. "Ohne Frauen würden schon heute die Gemeindestrukturen zusammenbrechen", sagte der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Das bestätigte Simone Schönell, Vorsitzende des Pfarreirates von St. Antonius. "Es sind vor allem die Frauen, die die Gemeinden am Laufen halten. Es geht um Glaubensweitergabe, dafür braucht man kein besonderes Geschlecht." Es gehe hier um Lebenswirklichkeit in den Gemeinden. Und die sei eben, dass Frauen inzwischen wichtige Funktionen übernommen hätten. "Es ist wichtig, dass das ZdK dieses Thema in den Fokus rückt." Sternberg verwies dabei auf die schwierige Situation in der Praxis. In Krankenhäusern sei es oft üblich, dass die Seelsorge von Pastoralreferentinnen übernommen würde. Die Krankensalbung allerdings könne dann nur ein Priester vornehmen. Hier müsse es eine Regelung geben, dass eben auch Frauen dieses Sakrament spenden dürfen. Sternberg machte mehrfach deutlich, dass ein Umdenken einsetzen müsse, denn der Priestermangel sei alarmierend. In dieser Situation müsse es erlaubt sein, offen über Alternativen zu diskutieren. "Das Modell von früher nach dem Motto: Klappe halten, der Bischof wird's schon richten, so funktioniert Kirche heute nicht mehr." Auch für solche Aussagen gab es im Saal viel Applaus.

Auch Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann stellte klar: "Das, was die Menschen denken, was sie bewegt, das müssen sie auch äußern können." Das Thema Diakonat der Frau werde bereits seit vielen Jahren diskutiert. Der Papst habe dazu sogar eine Kommission einberufen. "Keiner weiß, wo die Reise hier hingeht, er will das Thema exegetisch prüfen lassen." Und der Papst rufe hier offen zur Diskussion auf.

Für Sternberg wichtig: "Denkverbote kann man heutzutage nicht mehr machen", sagt er. Dazu gehört auch, darüber nachzudenken, wie der alarmierende Priestermangel bekämpft werden kann. Sternberg spricht sich dafür aus, dass Priester auch verheiratet sein dürfen. Ihm geht es nicht um eine Abschaffung des Zölibats, sondern darum, klarzustellen: "Es gibt weiß Gott Wichtigeres als das Zölibat." Das sei die Feier der Eucharistie. Und die sei angesichts des Priestermangels gefährdet. "Wir fahren in eine Situation, die an Dramatik nicht zu überbieten ist", sagt Sternberg.

Die Zahl der Gemeinden durch Fusionen zu reduzieren, sei keine Lösung. Im Bistum Münster werde es bald nur noch 190 Gemeinden geben, über 400 weniger als früher. "Doch wir wissen nicht einmal, ob wir auf Dauer für 190 Gemeinden noch Priester haben." Das Ziel sei klar: "Wir brauchen Priester. Und verheiratete Priester zu haben, ist keine Revolution."

(RP)
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