Kevelaer Vielfalt der Orgelmusik in Winnekendonk zu hören

Kevelaer · Willi Kronenberg gastierte in der St.-Urbanus-Kirche. Kompositionen aus vier Jahrhunderten auf dem Programm.

 Das Orgelspiel von Willi Kronenberg zeichnet sich durch Temperament und hohe Ausdruckskraft aus.

Das Orgelspiel von Willi Kronenberg zeichnet sich durch Temperament und hohe Ausdruckskraft aus.

Foto: siwe

"Formenreichtum in der Orgelmusik" hatte Willi Kronenberg sein Konzert in der Pfarrkirche St. Urbanus genannt. Dieser Ankündigung wurde er mit Orgelliteratur aus vier Jahrhunderten und unterschiedlichen musikalischen Stilepochen vollauf gerecht.

Die Klassiker "Präludium und Fuge" von Johann Sebastian Bach in C-Dur standen am Anfang und waren charakteristisch mit präzise durchhörbarer Stimmführung bis in die dunkel gefärbten Basslinien hinein.

Voller agogischer und dynamischer Kontraste, dazu technisch gewohnt brillant, präsentierte Kronenberg die Choralvorspiele "An Wasserflüssen Babylons" und "Komm Gott, Schöpfer, Heiliger Geist", die sich stilistisch eine Synthese zwischen barockem und eigenem Bachstil schafften. Das "Trio c-moll" (BWV 585) wusste mit seinem einleitenden, ausgedehnten "Adagio" und dem finalen "Allegro" mitzureißen.

In Carl Philipp Emanuel Bachs "Sonate Nr. 3 F-Dur" wurden die Vorzüge der musikalischen Galanterie deutlich: ideal ausbalanciertes Spiel, sensible Phrasierung, überlegte Registrierung und intensiv leuchtende Liegetöne.

Kronenberg, der mehrfach mit Preisen bei internationalen Orgelwettbewerben ausgezeichnet wurde, interpretierte dieses Werk mit Temperament und hoher Expressivität.

Seine Präsentation war eindeutig und konturenscharf, auch schneidige Akkorde gelangen ihm exzellent. Lyrische Gedanken im "Largo" wurden nicht verträumt, sondern streng linear, fast polyphon vorgestellt.

In der "Fantasie et Fugue B-Dur/b-moll" des französischen Komponisten, Organisten und Pianisten der Romantik, Alexandre-Pierre-François Boëly, erfuhren die knapp 40 Zuhörer ein fantastisches, musikalisches "Perpetuum mobile", das sich wellenartig fortbewegte. Jean Langlais' "Hommage à Frescobaldi" begann mit dem "Prélude au Kyrie" gregorianisch, verlor sich in drei stilvollen Variationen und endete mit dem "Épilogue", einem Stück, das laut und wuchtig nur mit den Pedalen gespielt wurde.

Aus der Spätromantik stammte das letzte Stück im Programm, die "Festival Toccata" von Percy Fletcher, einem britischen Komponisten. Sie bewies mit explodierender monumentaler Verve und kantig ausgeformter Rhythmik noch einmal Kronenbergs Professionalität an der Orgel. Außerdem stellte dieses Werk nicht zuletzt ein bestes Beispiel der Vielfalt in der Orgelmusik dar.

(usp)
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