Kevelaer Wallfahrt im Zeichen von Rupert Neudeck

Kevelaer · Bei der Interreligiösen Friedenswallfahrt von Christen, Muslimen und Juden erinnerten viele an den Friedensaktivisten. Er hatte die Veranstaltung mit ins Leben gerufen. Seine Frau kam nach Kevelaer.

Kevelaer: Wallfahrt im Zeichen von Rupert Neudeck
Foto: Latzel

Keine Frage: Rupert Neudeck stand spürbar im Fokus der zweiten Interreligiösen Wallfahrt. Schließlich war der Friedensaktivist der unbestrittene Motor und Initiator der Veranstaltung. Auch an der Vorbereitung des Treffens war Neudeck noch beteiligt, der am 31. Mai starb. "Er hat gesagt, ich bin wieder mit dabei. Leider ist er es nicht. Wir sind alle traurig", sagte Angela Krumpen zur Begrüßung am Kapellenplatz.

Gekommen war Neudecks Ehefrau Christel, die deutlich machte, dass ihr Mann nicht zu einem Heiligen gemacht werden wollte. Vielmehr hätte er es sich gewünscht, dass seine Furchtlosigkeit fortgeführt wird. "Er hat sich nie aufhalten lassen", sagte sie. "Rupert ist mit uns hier. Denn er hat sich für den interreligiösen Dialog eingesetzt. Dass wir alle miteinander beten können, ist ein wunderbares Zeichen." Wie das aussehen kann, wurde wenig später an der Gnadenkapelle deutlich, als Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann zunächst Maria um ihren Beistand bat und betete, sie möge den Menschen die Kraft geben, Hass in Frieden zu verwandeln. Anschließend betete Ahmad Aweimer, Dialog- und Kirchenbeauftragter der Muslime Deutschland: "Allah, schenke uns deinen Frieden." Als Vertreter für die Juden war Michael Rubinstein vom Landesverband Nordrhein der jüdischen Gemeinden nach Kevelaer gekommen und die Pilger waren mit dem jüdischen Lied "Shalom alechem" auf dem Kapellenplatz eingezogen.

 "I have a Dream", das legendäre Zitat von Martin Luther King stand auf dem Banner, das die Wallfahrt begleitete.

"I have a Dream", das legendäre Zitat von Martin Luther King stand auf dem Banner, das die Wallfahrt begleitete.

Foto: van Offern / Latzel

Gerade vor den Hintergrund der Anschläge von Würzburg, Ansbach und Frankreich sei jetzt ein wichtiger Zeitpunkt, um ein deutliches Zeichen der Verständigung zwischen den Religionen zu setzen. Lohmann hatte betont, dass man zeigen müsse, dass "wir uns als Religionen durch niemanden auseinanderdividieren lassen". Vielmehr müsse man noch enger zusammenstehen und ein klares Zeichen für den Frieden in der Welt setzen. Das taten gestern zahlreiche Christen, Juden und Muslime. Damit folgten sie auch dem Aufruf von Rupert Neudeck, der betont hatte: "Ausgrenzen kann man sich nur selbst, wenn man fernbleibt." Alle drei Religionen hatten während der Wallfahrt ein eigenes Zeitspektrum, um diese Zeit mit ihrer eigenen Art zu beten und zu singen zu füllen. "Hier geht es um Achtung und den Respekt vor der anderen Religion. Keine Religion wird die andere vereinnahmen", so Lohmann.

Ein zentraler Punkt der Interreligiösen Wallfahrt war das Verlesung und Unterzeichnen der Kevelaerer Deklaration gegen Waffen.

(RP)
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