Weeze Weeze und Goch geben Firmen mehr Platz

Weeze · Wenn Unternehmen nach Ansiedlungsflächen von mehr als zehn Hektar fragen, kann ihnen im Kreis Kleve meist nicht geholfen werden. Goch und Weeze bereiten nun ein gemeinsames Gewerbegebiet nahe der Autobahn vor.

Bürgermeister und Lokalpolitiker nahmen große Worte in den Mund, um ihre freudige Erwartung auszudrücken: Etwas "Historisches" werde da auf den Weg gebracht, befand Gochs erster Bürger Ulrich Knickrehm, sein Weezer Kollege Ulrich Franken bat um Vertrauen und eine Debatte auf Augenhöhe. Eine "äußerst wichtige strategische Möglichkeit der Weiterentwicklung" sieht der Vorsitzende des Weezer Bau- und Planungsausschusses, Guido Gleißner, in dem Thema. Die beiden Kommunen wollen, wie die RP berichtete, ein gemeinsames Industriegebiet ausweisen. Zur Vorbereitung dazu kamen jetzt erstmals die Planungsausschüsse im Weezer Rathaus zusammen. Zwar gab es keinen Beschlussvorschlag, aber die Empfehlung an die beiden Räte, die am Donnerstag kommender Woche tagen, ist eindeutig: Lasst uns einen Zweckverband gründen, der ein 49 Hektar großes gemeinsames Gewerbegebiet plant, betreibt und unterhält.

Ein erster ernsthafter Interessent, der sich gerne schon im kommenden Jahr ansiedeln möchte, wartet auf eine rasche Erledigung der Vorarbeiten. Wenn der neue Gebietsentwicklungsplan Ende des Jahres verabschiedet wird, sollen Flächennutzungs- und Bebauungspläne im Sinne des Investors rasch zu ändern sein. Es winken einige hundert Jobs und eine außerordentliche Investition, die der örtlichen Wirtschaft gut tun sollte.

Die Sitzung hatte laut Franken vorrangig den Zweck, "uns alle auf einen gemeinsamen Informationsstand zu setzen". Deutlich zu erkennen war aber auch, dass die Begeisterung der Verwaltungsspitzen sich auf die Kommunalpolitiker aller Fraktionen übertragen soll. "Weg vom Kirchturmdenken" und "dafür sorgen, dass der ländliche Bereich nicht abgehängt wird" waren Aussagen, die nicht nur Floskeln sind. Nach der Überzeugung der Bürgermeister und Planer in den Rathäusern werden neue Arbeitsplätze, ein besseres Pro-Kopf-Einkommen und eine gesteigerte Wirtschaftskraft nur dann erzielt werden können, wenn kleinere Kommunen ihre Stärken bündeln. Auch die Kreiswirtschaftsförderung macht immer wieder darauf aufmerksam, dass potenziellen Investoren die großen Flächen im Kreis fehlen - und dass gemeindeübergreifendes Handeln da zielführend sein könne.

Auf das Projekt Goch-Weeze bezogen: Den Großteil der Gewerbeflächen gibt Weeze in den Pool, Erschließung, Ver- und Entsorgung werden jedoch auf Gocher Stadtgebiet stattfinden. Auch die beiden Kreisverkehre, die an der Kevelaerer und der Uedemer Straße vorgesehen sind, um lange Rückstaus zu vermeiden, liegen in der Planungshoheit von Goch.

Woraus sich, das war Bürgermeister Franken klar, für die Ratsvertreter vor allem ein Frage ergibt: "Wer kriegt und zahlt was?" Kreisverkehre, wenn sie denn überhaupt genehmigt werden, kosten eine Menge Geld. Und wer bekommt welchen Teil der Gewerbesteuer von den demnächst dort hoffentlich tätigen Unternehmen?

Diese Fragen würden noch klar und deutlich herausgearbeitet, hieß es in der Sitzung. Im Groben aber ist klar: An der Herstellung von Infrastruktur werden die Unternehmen beteiligt, der Zweckverband muss vorfinanzieren. Und bei der (aufzuteilenden) Gewerbesteuer sei zu bedenken, dass wegen der davon abhängigen Schlüsselzuweisungen sowieso nur ein sehr kleiner Teil bei den Kommunen verbleibe. "Viel wichtiger sind Arbeitsplätze und Wertschöpfung", sagt Knickrehm.

Schriftlich eingereichte Fragen der Gocher CDU-Fraktion und der Weezer SPD-Fraktion wurden zufriedenstellend beantwortet. Walter Meischner (CDU Goch) versicherte, seine Fraktion sei trotz der vorsichtshalber angesprochenen Fragen keinesfalls skeptisch, begrüße das Projekt vielmehr. "Wir sind keine Verhinderer!"

Ein kritischer Ton kam von einem Weezer Bürger. Landwirt Peter Lörks sorgt sich um den fortschreitenden Flächenverbrauch. "Schon durch die Auskiesung sind uns mehr als 100 Hektar verloren gegangen. Kann man Interessenten nicht besser Flächen am Flughafen anbieten?"

Doch denen fehle die unmittelbare Autobahnanbindung, die das Gebiet am Bössershof gerade so attraktiv mache. Zudem müssen Neuansiedlungen am Airport nach wie vor "flughafenaffin" sein.

(RP)
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