Kult-Festival in Weeze Welt aus, Parookaville an

Kevelaer · 80.000 Quadratmeter Fläche, 50.000 Besucher und 150 DJs aus der ganzen Welt: Das Electronic-Dance-Music-Festival in Weeze ist ein Ort der Superlative. Das Schöne daran: Ein fiktives Konzept wird Realität und alle machen einfach mit.

Parookaville 2016: Impressionen vom zweiten Tag
73 Bilder

Parookaville 2016: Impressionen vom zweiten Tag

73 Bilder
Foto: Gerhard Seybert

Wie hatte Bernd Dicks es noch genannt? "Wir werden die Ecke hier für ein Wochenende schön wuschig machen." Damit sollte der "Weezer Jung'" und einer von drei Köpfen hinter dem Elektro-Festival Recht behalten. Denn das, was am vergangenen Donnerstagmorgen mit der Anreise der ersten Campinggäste begann und der Abreise am gestrigen Sonntagabend endete, sucht nicht nur in der Region, sondern deutschlandweit seinesgleichen.

50.000 Anhänger der elektronischen Tanzmusik waren zum Airport gekommen. Wie zum Beispiel die drei Frauen aus Geseke bei Paderborn: Svenja Neuhaus, Katharina Heumann und Anja Sure hatten sich auf den Weg gemacht, um unter anderem Tujamo zu sehen, der mit 150 weiteren DJs, darunter international bekannte Branchen-Größen wie Tiesto, Afrojack, Steve Aoki und Felix Jaehn auf insgesamt zehn Bühnen auflegte. "Wir verbringen hier unseren gemeinsamen Mädels-Jahresurlaub", sagten sie am zweiten Festivaltag.

Da hatten sie und die anderen Glücklichen, die im Herbst eine Karte bekommen hatten, am Vorabend erstmals das im Vergleich zur Premiere etwas veränderte, vor allem in vielen Details aufgehübschte Festivalgelände gesehen. Und natürlich die imposante 36 Meter hohe und mehr als 80 Meter breite Hauptbühne, die vor allem in den - wieder einmal Selfie-tauglich trockenen - Abendstunden mit Lasern und Lichteffekten spektakulär in Szene gesetzt wurde und spätestens beim allabendlichen großen Feuerwerk für Gänsehaut bei den bis zu 25.000 Feiernden direkt davor sorgte. "Welt aus, Parookaville an", brachten es die Gesekerinnen auf den Punkt.

Und auch Bernd Dicks war bei der Pressekonferenz, die in der Nacht zu Sonntag Parookaville-typisch anders und entspannt auf dem Teppichboden sitzend im Artist-Backstage-Bereich stattfand, anzumerken, dass er sich nach wie vor hin und wieder erst selbst verdeutlichen muss, dass der Erfolg des Showkonzept-Festivals rund um den fiktiven Stadtgründer Bill Parooka real ist. "Es hat sich diesmal noch besser angefühlt, die Stimmung ist gigantisch, wir haben hier etwas Großes erschaffen", so Dicks. Sogar die Anreise der im Vergleich zum Vorjahr zahlenmäßig verdoppelten Besucher, vor deren Ausmaß die Veranstalter großen Respekt hatten, sei "reibungslos" verlaufen. Als Organisator eines solch großen Projekts trage das Team eine "riesen Verantwortung" und so gab ein sichtlich erleichterter und glücklicher Dicks zu, dass der Druck diesmal "immens groß für uns" gewesen sei.

"Die Gemeinde ist stolz auf die Jungs"

Dass sie damit bestens umgehen konnten, bestätigte auch Georg Koenen: "Die Gemeinde ist stolz auf die Jungs", so der Leiter des Ordnungsamts, der sich erneut, ebenso wie die Polizei, erstaunt und erfreut darüber zeigte, wie friedlich auch die zweite Auflage von Parookaville ablief.

Aus anderen Gründen zufrieden waren auch die Sponsoren wie Warsteiner und Penny, das einen 80 Stunden durchgehend geöffneten - und auch durchgehend frequentierten - 1800 Quadratmeter großen Supermarkt auf dem mehr als 150 Mal so großen Campinggelände stehen hatte. Bis Sonntagnacht waren dort rund 140.000 Dosen Bier (0,5 Liter), 21 Tonnen Eiswürfel, zehn Tonnen Grillfleisch und mehr als 18.000 Pizzastücke über die Laufbänder an den Kassen gegangen. Ebenso gut verlief der Verkauf der Parookaville-Merchandise-Artikel. Mützen, Shirts und mehr waren frühzeitig vergriffen, so dass den Fans nach ihrer Heimkehr jetzt nur noch der Klick im Internet dabei helfen kann, an die begehrten Festival-Devotionalien zu kommen. Selbst die Tätowierer, die stilecht im stadteigenen Gefängnis das PV-Signet oder den Schriftzug in die Haut der Parookaville-Bürger stachen, hätten am Ende "Schwielen an den Händen" gehabt, weil die Nachfrage so groß gewesen sei, so Dicks. Grund genug für ihn, abschließend von einer "herausragenden Teamleistung" zu sprechen.

Wohlgemerkt von einem Unternehmen mit Sitz in Weeze, drei Geschäftsführern aus Weeze und vielen involvierten Betrieben aus der angrenzenden Nachbarschaft. Dass da eine Wiederholung im kommenden Jahr feststeht, war beim nächtlichen Presse-Sit-In keine Frage. Die nach einer neuerlichen Vergrößerung hingegen schon. Worauf Dicks, während wenige Meter weiter der US-Star Steve Aoki auf der Bühne seine Show inklusive Pyrotechnik und Tortenwürfen aufführte, mit professioneller Bodenständigkeit und bewusst gewählter Knappheit antwortete: "Ja, es gibt Möglichkeiten zu wachsen." Ob man die nutzen wolle, ließ Dicks offen. Hier geht es zum Interview mit Organisator Bernd Dicks.

Nach den anstrengenden letzten Tagen und Wochen kein Wunder. Denn jetzt heißt es erst einmal wieder: Parookaville aus, Welt an.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort