Weeze Weezer Politik will mehr an Radfahrer und Fußgänger denken

Weeze · Warum mussten sich die Mitglieder des jüngsten Bauausschusses in Weeze Bilder von Millionenstädten und deren Umgang mit dem Autoverkehr ansehen? Weil Johannes Leurs, pensionierter Polizeibeamter und Verkehrsexperte, den Kommunalpolitikern vorführen wollte, was sich entwickeln kann, wenn nur an den motorisierten Verkehr gedacht wird.

Leurs, der schon vor Jahren in der Lenkungsgruppe zum Integrierten Handlungskonzept mitarbeitete, konnte sich darauf verlassen, dass die Weezer seine Einschätzung teilten: So wollen sie nicht leben - in anonymem urbanen Umfeld mit nichts als Häusern, Straßen, Autos. Dies bestätigten alle vier Fraktionen am Ende des Vortrags in einer Beschlussempfehlung an den Rat. Beantragt hatte die Debatte über das Thema übrigens die SPD-Fraktion. Der Bau- und Umweltausschuss erklärte sich mit dem vorgestellten Konzept einverstanden.

Das beinhaltet erst einmal keine konkreten Ideen, vielmehr rät Johannes Leurs zu einem umfassenden Verkehrsentwicklungsplan. "Sie sollten einen professionellen externen Verkehrsplaner ins Boot holen, der Ihnen hilft, die begonnene gute Entwicklung strukturiert fortzusetzen."

Denn ein Problem ist inzwischen erkannt: Bei der Stadtplanung wird zu wenig an die Belange von Radfahrern und Fußgängern gedacht. Dabei werden die Menschen in Weeze wie anderswo immer älter und damit, wie Leurs ausführte, tendenziell immer mehr zu Fußgängern. Denn Senioren fahren im Durchschnitt deutlich weniger Auto.

"Was Sie auch noch verbessern können, ist die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum und die Einheitlichkeit und Eindeutigkeit der Beschilderung."

Wenn Politik und Verkehrsexperte Grundlagen der künftigen Verkehrsführung erdacht haben, müssten unbedingt die Bürger einbezogen werden. "Ihre Erfahrungen und Ideen müssen unbedingt in die Planung eingehen", findet Johannes Leurs.

In den meisten Großstädten diene fast alles dem Autoverkehr, dabei gebe es eine Menge Radfahrer und Fußgänger, und es müsse im Interesse der Stadtverantwortlichen liegen, diese Quote noch deutlich zu erhöhen. Schon aus Umweltschutzgründen und wegen der Endlichkeit von Rohstoffen. Aber auch Gesundheit und Entspannung seien Gründe, dafür zu sorgen, dass dort, wo Menschen leben, nicht nur Auto gefahren wird.

Was Leurs den Weezern mit auf den Weg gab: "Mobilität ist steuerbar." Und auch in ländlicher Region solle durchaus darüber nachgedacht werden, vermehrt öffentliche Verkehrsmittel einzubeziehen oder sich Autos zu teilen (Car-Sharing). Leurs fordert Eltern auf, ihre Kinder lieber zu Fuß zur Schule zu bringen. Das sei ebenfalls gesünder.

Als jemand, der, obwohl er Gelderner ist, Weeze gut kennt, empfahl Leurs, insbesondere die Bahn-, Kardinal-von-Gahlen- und Gartenstraße kritisch zu beleuchten. Und sich intensive Gedanken um geeignete innerörtliche Radrouten zu machen. Nun soll eine Arbeitsgruppe aus Politik, Verwaltung und Experten zusammengestellt werden, die sich mit der Thematik "Nahverkehrsmobilität" beschäftigen wird. Zudem sollen die Kosten für die angedachten Maßnahmen ermittelt und - wenn die Politik dies wünscht - außerplanmäßig in den Haushalt eingestellt werden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort