Angst vor Altenheim Weezer Suizid: Was alte Menschen verzweifeln lässt

Weeze · Die Selbsttötung eines 88-Jährigen in Weeze hat nicht nur dessen Nachbarn schockiert, sie beschäftigt auch Fachleute. Dass es reine Verzweiflung war, die den alten Mann dazu brachte, sich zu verbrennen, ist die Überzeugung des Allgemeinmediziners Dr. Johannes Horlemann aus Wetten.

 Der 88 Jahre alte Mann hatte sich am Montag in seinem Garten nahe des Marktplatzes selbst angezündet. Er starb an den schweren Verletzungen.

Der 88 Jahre alte Mann hatte sich am Montag in seinem Garten nahe des Marktplatzes selbst angezündet. Er starb an den schweren Verletzungen.

Foto: Guido Schulmann

Dr. Horlemann gibt nicht den Heimen die Schuld daran, dass sie manchem Senior Angst machen. "Sie werden benötigt, keine Frage. Und es ist auch legitim, dass Angehörige sie zu ihrer eigenen Entlastung wählen." Der Arzt weiß, das nicht jeder alte Mensch für sich sorgen kann. Schon Alltagsdinge wie Essen kochen, für ausreichende Trinkmenge sorgen und den Körper pflegen fielen insbesondere Männern schwer - Frauen, die dies ihr Leben lang geübt haben, kämen damit meist länger zurecht.

Dennoch: Fremden sein Wohlergehen zu überlassen sei ein Schritt, den wohl kaum jemand gerne tue. Zumal die Versorgung in vielen Heimen sicher verbesserungsbedürftig sei. Nicht zu wissen, was einen erwarte, könne da sicher Ängste schüren. "Hinzu kommen psychische Erkrankungen, die heute immer häufiger auch alte Menschen betreffen. Depressionen treten auf, die oft nicht erkannt werden. Nur selten suchen sich Ältere in diesen Fällen Hilfe, und es ist auch für Angehörige nicht leicht, solche Erkrankungen festzustellen. Die Symptome sind andere als bei jüngeren Menschen." Entsprechend komme auch der Alterssuizid häufiger vor.

Dr. Horlemann sagt aus seiner langjährigen Erfahrung im Umgang mit alten Menschen, dass gute soziale Beziehungen für Senioren am wichtigsten seien. Um sich wohl zu fühlen, bräuchten gerade alte Menschen Kontakte - das müssten nicht unbedingt oder nur Angehörige sein, ebenso seien Nachbarn und Bekannte wichtig. "Sie möchten, dass ihnen ganz individuell Wertschätzung entgegenbracht wird." Im Heim ein Individuum zu bleiben, daran glauben wohl viele nicht.

(RP)
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