Alte Tradition wird wieder belebt Wenn Schützen um Eier würfeln

Kevelaer · Jahrzehntelang "dobbelten" die Schützen am Palmsonntag. Jetzt wird in Winnekendonk der Brauch wiederbelebt, der manchem Haushalt viel Rührei bescheren wird.

 Testlauf für das Eierdobbeln: Wilfried Pluciennik, Markus Schink, Hans-Gerd Frerix, Thomas Lohmann, Frank Berretz, Hermann Jacobs und Theo Brammen.

Testlauf für das Eierdobbeln: Wilfried Pluciennik, Markus Schink, Hans-Gerd Frerix, Thomas Lohmann, Frank Berretz, Hermann Jacobs und Theo Brammen.

Foto: Evers Gottfried

Wie gut, dass auch das Internet seine Grenzen hat. Wer dort den Begriff "Eierdobbeln" eingibt, bleibt im Grunde ratlos zurück. Von einer Dobbeltkrone in Skandinavien ist da die Rede oder von einem Schornsteinfegermeister, der im Ort Twieflingen-Dobbeln seine Dienste anbietet. Wer ganz lange weitersucht, findet immerhin doch noch den Hinweis auf Winnekendonk. Denn hier war das Eierdobbeln lange zuhause und soll jetzt wieder zurückkehren.

Es hatte früher im Ort an Palmsonntag Tradition. Nach dem Gottesdienst trafen sich die Schützen in der Vereinskneipe. Mit dabei hatten viele Schützen einen Korb mit Eiern. Denn am Palmsonntag stand das Eierdobbeln an. "Dobbeln" ist der plattdeutsche Ausdruck für Knobeln. In den Protokollbüchern der St. Sebastianus Bruderschaft wurde das Knobeln um Eier immer mal wieder erwähnt. Aber eher am Rande. Informationen über den Brauch zu bekommen ist nicht einfach. Schützen-Präsident Markus Schink hat die alten Dokumente noch einmal genau durchgesehen und herausgefunden, dass es das Eierdobbeln schon lange in Winnekendonk gegeben haben. Belegt ist das Eierknobeln auf jeden Fall seit 1947. Mitte der 80er Jahre erlebte die Tradition einen regelrechten Boom im Ort. Da sollen die Schützen teilweise bis zu 1000 Hühner- und Gänseeier verknobelt haben.

Das Dobbeln fand immer am Palmsonntag statt. "Es war vielleicht dem Sonntag geschuldet, das dann die kirchlichen Vertreter im Dorf ein Auge zudrückten, wenn Bier und Korn in der Fastenzeit getrunken wurde", so Markus Schink. Hintergrund ist, dass die Sonntage in der Fastenzeit nicht zu den 40 Tagen von Aschermittwoch bis Ostern zählen.

"Die Frauen werden sich dann sicher besonders gefreut haben, wenn der Ehegatte mit 60 Eiern nach Hause kam", berichtet Markus Schink. Es gab dann viel Rühr- und Spiegelei. Auch zauberten die Frauen viele Kuchen aus dem Eiervorrat. Für die Schützenbrüder war es vermutlich auch von Vorteil, dass man als Entschädigung für das Feiern und den "verdorbenen" Sonntag eine Palette Eier für die Frauen dabei hatte.

Mit dem Schließen der Vereinsgaststätte Schlütter 1999 sei der Brauch dann eingestellt worden. Jetzt soll er wieder lebendig werden. Denn die St.-Sebastian-Schützenbruderschaft Winnekendonk ist der Festgebende Verein der Kirmes. "Und da wollen wir mehrfach mit Aktionen an die Öffentlichkeit gehen", sagt Schink. So kam die Idee auf, auch wieder um Eier zu knobeln. Ein erster spontaner Testlauf ging schon mal für die RP über die Bühne. Die Schützen hoffen, dass sich möglichst viele anmelden, um am Samstag, 24. März, bei dem Spaß mitzumachen.

Der Verfahren ist einfach. Jeder, der mitmacht, kauft einen Coupon für fünf Euro und damit symbolisch zehn Eier zum Knobeln. In verschiedenen Würfelrunden gewinnt der Spieler mit den meisten "Augen" Eier als Gewinn.

Am Ende des Tages geht jeder mit seinen gewonnenen Eiern nach Hause. Wenn jemand besonders erfolgreich war, bekommt er am nächsten tag Besuch von einem Schützen, der dann eine ganze Palette vorbeibringt. Als besondere Aktion wird es auch Runden geben, bei denen es dann um ein Gänseei geht. Jeder ab 18 Jahren kann bei dem Spaß dabei sein.

Wann Das Eierdobbeln findet am Samstag, 24. März, von 14 bis 18 Uhr im Vereinslokal Kanders, Hauptstraße 34 in Winnekendonk statt. Was Wer mitmachen möchte, sollte sich umgehend anmelden, per Mail unter praesident@schuetzen.winnekendonk oder telefonisch unter 02832(979397. Gutscheine für Eier können vor Ort gekauft werden.

(zel)
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