Weeze Wie Weezer Flüchtlingen helfen

Weeze · Frans de Ridder ist einer der Ehrenamtler, die sich um die Asylbewerber in den Häusern am Airport Weeze kümmern. Er gibt einen Einblick in seine Arbeit, erklärt, was die Menschen brauchen und was nicht.

 Ehrenamtler Frans de Ridder (2. von rechts) kümmert sich um die Flüchtlingsfamilie Alaskari. Taghrid, Omran (7), Assam und Laith (5) Alaskari sind dankbar für die Hilfe. Glücklich ist die Familie trotz geglückter Flucht nicht. "Unser Leben wäre anders, wenn wir arbeiten dürften", sagt Taghrid Alaskari.

Ehrenamtler Frans de Ridder (2. von rechts) kümmert sich um die Flüchtlingsfamilie Alaskari. Taghrid, Omran (7), Assam und Laith (5) Alaskari sind dankbar für die Hilfe. Glücklich ist die Familie trotz geglückter Flucht nicht. "Unser Leben wäre anders, wenn wir arbeiten dürften", sagt Taghrid Alaskari.

Foto: Markus van Offern

Vater, Mutter und zwei Kinder blicken gebannt auf den kleinen Bildschirm. "Die Tomate", sagt eine Computerstimme. Das Gerät, das über Gemüsesorten so gut Bescheid weiß, hält Frans de Ridder in der Hand. Er ist zu Besuch bei Familie Alaskari. Deutsch müssen sie erst noch lernen. Die vierköpfige Familie war in Syrien zu Hause, bevor der Krieg kam und sie auf der Flucht über Tunesien, Libyen und das Meer von Italien nach Deutschland und schließlich nach Weeze kamen.

Frans de Ridder ist Rentner. "Das ist die große Erklärung, wie man das machen kann", sagt er mit Blick auf die syrische Familie neben ihm. Drei- bis viermal pro Woche ist er in dem Haus auf dem Gelände des Weezer Flughafens. "Es ist nicht so, dass ich das in Weeze als Einzelgänger mache", stellt er sofort klar. Aber exemplarisch erzählt de Ridder, wie Flüchtlingsarbeit funktionieren kann.

Gefragt hatte ihn sein Nachbar Georg Koenen, Ordnungsamtsleiter bei der Gemeinde Weeze. "Ich habe gedacht, das ist eine interessante Sache. Ich bin weit gereist in meinem Leben und habe viele Leute kennen gelernt. Die Arbeit mit den Flüchtlingen ist für mich die Gelegenheit, über den Tellerrand zu gucken", nennt er seine Motivation. Die Flüchtlingsfamilie habe er einfach als erstes gefragt, was sie fühlen und welche Probleme sie haben. Die Frau, Taghrid Alaskari, spricht Englisch. Sie übersetzt ihrem Mann, der nur Arabisch spricht. Spielerisch lässt de Ridder den 33-Jährigen auf Deutsch die Wochentage aufzählen. Das klappt gut. Die Sprache, die sei ein Problem. Die Gemeinde arbeite daran, einen gemeinsamen Deutschkursus für die Erwachsenen aufzustellen. Auch da sind Ehrenamtliche gefragt.

De Ridder ist da ganz Praktiker. Seinen kleinen Tablet-PC, der die verschiedenen Gemüsesorten kennt, hat er fast immer dabei. Dann hat er sich darum gekümmert, dass im Fernsehen nicht nur arabische Sender laufen, sondern auch ein deutscher Kinderkanal. Nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Erwachsenen, auch zum Lernen der Sprache. Ganz wichtig war auch eine funktionierende Internetverbindung. Neben Telefon die einzige Möglichkeit, mit den Verwandten, die oft in aller Welt verstreut sind oder noch in der alten Heimat, Kontakt aufzunehmen. Als Asam Alaskari einmal mit seiner Mutter in Syrien telefonierte, gab er das Telefon an de Ridder weiter und fragte ihn später, ob er im Hintergrund die Schüsse gehört habe.

Was die deutschen Behörden angeht, ist seine Frau Taghrid Alaskari bereits angekommen. Sie bekam schon eine Aufforderung, Fernsehgebühren zu bezahlen. Bisher wurde die Post gesammelt und an eine Firma in der Nähe des Flüchtlingswohnblocks gebracht. Die Post stapelte sich dort. Die Lösung war, die Namen an die Türen der Flüchtlingsunterkünfte anzubringen und die Post zu informieren.

Es sind Kleinigkeiten, die das Leben leichter machen. Ein Leben, das den Flüchtlingen nicht leicht fällt. Neun Personen wohnen in dem Haus auf dem Flughafengelände. Neben der Familie Alaskari sind da noch eine albanische Familie mit zwei Kindern und eine Afrikanerin. Sie teilen sich Wohnraum und Küche. "Ich versuche ihnen zu erklären, dass sie im Gegensatz zu anderen Flüchtlingen gut aufgestellt wird", sagt de Ridder.

Glücklich ist Taghrid Alaskari trotz geglückter Flucht nicht. "Unser Leben wäre anders, wenn wir arbeiten dürften", sagt die 29-Jährige. In seiner Heimat Syrien war ihr Mann Asam Alaskari Schreiner. "Sein Vater hatte eine Riesenschreinerei. Aber es ist alles dem Erdboden gleich gemacht", erzählt de Ridder die Geschichte der Familie nach. Und er stellt noch etwas klar. "Die sind nicht aus Spaß hier. Die Leute würden alle wieder zurück gehen, wenn kein Krieg wäre." Und es sind nicht alles arme Leute. "Wir hatten ein gutes Leben", bestätigt Taghrid Alaskari. Und sie möchte wieder ein gutes Leben haben. "Schon der Kinder wegen", sagt sie. Sie möchte so bald wir möglich ihr Wirtschaftsstudium zu Ende machen. Sie und ihre Familie haben die Bestätigung bekommen, dass sie drei Jahre bleiben dürfen. Auf ihre Papiere warten sie immer noch. Das Warten ist neben der Sprache ein großes Problem.

De Ridder weiß auch, dass er sich irgendwann von der Familie verabschieden muss, vielleicht, weil sie in einer anderen Stadt bessere Jobaussichten haben. "Es ist kein Familienersatz", betont er. Er ist Pate, ein Stück Wegbegleiter. Davon gibt es einige in Weeze, aber gerne noch mehr. Melden können die sich bei der Gleichstellungsbeauftragen Bahriye Altun unter Telefon 02837 7110.

(bimo)
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