Kevelaer Winnetou kommt nach Twisteden

Kevelaer · Der Sportpark der DJK Twisteden verwandelt sich Fronleichnam in eine Freilichtbühne. Das Team des Ferienlagers setzt zum 9. Mal ein Stück in Szene. Bei den Karl-May-Festspielen geht es diesmal um "Das Halblut".

Von Anfang an war Rafael Keuler der Bösewicht. Als die Idee zu einer eigenen Karl-May-Aufführung mehr aus einer Laune heraus bei den Betreuern des Ferienlagers der DJK Twisteden entstand, entschied er sich für die Rolle des Santer. Und diesen zwielichtigen Typen spielt er immer noch. "Es macht einfach Spaß, den Charakter zu entwickeln, diesmal gebe ich mich erst sehr freundlich und lasse den Bösewicht immer mehr durchblicken", erzählt Keuler.

Ohnehin macht die Improvisation den Reiz für die Darsteller aus. Es gibt zwar ein Drehbuch und einige Vorbesprechungen, die einzige gemeinsame Probe des Ensembles findet allerdings erst wenige Stunden vor der Aufführung statt. Diesmal geht es um die Geschichte "Das Halbblut" frei nach Motiven von Karl May. Wichtig ist, dass Winnetou und Old Shatterhand mit dabei sind und auf der Bühne mitten am Niederrhein echte Wild-West-Atmosphäre aufkommt.

Was einst als verrückte Idee entstand, ist zum echten Selbstläufer geworden. Inzwischen kommen rund 1500 Zuschauer zu dem Spektakel in Twistenden auf den Hoensberg. Alle zwei Jahre wird ein neues Stück auf die Freilichtbühne gebracht. Auch die wird für diesen Tag extra hergerichtet. Bänke werden aufgestellt, die Kulisse aufwändig gestaltet. Beim "Halbblut" hat ein zweistöckiger Saloon Premiere, den die Gruppe extra aufgebaut hat. Noch ist geheim, was es damit genau auf sich hat. Schließlich soll es eine Überraschung für die Besucher sein. Gregor Bettray vom Team verrät aber schon mal, dass der Sallon auch bis in den 2. Stock begehbar sein wird und geplant ist, dass ein Darsteller aus dem Fenster fallen soll. Damit er weich landet, werden dicke Matratzen platziert. Schließlich spielen hier keine professionelen Stuntmen, sondern rund 45 ehemalige und aktuelle Betreuer sowie "Kochmuttis" des DJK-Ferienlagers.

Auch Pferde sind mit dabei, in weiteren Aufführungen haben auch schon mal ein Esel und ein Hund mitgespielt. Doch die Vierbeiner werden sehr sparsam eingesetzt. Wenn die Kavallerie über die Bühne reitet, dann tut sie dies auf Steckenpferden aus Holz. Auch das ist ein Running-Gag, der sich durch alle Stücke zieht. Im Wilden Westen dürfen natürlich auch knackige Schießereien nicht fehlen. Die Schüsse kommen in Twisteden allerdings vom Band.

Die Aufführung ist integriert in die Jugend-Sportwoche der DJK Twisteden und ein Fest für das ganze Dorf. "Es sind locker 90 Prozent der Dorfbevölkerung da, entweder als Besucher oder auf der Bühne", meint Bettray. Aber inzwischen sind die Karl-May-Fans auch überregional auf das Event in Twisteden aufmerksam geworden. So sind auch immer wieder Besucher von außerhalb Gäste bei den Aufführungen.

Die Rechte für das Stück bekommt die Truppe vom Karl-May-Verlag Bamberg. Doch an der Vorlage wird sich nur grob orientiert. Wichtig ist eben die Improvisation. "Und bei den Dialogen gibt es immer wieder den ein oder anderen Insider-Witz, den nur Ortskundige dann verstehen", sagt Bettray. Und mancher nimmt die Rolle dann auch mit ins richtige Leben. Rafel Keuler hat sich längst daran gewöhnt, in Twisteden immer mal wieder "Santer" gerufen zu werden.

(RP)
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