Kleve 100 Jahre "Knast" in Kleve

Kleve · Vor einem Jahrhundert wurde der "Neubau des königlich preußischen Gefängnisses in Cleve" seiner Bestimmung übergeben. Zur Geburstfeier kam gestern NRW-Justizminister Thomas Kutschaty an die Klever Krohne-Straße.

 Im Geburtstags-Knast: JVA-Leiter Klaus-Dieter Schweinhagen und NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (v.l.).

Im Geburtstags-Knast: JVA-Leiter Klaus-Dieter Schweinhagen und NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (v.l.).

Foto: Klaus Stade

In Kleve gehört der Knast zum Stadtbild. Die Justizvollzugsanstalt steht mitten im Wohngebiet und die vergitterten Fenster sind Teil der Stadt. So, wie Gefängnisse Teil der Gesellschaft sind. So, wie zum Menschen das Grundprinzip Fehlbarkeit zählt. "Das gehört zum Leben", sagte gestern in seiner Rede zum 100. Geburtstag des Klever Gefängnisses an der Krohnestraße der stellvertretende Bürgermeister der Stadt, Joachim Schmidt. Die 228 Insassen dieser Anstalt seien ja auch für eine gewisse Zeit Mitbürger, die von 140 Beamten und Angestellten, die hier ihren Dienst an der Gesellschaft versehen, wieder an ein Leben ohne Straftaten herangeführt werden sollen.

In der Kapelle der Justizvollzugsanstalt wurde gestern mit geladenen Gästen aus Stadt, Kreis und Land der Geburtstag des Baus gefeiert - genau an dem Ort, an dem Kaiser Wilhelm II. weiland den Knast eröffnete, so JVA-Leiter Klaus-Dieter Schweinhagen in seiner Begrüßung. Nach der Kriegszerstörung wurde der Bau - allerdings deutlich schmuckloser - auf den alten Fundamenten 1952 wieder aufgebaut, allerdings ohne Frauenhaus. 1985 und 1996/97 wurde erweitert.

Grund für den Neubau waren Platz und Versorgungsprobleme für die zuvor auf der Burg inhaftierten Sträflinge- doch die Planung verlief schleppend, bis 1909 Wilhelm II. auf die Schwanenburg kam und dort ein Gefängnis vorfand - worüber der Kaiser nicht erfreut war, erinnerte Justizminister Kutschaty an die Geschichte des Gefängnisses in Kleve, die schon in napoleonischer Zeit auf der Burg ihre Anfänge gehabt habe. Wobei, so Kutschaty trocken, die Burg bis heute Sitz der Justiz geblieben ist. Und die Justiz ist mit Land- und Amtsgericht gewichtiger Bestandteil des städtischen Lebens in Kleve.

Das Gefängnis ließen die Klever nicht wie vom Kaiser gewollt draußen bauen, sondern setzten es recht nah an die Stadt heran, sagt der Minister. Gebaut haben die Anstalt die Gefangenen in großen Teilen selbst. "Die Idee, den Neubau in Eigenleistung hochzuziehen, hatte auch einen sozialen Hintergrund", erklärt Kutschaty.

Die Sträflinge sollten wieder die "vergessene" Arbeit lernen. Während man in der Gründerzeit noch auf Vergeltung und Sühne gesetzt habe, seien schon in den 1920er Jahren Reformbestrebungen mit dem Ziel der Erziehung und Besserung vorangetrieben worden. Bis 1933 die dunkle Zeit auch über den Strafvollzug hereinbrach. Im Hof der Anstalt erinnert heute ein Mahnmal an diese schwarzen Tage, in der in Kleve Menschen zu Unrecht inhaftiert waren - so wie Titus Brandsma, der später in Dachau umkam.

Seit 1977 stehe nun die Soziale Integration von Gefangenen im Mittelpunkt, schlug Kutschaty den Bogen in die Gegenwart. "Das ist eine verantwortungsvolle Aufgabe für die Bediensteten", so der Minister. Deren Engagement seien Grundlage und Garant für den Erfolg des Vollzugs.

Eine Aufgabe, für die Schmidt wiederum den Bediensteten die nötige gesellschaftliche Akzeptanz und Unterstützung seitens der Klever Bürgerschaft wünschte.

Zur Feier erschien die feine Festschrift "100 Jahre. Geschichte einer Anstalt" (Redaktion u.a. Heiner Frost), die, zumindest in kleiner Auflage, eine Veröffentlichung im Klever Buchhandel verdient hätte.

(RP)
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