Kreis Kleve 1100 zahme Zuchtenten zur Jagd ausgesetzt?

Kreis Kleve · Das "Komitee gegen den Vogelmord" hat Anzeigen gegen Revierpächter im Kreis Kleve gestellt. Jagdbehörde prüft.

 Wilde Stockente oder zahmes Hausgeflügel?

Wilde Stockente oder zahmes Hausgeflügel?

Foto: Archiv

Es sind schwere Vorwürfe, die das "Komitee gegen den Vogelmord" gegen viele Revierpächter im Kreis Kleve erhebt. Jäger sollen rund 1100 zahme Enten ausgesetzt haben, um die Tiere in der am kommenden Montag beginnenden Jagdsaison zu erlegen. Die betroffenen Gewässer — das Komitee nennt 18 im Kreis Kleve — seien in "regelrechte Abschussanlagen für Hausgeflügel" verwandelt worden, so das Komitee.

Bei den Tieren soll es sich um Hochbrutflugenten handeln. "Diese Rasse kann offenbar in der freien Natur nicht überleben und wird deshalb täglich mit Tonnen von Getreide und Mais gefüttert. Entsprechend sieht es an den Gewässern auch aus", sagt Komitee-Geschäftsführer Alexander Heyd.

Das Komitee hat deswegen Anzeigen wegen Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz sowie gegen die Bestimmungen des Landesjagdgesetzes gegen alle betroffenen Revierpächter erstattet. Dabei geht es um den Vorwurf der nicht ordnungsgemäßen Wildfütterungen. Heyd: "Wir erwarten, dass die Jagdbehörden einschreiten und die betroffenen Gewässer umfassend renaturiert werden". Außerdem hat Heyd die Untere Jagdbehörde beim Kreis Kleve gebeten, zu prüfen, inwiefern an mehreren Gewässern ein Verstoß gegen das Verbot des Aussetzens nicht heimischer Tierarten vorliegt. Im Raum steht die Frage, ob die Hochbrutflugente als Zuchtform der Stockente ein Wildtier oder ein zahmes Hausgeflügel ist.

Ruth Keuken, Presseprecherin des Kreises Kleve, bestätigte gestern den Eingang der Anzeigen bei der Unteren Jagdbehörde. "Wir werden das prüfen und alle Beteiligten anhören", kündigte Keuken an. Offenbar sei es schwierig zu beurteilen, um welche Art es sich bei den Enten genau handelt, und ob sie bejagd werden dürfen oder nicht, so die Pressesprecherin.

Unter den vom Komitee gelisteten Gewässern ist auch ein See in Moyland (Bedburg-Hau). Eigentümer ist Adrian Baron von Steengracht. Auf Anfrage beteuerte er gestern, dass es auf seinem Gewässer in der Vergangenheit zu Entenjagden gekommen sei. "Das ist allerdings in enger Abstimmung mit den Behörden und ganz nach den gesetzlichen Vorgaben geschehen", sagt der Baron.

Gleichwohl habe es in der Vergangenheit immer mal wieder "Turbulenzen" wegen dieser Jagden gegeben. Das bestätigte gestern auch Marion Schmickler, Pressesprecherin der Kreispolizei Kleve. Von einer Anzeige seitens des Komitees hatte von Steengracht bis gestern noch nichts gehört.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort