Bedburg-Hau 14-Jährige zieht in Erziehungscamp

Bereits Ende dieser Woche wird das erste Mädchen in die neue Jugendhilfeeinrichtung in Bedburg-Hau einziehen. Der Bauernhof war als das erste "Erziehungscamp" in NRW in die Schlagzeilen geraten.

 Das Haus "Ausblick" in Bedburg-Hau. Hier leben die verhaltensauffälligen Jugendlichen.

Das Haus "Ausblick" in Bedburg-Hau. Hier leben die verhaltensauffälligen Jugendlichen.

Foto: ddp

Die Vorbereitungen in dem ehemaligen Bauernhof in Bedburg-Hau laufen auf Hochtouren. Hier wird noch ein Vorhang angebracht, dort noch eine Blume aufgestellt. "Die Kinder und Jugendlichen sollen sich schließlich wohl und heimisch bei uns fühlen", sagt die Leiterin der Jugend- und Familienhilfe der Kaiserswerther Diakonie, Hilde Benninghoff-Giese. Ende der Woche soll eine 14-Jährige als erste Jugendliche in das Haus "Ausblick" einziehen, das Familienminister Armin Laschet (CDU) Anfang des Jahres als erstes Erziehungscamp in Nordrhein-Westfalen angekündigt hatte.

Benninghoff-Giese hält von der Bezeichnung allerdings wenig. "Wir sprechen lieber von einer Jugendhilfeeinrichtung oder einfach einer Wohngruppe." Ohnehin habe das Haus "Ausblick" am Niederrhein nichts gemein mit den aus den USA bekannten Erziehungscamps. "In Amerika werden Jugendliche gedrillt und gebrochen. Das ist keineswegs unsere Absicht", betont die Diakonie-Angestellte.

Auch Schulunterricht gehört dazu

Neben einem Antigewalttraining und Kochen gehört auch regelmäßiger Schulunterricht zum Tagesprogramm im "Ausblick". Die meisten der Heranwachsenden sollen dabei direkt im Haus unterrichtet werden. Nur, wer sich als absolut zuverlässig erweise, könne gegebenenfalls eine der umliegenden Schulen besuchen, sagt Benninghoff-Giese. "Ansonsten haben wir Bedenken, dass die Jugendlichen nach der Schule nicht zurückkommen."

"Kein unbegleiteter Ausgang"

Wichtig sei vor allem, dass die Jugendlichen bereit seien, sich zu verändern und Regeln anzuerkennen. "In der ersten Zeit werden sie zum Beispiel keinen unbegleiteten Ausgang bekommen, das schränkt das Leben schon ein", gibt Benninghoff-Giese zu bedenken. Besuche von Freunden oder Familienmitgliedern werden außerdem nur gestattet, wenn die Heimleitung den Kontakt für wünschenswert hält. "Sollten die Eltern ihre Kinder beispielsweise zum Diebstahl angestiftet haben, wird ein Besuch kaum erlaubt werden", sagt die Diakonie-Angestellte. Eltern, die ihre Kinder auf dem Weg der Veränderungen unterstützen wollen, seien hingegen in Bedburg-Hau willkommen.

Wegen der großen Nachfrage nach Plätzen im umgebauten Bauernhof prüft die Kaiserswerther Diakonie bereits, ob sie einen zweiten Standort eröffnen kann. "Wo das sein könnte, ist offen, denn am schwierigsten ist es, eine passende Immobilie zu finden", berichtet Benninghoff-Giese aus Erfahrung. Ziel der Diakonie ist es jedoch, bis spätestens Anfang 2009 einen zweiten "Ausblick" zu schaffen.

(ddp)
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