Kleve-Wardhausen 15-jährige Kleverin im Altrhein getauft

Kleve-Wardhausen · Die evangelische Pfarrerin Elisabeth Schell hat das Sakrament gespendet - obwohl sie erst Bedenken wegen des ungewöhnlichen Ortes hegte. Das katholische Kirchenrecht erlaubt eine Taufe - außer in Notfällen - nur in einer Kirche.

 Die evangelische Pfarrerin Elisabeth Schell tauft die 15 Jahre alte Annelie Jähnichen (rechts) am Altrhein nahe der Scleuse in Brienen-Wardhausen. Zahlreiche Gemeindemitglieder verfolgten die Zeremonie.

Die evangelische Pfarrerin Elisabeth Schell tauft die 15 Jahre alte Annelie Jähnichen (rechts) am Altrhein nahe der Scleuse in Brienen-Wardhausen. Zahlreiche Gemeindemitglieder verfolgten die Zeremonie.

Foto: Gottfried Evers

Selbst kann sich Annelie Jähnichen (15) nicht daran erinnern. Aber ihre Mutter hat ihr berichtet, dass es ein Film über das Wirken Jesu war, der in ihr schon als etwa Vierjährige den Traum erzeugte, einmal in einem Fluss oder See getauft zu werden. Gut ein Jahrzehnt hat es gedauert, bis der Traum wahr wurde. In diesen Tagen hat die evangelische Pfarrerin Elisabeth Schell, die gemeinsam mit ihrem Mann Martin für die Gemeinden in Materborn, Reichswalde und Bedburg-Hau seelsorgerisch tätig ist, die 15-Jährige im Wasser des Altrheins nahe der Schleuse in Brienen-Wardhausen getauft.

Bis es so weit war, hatte die Schülerin der Klasse 9 b am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Kleve einige Widerstände zu überwinden - vor allem bei Pfarrerin Elisabeth Schell. Die Seelsorgerin gibt zu, dass sie anfangs nicht begeistert war von dem Wunsch ihrer Konfirmationsschülerin. "Der Gedanke einer Taufe im Fluss ist fremd", meint die 56-Jährige. Die Seelsorgerin sah in dem Traum von Annelie Jähnichen einen gewissen "Event-Charakter", der die Taufe in einer Kirche "entwerte". "Dem wollte ich keinen Vorschub leisten", sagt Elisabeth Schell.

Doch die 15-Jährige ließ sich nicht entmutigen. Sie hielt an ihrem Vorhaben fest und führte lange Gespräche mit der Seelsorgerin. Das beeindruckte die Pfarrerin. "Annelie ist etwas Besonderes. Ihr Glaube hat mich sehr bewegt", berichtet Elisabeth Schell.

Als noch die Planung für einen ökumenischen Gottesdienst mit dem Schwerpunktthema "Wasser" mit der katholischen Gemeinde in Reichswalde anstand, schwanden die Bedenken der Pfarrerin gegen eine Taufe der 15-Jährigen im Fluss. Elisabeth Schell stimmte zu.

"Als meine Mutter und ich davon gehört haben, haben wir im Wohnzimmer gesessen und vor Freude geweint", berichtet Annelie Jähnichen. Ihrem Vater berichtete sie am Telefon, dass ihr Traum wahr werde. "Auch der hat sich auch riesig gefreut", sagt die 15-Jährige.

An die Taufe selbst hat die Schülerin "schönste" Erinnerungen. Zwar sei es ein sehr verregneter Tag gewesen, zur Taufe aber blieb Nass von oben aus. Die Sonne kam gar für die Zeremonie, an der rund 150 Menschen teilnahmen, hinter den Wolken hervor. "Die Täuflinge wurden gleichsam von der Sonne erleuchtet", berichtet Elisabeth Schell.

Annelie Jähnichen war nämlich nicht die Einzige, die sich im Altrhein taufen ließ. Nachdem bekannt geworden war, dass die 15-Jährige im Altrhein getauft werde, hatten sich aus der Gemeinde zwei weitere Familien für die Idee begeistert. Fünf Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 7 und 15 Jahren ließen sich im Altrhein taufen.

Pfarrein Elisabeth Schell glaubt dennoch nicht, dass sich künftig verstärkt junge Protestanten unter freiem Himmel taufen lassen wollen. "Das wird sicher die Ausnahme bleiben" vermutet die Seelsorgerin. Vieles müsse zusammenkommen, damit sie noch einmal solch einem Vorhaben zustimmen werde. Die Koppelung an einen Gottesdienst sowie die Einbindung der Gemeinde in die Feier nennt die 56-Jährige als wichtige Punkte.

Das katholische Kirchenrecht lässt laut dem Klever Propst Johannes Mecking eine Taufe außerhalb einer Kirch nicht zu - außer in Notfällen. Doch auch ohne diese Regelung würde der Katholische Seelsorger Taufen außerhalb von Gotteshäusern ablehnen. Die Taufe symbolisiere die Aufnahme in die Gemeinde und sei keine Privatsache. Zwar seien auch ihm schon Vorschläge gemacht worden, Kinder in Planschbecken im heimischen Garten oder in einem Whirlpool daheim zu taufen. Doch der Propst lässt sich dabei auf keine Diskussionen ein. "Man muss eine klare Grenze zeihen", meint Johannes Mecking. Eine ähnliche Haltung nimmt Pastor Alois van Doornick von der Pfarrei Heilig Geist in Kalkar ein. "Mit der Taufe wird ein Kind in die Kirche aufgenommen. Da sollte es auch in eine Kirche gebracht werden."

(RP)
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