Kreis Kleve 200 Kinder erobern Klever Audimax

Kreis Kleve · Bei den Veranstaltungen der "Kinder-Universität" der Klever Hochschule Rhein-Waal (HRW) können sich Achtjährige als Studenten fühlen. Die nächsten Vorlesungen für den Nachwuchs sind am 22. Januar und am 19. Februar vorgesehen.

 Professor Jens Gebauer (Gartenbau- und Agrarwissenschaften) erzählte den zahlreichen jungen Zuhörern im Klever Audimax nicht nur viel Interessantes über den Baobab-Baum. Der Wissenschaftler musste auch zahlreiche Fragen der Kinder beantworten.

Professor Jens Gebauer (Gartenbau- und Agrarwissenschaften) erzählte den zahlreichen jungen Zuhörern im Klever Audimax nicht nur viel Interessantes über den Baobab-Baum. Der Wissenschaftler musste auch zahlreiche Fragen der Kinder beantworten.

Foto: Gottfried Evers

Obwohl die Kinder im Kreis Kleve durch den Ganztag täglich ziemlich viele Stunden in der Schule verbringen, ist damit ihr Lernhunger offenbar noch nicht gestillt. Jedenfalls besuchten die jüngste Vorlesung der "Kinder-Uni" an der Hochschule Rhein-Waal rund 200 Jungen und Mädchen. Lauter vielversprechende Acht- bis Zwölfjährige, die schon in diesem zarten Alter akademische Luft schnuppern wollen. Professor Jens Gebauer bewies sich dabei nicht nur als Kenner des Affenbrotbaums (botanisch Baobab), sondern auch als guter Pädagoge.

Studieren finden die Jungen "obercool" — allein schon wegen der ungewöhnlichen Klassenzimmer. "Boah, wie im Kino", staunte ein Knirps und kletterte gleich bis in die höchste Sitzreihe des Audimax hinauf. Bevor Jens Gebauer jedoch loslegte, rief er ihn und andere Gipfelstürmer etwas näher zu sich. Und gestand, dass auch ihm selbst der riesige Saal fremd sei: "Hier durfte ich noch nie eine Vorlesung halten." Was vielleicht an seiner Fakultät liegt. Als "Professor für Gartenarbeit" (Originalton Johannes beim abendlichen Erzählen) hat er wohl eher mit Gewächshäusern zu tun.

Gebauer stellte sich, wie sich das gehört, den jungen Hörern erst einmal selbst vor: Studiert hat er an der Humboldt-Universität Gartenbau- und Agrarwissenschaften, es folgte die Promotion im Bereich Obstbau. "Promotion bedeutet, dass man ,Doktor' vor seinen Namen schreiben kann, ohne Arzt zu sein." Viel spannender: Nach der Uni-Zeit verbrachte der Wissenschaftler zwei Jahre bei einem Forschungsprojekt im Sudan. Und dazu passend hatte er für die Kreis Klever Kinder auch ein "tropisches Thema" mitgebracht: Es ging um den Baobab, den imposanten Baum der Savanne.

Dazu kann man Kindern manches erzählen und auf Fotos zeigen, was sie interessiert (wie seine Früchte schmecken, wie groß der Baum im Vergleich zu einem Auto ist, welche Affen auf ihm turnen), und solche Dinge, die weniger spannend scheinen: "Blattdimorphismus" zum Beispiel. Weil das Wort so schön schwierig ist, haben Johannes und bestimmt viele andere sich dennoch gemerkt, was es bedeutet: Die Blätter jenes tropischen Baumes können sowohl einfach als auch vielfach gegliedert sein. Wie diejenigen der Rosskastanie, was Gebauer zu dem Schwenk veranlasste, dass er die niederrheinischen Esskastanien liebe.

Überrascht war der Hochschullehrer über die zahlreichen Finger, die sich immer wieder hoben — Fragen stellen in der Vorlesung ist ja eher nicht üblich. Es sei denn, der "Prof." will etwas wissen. Zum Beispiel, wer denn das Buch "Der kleine Prinz" kennt. Darin ist nämlich auf Seite 23 ein riesiger Affenbrotbaum auf dem winzigen Planeten des Prinzen abgebildet. Wer das Buch noch nicht kennt — Weihnachten naht, erinnerte Gebauer.

Gewinner der Veranstaltung waren solche Hörer, die einen blauen, roten oder schwarzen Punkt auf ihrem Kinder-Studentenausweis hatten. Die durften am Ende nämlich Baobab-Produkte probieren — von Saft bis Schokoriegel gibt es davon zahlreiche im Drogeriemarkt.

Johannes hatte keinen Punkt, was ihn etwas traurig stimmte. Die "Nullen und Einsen" zum Anfassen (22. Januar) richten sich eher an Mathe-Genies. Keinesfalls verpassen will er das Thema "Der Roboter — Science Fiction oder Alltag" am 19. Februar. Übrigens beginnen auch die Kinder-Vorlesungen "cum tempore" — eine Viertelstunde nach der vollen Stunde. Das sollten Grundschullehrer, die sich über Verspätungen ärgern, berücksichtigen.

(RP)
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