Kalkar 2016 Spendenaktion für Konzertflügel in Kalkar

Kalkar · Manche würden gern schon heute ein neues Klavier im Ratssaal haben. Stadt und Politiker wollen erst 2016 über weitere Planungen sprechen. Fest steht: Die Stadt hat kein Geld, um ein neues Instrument zu kaufen.

 Auch Klavierbauer Georg Neinhuis ist mit dem Zustand des Konzertflügels im Kalkarer Rathaussaal nicht zufrieden.

Auch Klavierbauer Georg Neinhuis ist mit dem Zustand des Konzertflügels im Kalkarer Rathaussaal nicht zufrieden.

Foto: Evers

Wilfried van Haag aus Kalkar gehört zu jenen Bürgern, die sich für ihre Stadt einsetzen - für Geschichte und Kultur im Allgemeinen, Kunst und Musik im Besonderen. So auch für den mehr als 100 Jahre alten Ibach-Flügel, der im Kalkarer Ratssaal steht und nicht nur in van Haags Ohren ausgedient hat. Sein Anliegen trug er unter anderem in der Ratssitzung vergangene Woche vor, wandte sich nun noch mal mit einer Idee an Andreas Stechling, Fachbereichsleiter Bürgerdienste der Stadt Kalkar. "Ich würde gerne eine Vergleichspräsentation organisieren", sagt van Haag. Den alten Ibach gegen ein aktuelles Modell antreten lassen. Am liebsten noch vor der Bürgermeisterwahl am 13. September.

Für Klavierbauer Georg Neinhuis, der selbst auch nicht mehr überzeugt ist vom Klang des Flügels, kommt dieser Vorschlag nicht in Frage. Der Aufwand wäre viel zu groß. Allein vier Männer würden gebraucht, um einen Leihflügel in den ersten Stock des Ratssaals zu transportieren. "Die Kosten würden sich auf etwa 1000 Euro belaufen", sagt Neinhuis. Und: "Das Ganze hat auch Zeit bis nach der Bürgermeisterwahl", meint der Klavier-Experte.

Harald Münzner von der Stadt Kalkar sieht das ähnlich. "Wir können und wollen uns nicht raushalten, wenn es um den Flügel im Ratssaal geht", sagt Münzner. Aber übers Knie brechen wolle man nichts. Er denkt vielmehr an eine Konzertreihe, die mit Musikern organisiert werden könnte, um Spenden für ein neues Instrument zu generieren. So wie es Professor Burgoslaw Jan Strobel bereits vorgeschlagen hatte. Zu ihm habe Münzner guten Kontakt, mit ihm und Georg Neinhuis will er 2016 planen.

Fest steht: Gar kein Flügel ist für keinen der Beteiligten eine Option. So auch nicht für Jürgen Wenten, Fraktionsvorsitzender Freie Bürger für Kalkar (FBK): "Dafür gibt es zu viele Klassik-Freunde in der Stadt." In der Partei will man sich nach dem Wahlkampf mit dem Thema befassen. Dazu benötigt Wenten aber noch ein paar Informationen mehr, vielleicht ein Gutachten.

Lutz Kühnen vom Forum Kalkar kann die Qualität des Flügels selbst auch nicht beurteilen, er ist aber offen für Ideen aus der Bevölkerung. Trotzdem steht beim Forum auch erstmal die Wahl am 13. September ganz oben auf dem Programm - ehe man über einen Flügel spricht. Das Forum-Mitglied gibt zu bedenken, dass die Finanzlage in Kalkar nicht gut sei. "Es gibt viele Dinge in der Stadt, in die wir eher investieren müssen", sagt Kühnen. Gemeint sind damit Schulen und Kitas, marode Hallendächer und bröckelige Brücken, deren Erneuerung nicht von Land oder Bund getragen werden. "Es geht um die freiwilligen Leistungen", erklärt der Forum-Fraktionsvorsitzende.

Klaus-Dieter Leusch (SPD) fügt weitere Projekte hinzu, die Vorrang haben müssen. Zum Beispiel die Interessengemeinschaft Kalkar Aktiv, für die mehr Reklame gemacht werden soll oder das Dorflädchen in Grieth. Auch die Sozialdemokraten haben gerade andere Sorgen als einen Flügel.

Zwar kein Experte, dennoch ein Besucher der Konzerte im Ratssaal ist Willibald Kunisch von den Grünen. "Eine Disharmonie konnte ich bisher noch nicht so feststellen", sagt er zur Qualität des Instrumentes. Erst durch den Bericht der Rheinischen Post sei er auf das Thema aufmerksam geworden. Zwar will er in der Fraktion den Ibach mal ansprechen, "aber Geld haben wir nicht, um einen neuen Flügel zu kaufen", sagt Kunisch.

Die ersten Fraktionssitzungen sind in Kalkar für den Oktober terminiert, dann wollen die Politiker über den Ibach sprechen. Denn in einem Punkt geben sie Wilfried van Haag alle recht: Ein guter Flügel im Rathaussaal ist wichtig.

(RP)
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