Kalkar 2,7 Millionen für Kalkars Campus nötig

Kalkar · Längst geht es nicht mehr nur um die Kosten des Ringtausches. Die Schulen im Schulzentrum sind in so schlechtem Zustand, dass erhebliche Sanierungen nötig sind. Investitionen in Brandschutz, Elektrotechnik und Ausstattung.

 Erst im Frühjahr 2018 wird saniert und umstrukturiert; das Schuljahr '18/'19 soll dann in einem modernen Schulzentrum starten.

Erst im Frühjahr 2018 wird saniert und umstrukturiert; das Schuljahr '18/'19 soll dann in einem modernen Schulzentrum starten.

Foto: Markus van Offern

Die Stimmung war angespannt bis gereizt. Dass doppelt so viel Geld fürs Schulzentrum nötig ist wie zunächst angenommen, lässt die Stadtverwaltung in keinem guten Licht dastehen. Und auch das planende Architekturbüro musste sich unbequeme Fragen gefallen lassen. Beide wendeten die Schelte, die sie einzustecken hatten, um und monierten, dass früher Verantwortliche sich offenbar nicht um die Kalkarer Schulen gekümmert hätten. Überwiesenes Geld für die "Schulpauschale" wurde für andere Zwecke ausgegeben, derweil vergammelten die über 40 Jahre alten Gebäude von Hauptschule, Gymnasium und wohl auch der Realschule. Die Baukörperuntersuchungen aus Anlass der Umstrukturierung brachten die Wahrheit an den Tag: 2,7 Millionen Euro sind nötig, um die Grundschule ins Zentrum aufzunehmen, die Gymnasiasten in die frühere Hauptschule umziehen zu lassen und die Gebäude auf einen technisch guten Stand zu bringen.

"Wenn man nichts täte, müssten Sie die Schulen dennoch nicht schließen", machte Architekt Gunnar Ader klar. Viele Schwächen, bezogen vor allem auf den Brandschutz und die Elektrik, seien ja zu ihrer Zeit genehmigt worden und im Einklang mit dem (damaligen) Baurecht. Die Anlagen genössen deshalb Bestandsschutz. Nach heutigen Maßstäben gibt es aber, wie es in der Verwaltungsvorlage zum Schulausschuss stand, "diverse bauordnungs- und arbeitsstättenrechtliche Unstimmigkeiten". Weil die erst vor wenigen Monaten festgestellt wurden, habe man davon Abstand genommen, die Gewerke auszuschreiben, die eigentlich schon in den vergangenen Sommerferien umgesetzt werden sollten. Der Verwaltung war wichtig zu betonen, dass die enorme Kostensteigerung nicht den geplanten Ringtausch betrifft, sondern dass die Aufarbeitung der Mängel "aus sich heraus auf jeden Fall künftig erforderlich geworden wäre." Oder, wie es Bürgermeisterin Britta Schulz kurz zusammenfasste: "Die festgestellten Mängel haben mit dem Ringtausch nichts zu tun." Fast alle Fraktionen zeigten sich dennoch erbost über die Entwicklung und schimpften ausdauernd, bis am Schluss der kombinierten Sitzung von Schul- und Hauptausschuss dann doch beschlossen wurde, die "Maximalvariante" zum Preis von 2,7 Millionen Euro umzusetzen.

Denn abgesehen von eher theoretischen Überlegungen, die etwa Walter Schwaya (SPD) anstellte - warum muss Kalkar tolle Schulen für Kinder zur Verfügung stellen, die zur Hälfte aus anderen Kommunen kommen? - sind die anstehenden Arbeiten alternativlos. 45 Jahre alte Installationen, die als nicht mehr sicher gelten, Fluchttüren, die haken, eine Klingelanlage, die für Feuer- oder Amokalarm nicht taugt, veraltete Beleuchtung, eine Verkabelung, die sich mit moderner EDV nicht verträgt - all das sei geeignet, den Schulstandort unattraktiv zu machen, sagte Günter Pageler (FBK). Der eindringliche Appell von Direktorin Susanne Janßen, die Zukunft der Kalkarer Schulen nicht aufs Spiel zu setzen, brachte schließlich alle auf Kurs; auch CDU und Grüne, die die Verwaltung zuvor sehr in die Zange genommen hatten, stimmten letztlich der teuren Sanierung zu. Dirk Altenburg vom Forum mahnte: "Einen solchen Investitionsstau darf es nie wieder geben!"

Nach Abzug der Fördermittel bleiben für die Stadt 750 000 Euro, die durch Kredite aufgebracht werden müssen. Kämmerer Jaspers wird all dies in den nächsten Haushaltsplan einrechnen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort