Bedburg-Hau-Qualburg 35 Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr

Bedburg-Hau-Qualburg · Wenn der Pieper geht, ist das für Michael Rausch wie ein Startschuss. Er lässt alles stehen und liegen und macht sich auf den Weg. Der führt den 51-Jährigen aus Qualburg geografisch meist nicht weit - zum nahegelegenen Feuerwehrdepot seines Stadtteils. Dort ist er bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv und das seit 35 Jahren. Seine Frau Maria Rausch muss dafür auch mal zurückstecken. "Wenn ein Notruf kommt, springt er auf, und weg ist er", sagt sie lächelnd.

 Der Löschgruppenzug Qualburg besteht aus 22 Männern und zwei Frauen. Sie helfen bei bei Wasserschäden, Autounfällen, der Beseitigung von Ölspuren oder als Brandsicherheitswache.

Der Löschgruppenzug Qualburg besteht aus 22 Männern und zwei Frauen. Sie helfen bei bei Wasserschäden, Autounfällen, der Beseitigung von Ölspuren oder als Brandsicherheitswache.

Foto: Gottfried Evers

Nicht nur, wenn der Pieper ruft, kommen die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr zusammen. Jeden zweiten Dienstag treffen sie sich außerdem am Depot und frischen ihr Fachwissen auf. Das kann in Form eines Erste-Hilfe-Kurses oder der Kontrolle von Hydranten geschehen, aber auch in gemeinsamen Übungen mit den anderen Löschgruppen aus Bedburg-Hau. Jährlich messen sich die Männer und Frauen zusätzlich bei einem Leistungswettkampf in Goch. Vergangene Woche informierte sie ein Mitarbeiter der Kreispolizeibehörde über Opferschutz.

24 Freiwillige sind derzeit bei der Löschgruppe Qualburg aktiv. Sie sind zwischen 18 und 62 Jahren alt. Wer noch nicht volljährig ist, kann sich bei der Jugendfeuerwehr engagieren. Ehrenamtliche, die älter als 63 Jahre sind, gehen über in die Alters- und Ehrenabteilung. Voraussetzung, um bei der Freiwilligen Feuerwehr mitmachen zu können, ist der bestandene medizinische Eignungstest G26. "Das bedeutet, man ist körperlich fit und atemschutzgerättauglich", erklärt Löschgruppenführer Tim Reimer (31).

Zu den Aufgaben der Freiwilligen gehören nicht nur Einsätze bei Bränden, sondern auch - fast häufiger - bei Wasserschäden, Autounfällen, der Beseitigung von Ölspuren oder als Brandsicherheitswache auf Festen wie dem Weihnachtsmarkt auf Schloss Moyland. Sie begleiten den Martinszug in Qualburg sowie den Tulpensonntagszug in Hasselt. Claus Ufermann, stellvertretender Löschgruppenführer, betont: "Uns ist wichtig, dass jeder für jeden da ist und wir den Menschen helfen", sagt der 49-Jährige. "Wir sind quasi so etwas wie ein Dorfverein."

Besonders im Gedächtnis geblieben ist der Qualburg-Truppe das Hochwasser von 1995. "Damals hat sich die Niers gestaut, und auch der Rhein war total voll", erinnert sich Löschgruppenführer Tim Reimer. tagelang waren sie in den benachbarten Niederlanden und haben geholfen, die Deiche zu festigen. "Und als ich nach Hause kam, stand auch bei mir im Keller das Wasser", sagt Michael Rausch.

Sein ehrenamtliches Engagement sei nur deswegen möglich, weil er beruflich und privat viel Unterstützung bekomme, erzählt der 51-Jährige, der hauptberuflich in der ambulanten psychiatrischen Krankenpflege der LVR-Klinik in Bedburg-Hau arbeitet. Wer außerdem mehr als 15 Minuten vom Einsatzort entfernt unterwegs ist, sei nicht verpflichtet zu kommen, berichtet er. "Und damit gemeint ist die Zeit vom Notruf über das Fahren zum Depot, Anziehen der Schutzkleidung und Eintreffen am Unfallort", sagt Tim Reimer. Michael Rausch betont: "Ich habe auch noch ein Privatleben. Wenn ich es zu einem Einsatz nicht schaffe, geht es eben nicht."

Von dem Geld, dass die Freiwillige Feuerwehr Qualburg über Maria Rausch, die im Vertriebsservice arbeitet, von der Volksbank Kleverland erhalten hat, bezahlen die 22 Männer und zwei Frauen einen Teil der Kosten für einheitliche Blousonjacken. "Die Arbeitskleidung kriegen wir natürlich gestellt", sagt Michael Rausch. "Aber für alles, was darüber hinausgeht, müssen wir privat aufkommen." Er begründet sein Engagement mit einem Wort: "Idealismus."

(RP)
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