Kleve 36-Jähriger erhängt sich in der JVA Kleve mit Fernseher-Kabel

Kleve · Leblos hat ein Angestellter der Justizvollzugsanstalt (JVA) Kleve einen 36 Jahre alten deutschen Strafgefangenen, der aus Dinslaken stammt, am Samstag um 14.03 Uhr in dessen Einzelzelle aufgefunden. Wiederbelebungsversuche durch den sofort herbeigerufenen Sanitätsdienst sowie durch den Notarzt blieben erfolglos. Die teilte die JVA, die auch die Mutter und die Freundin des Mannes informiert hat, gestern mit.

Der Gefangene hing laut JVA-Leiter Klaus-Dieter Schweinhagen (62) an einem Fenster. Offensichtlich hatte der Häftling sich daran mit einem Fernseher-Kabel stranguliert. "Es deutet alles auf einen Suizid hin", sagte der JVA-Leiter. Eine Obduktion der Leiche soll im Laufe dieser Woche Gewissheit bringen.

Der Dinslakener verbüßte in der Klever JVA seit dem 11. September 2013 mehrere Strafen wegen Betruges, Diebstahls und Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz. Der 36-Jährige wäre am 6. März 2015 entlassen worden.

Zwar deutete im Verhalten des Gefangenen laut Klaus-Dieter Schweinhagen nichts auf einen bevorstehenden Suizid hin. Der 36-Jährige, der eine lange Drogen-Karriere hinter sich und mehrere Therapien erfolglos abgebrochen hatte, sei gerade in jüngster Zeit jedoch psychisch auffällig - "wahnhaft" - gewesen. Wegen seiner Auffälligkeit war der Dinslakener vom Fachbereichsleiter Forensik in der Bedburg-Hauer Landesklinik, Jack Kreutz, behandelt worden - auch mit Medikamenten. Zudem stand der Häftling unter besonderer Beobachtung durch das JVA-Personal. Alle zehn Minuten sei laut dem JVA-Leiter eine "Lebenskontrolle" erfolgt - die letzte am Samstag um 13.55 Uhr.

"Dass es trotz allem zu einem Suizid kommt, kann man in einem Gefängnis nicht ausschließen", meint Klaus-Dieter Schweinhagen. Auch für seine Mitarbeiter in der JVA sei dies immer sehr belastend und müsse psychologisch aufgearbeitet werden.

Bereits drei Selbsttötungen hat der 62-Jährige, der nach drei Jahrzehnten in der JVA Geldern-Pont seit 16 Monaten die JVA Kleve leitet, bereits miterleben müssen. In Geldern - einem Langzeit-Gefängnis - seien es vergleichsweise sehr viel weniger gewesen. In Kleve säßen viele in U-Haft, verbüßten nur kurze Strafen oder hätten erhebliche Drogenprobleme. Solche Gefangenen sind nach Meinung des Klever JVA-Leiters viel schlechter einzuschätzen als Langzeit-Gefangene, die das Personal besser kennenlernen und mit denen es kontinuierlich über einen längeren Zeitraum "arbeiten" könne.

(RP)
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