Kreis Kleve Airport kann bald Zinsen zurückzahlen

Kreis Kleve · Die Ertragslage des Weezer Flughafens hat sich deutlich gebessert. Deshalb sollte es künftig möglich sein, die Zinszahlungen für den Kredit des Kreises zu leisten. Hoffnung auf gutes Jahr 2016 mit neuen Ryanair-Zielen.

Wie ein Damoklesschwert schwebte lange Zeit die Jahreszahl 2016 über dem Flughafen Weeze: Bis Ende des kommenden Jahres ist der Vertrag zwischen dem Kreis Kleve und dem Niederrhein-Airport festgeschrieben. Seit 2011 leistet der Flughafen keine Zinszahlungen mehr, sondern tauscht seine Verpflichtungen gegen Besitzanteile. Da so nur wenige Prozent Miteigentum zustande kommen und der Airport sowieso privat bleiben soll, ist die Politik froh, dass sich eine Änderung abzeichnet: Beide großen Kreistagsfraktionen gehen davon aus, dass ab dem kommenden Jahr Zinsen bezahlt werden. Denn die wirtschaftliche Situation des Airport hat sich deutlich gebessert.

Beide Landratskandidaten - der amtierende und der Herausforderer - haben in RP-Gesprächen angedeutet, sie gingen davon aus, dass es bald ein Ende habe mit den Umwandlungen in Gesellschaftsanteile. "Ich habe immer gesagt, dass es einen Kapitalrückfluss geben muss, und ich gehe davon aus, dass auch Flughafen-Geschäftsführer Ludger van Bebber daran interessiert ist, dass alles in vernünftigen Bahnen läuft", sagt SPD-Kandidat Jürgen Franken. Wenn Wähler über den Kreis-Kredit an den Airport schimpften, sage er immer, dass der vorwiegend privat finanzierte Airport Weeze ohne Betriebskostenzuschüsse auskomme - "das ist schon außergewöhnlich". Und wenn Ende 2016 die vertragliche Bindung auslaufe, sei ein neuer öffentlicher Kredit kein Thema. "Wer Bilanzen lesen kann, der sieht, dass sich Weeze gut am Kapitalmarkt bedienen kann."

Auch Landrat Wolfgang Spreen hat versichert, sich aktuell wenig Sorgen um den Airport zu machen. Zudem müsse sich der Kreis wegen seines Engagements gegenüber den Steuerzahlern nicht herausreden: "Die Finanzierung ist, wie die EU-Kommission festgestellt hat, zu marktgerechten Preisen erfolgt und mit dem Wettbewerbsrecht vereinbar."

CDU-Kreisvorsitzender Dr. Günther Bergmann wies darauf hin, dass der Flughafen seinen Verpflichtungen nachkomme. Und: "Die wirtschaftliche Situation gibt es her, künftig Zinszahlungen zu tätigen." Nach der Wahl, glauben beide politischen Seiten, wird über die Zeit nach 2016 gesprochen werden.

Zur Erinnerung: Es war ein Schock, als Ryanair, die einzige Airline, die den Flughafen nutzt, 18 ihrer Verbindungen ab Weeze strich mit dem Hinweis auf die deutsche Luftverkehrsabgabe. In den Niederlanden war die Abgabe bekanntlich auch mal eingeführt, dann aber wegen ihrer negativen Auswirkungen auf die Branche wieder gestrichen worden. Seitdem gilt das Nachbarland samt seinem grenznahen Flughafen Eindhoven als deutlich günstiger für die Fluggesellschaften - was sich nicht unbedingt an den Ticketpreisen ablesen lässt.

Um den Airport trotz schwieriger Bedingungen finanziell abzusichern, haben die Flughafen-Geschäftsführung und Ryanair ihre Zusammenarbeit neu geregelt. Nach dem neuen Geschäftsmodell soll der Airport mittelfristig auch mit zwei Millionen Passagieren existieren können; die früher angepeilten drei Millionen wird es so schnell wohl nicht geben. Zudem wirken sich Geschäfte im nicht-fliegerischen Bereich positiv aus - die Solaranlage (die Fläche wurde 2014 an den Kreis verkauft), Vermietungen, das Parkgeschäft.

Übrigens wurde in diesen Tagen der 20-millionste Passagier in Weeze begrüßt. Aktuell ist der Sommerflugplan 2016 in Vorbereitung. Wie immer hofft man in Weeze auf mehr und neue Ziele, die schon im Herbst buchbar sein sollten.

Auch der Niederrhein könnte in den kommenden Jahren von der Vielzahl neuer Maschinen profitieren, die Ryanair gekauft hat. Der Gesellschaft geht es wirtschaftlich bestens, sie transportiert in diesem Jahr 100 Millionen Menschen innerhalb Europas - so viele wie Lufthansa weltweit. Weil das Verhältnis von Umsatz und Gewinn bei Ryanair um ein Vielfaches günstiger ist, steht die Airline an der Börse bestens da. Dass es "nur" die Airline Ryanair ist, die den Niederrhein-Airport am Leben hält, will van Bebber deshalb nicht hören. Die Iren seien ein ganz starker Partner. Wenn auch einer, der (siehe die Reaktion auf die Ticketsteuer) schon mal gerne Druck macht.

(RP)
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