Kleve Allein im Freibad - eine Saison ohne Sommer

Kleve · Sonntag wurde das Freizeitbad Sternbusch geschlossen. Die Besucherzahl war mit 56.000 bescheiden. Pro Tag müssen die Klever Stadtwerke 3000 Euro zur Kostendeckung zuschießen.

 Allein im Schwimmbad: 31 000 Gäste kamen in der gestern beendeten Saison weniger als 2013.

Allein im Schwimmbad: 31 000 Gäste kamen in der gestern beendeten Saison weniger als 2013.

Foto: G. Evers

Die Bilanz des Klever Freizeitbads Sternbusch für die Saison 2014 fällt ernüchternd aus. Kann sie auch nur, wenn man in Breitengraden ein Bad betreibt, in denen der Sommer auf eine Woche im Juli fällt.

NRW zweitkältestes Bundesland im Sommer

Sonst eine der wärmsten Regionen Deutschlands, war NRW laut Deutschem Wetterdienst mit 16,8 Grad das zweitkälteste Bundesland im Sommer 2014. Zudem gehörte es mit 306 Liter pro Quadratmeter zu den Regionen mit dem meisten Niederschlag. Wer einmal ein Freibad mit allen Becken für sich alleine haben will, der hatte dazu auch in der vergangenen Woche gute Chancen.

30.000 Gäster weniger als 2013

 Entwurf für das neue Hallenbad. Durch den Einsatz von viel Glas, will man das Sonnenlicht ideal nutzen.

Entwurf für das neue Hallenbad. Durch den Einsatz von viel Glas, will man das Sonnenlicht ideal nutzen.

Foto: Stadtwerke

Während andere Kommunen angesichts des bescheidenen Wetters vorzeitig den Stöpsel gezogen hatten, wurde die Saison im Freizeitbad Sternbusch bis zum geplanten Ende durchgezogen. Gestern wurde es geschlossen. So hatte man in diesem Jahr vor allem eins im Klever Bad: reichlich Platz. Mit 56.000 Gästen gehörte die Saison 2014 zu einer der schlechtesten. 2013 kamen 87.000 Schwimmer. Höhepunkt der vergangenen zehn Jahre war der Sommer 2003 mit knapp 120.000 Besuchern. Zum Vergleich: 1976, im ersten Jahr nach der Eröffnung, hatten 186.000 Gäste versucht, einen Platz im Wasser zu finden.

Schwimmmeister Manfred Pitz (52) steht seit 20 Jahren auf dem Turm zwischen den Becken und passt auf, dass niemand untergeht. An einem lausigen Mittwochmorgen muss er bei leichtem Nebel die Gäste im Wasser suchen. Fünf sind gekommen. Dennoch hält er nichts davon, das Bad früher zu schließen: "Allein schon wegen unserer Stammgäste nicht."

Beim Thema Besucherzahlen kommt man an einer Gruppe nicht mehr vorbei: 70 Prozent der Schwimmer kommen aus den Niederlanden. Pitz weiß warum: "Dort zahlt man für drei Stunden neun Euro Eintritt. Bei uns kann eine Familie mit drei Kindern für 7,50 Euro den ganzen Tag verbringen." Die Eintrittspreise im Sternbuschbad sind seit 2010 konstant. Auch sei die Anlage gut gepflegt, die Holländer würden Liegen und Essen mitbringen und den ganzen Tag im Bad erbringen, so der Schwimmmeister.

Kleve bietet günstiges Angebot

Warum der Badespaß in Kleve zu einem derart günstigen Eintrittspreis angeboten werden kann, weiß Jürgen Kahl (47). Er ist Bereichsleiter bei den Stadtwerken, die die Klever Badeanstalten betreiben. Jeder Öffnungstag wird von den Klever Stadtwerken mit etwa 3000 Euro subventioniert. In dieser Saison belief sich der Zuschuss insgesamt auf etwa 375 000 Euro. Hinzu kommen noch die Kosten fürs Hallenbad. Entscheidend für die Höhe der Zulage sind Personal-, Wasser- aber hauptsächlich die von der Temperatur abhängigen Energiekosten.

Die waren 2014 extrem hoch. Im Bädervergleich würde das Sternbuschbad sehr wirtschaftlich betrieben, so Kahl. Damit es noch wirtschaftlicher wird, muss mit dem Umbau des Bades im kommenden Jahr auch reichlich Wasserfläche weichen. In dem Areal des Sternbuschbads wird 2015 das neue Hallenbad errichtet (die RP berichtet). Die aktuelle Wasserfläche sei viel zu üppig, so Kahl. In den 70er-Jahren wurden Freibäder nach dem Motto gebaut: Mal sehen, was die Wiese an Platz hergibt. So beträgt die Wasserfläche aktuell 2700 Quadratmeter.

"Die Energiekosten waren damals wesentlich niedriger", sagt der Bereichsleiter. Auf 1500 Quadratmeter wird die Fläche reduziert. Im 50-Meter-Becken werden Bahnen zurückgebaut und zusätzlich welche eingekürzt. Ein Pool verschwindet ganz.

Das geplante Hallenbad wird größer ausfallen als das aktuelle am Königsgarten. Neben einem Sportbecken mit 25-Meter-Bahnen, einem Drei- sowie Einmeterbrett, wird es zusätzlich ein Familienbecken geben. "Die Wasserfläche wird zusammen mit der des Hallenbads dann größer sein als sie bisher ist", sagt Kahl. Zunächst sollte mit dem Hallenbadbau im Frühjahr 2015 begonnen werden. Die aktuelle Planung sieht jedoch vor, dass der erste Spatenstich erst nach dem Ende der Sommersaison erfolgt. Gut für Bürgermeister Theo Brauer. Der kann 2015 noch die Saison eröffnen. Es wird sein letzter Auftritt als Stadtoberhaupt in der Badeanstalt sein. Sein Nachfolger wird dann ernten, was Brauer gesät hat. Er rutscht in einem renovierten Freibad. Wenn er denn will.

(RP)
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