Kleve Alles Blau: Deutsch-Preis für Junge Kunst

Kleve · Der Werner-Deutsch-Preis für Junge Kunst geht in diesem Jahr an die 27-jährige Liza Dieckwisch. Gestern Preisverleihung und Eröffnung ihrer Ausstellung im Kurhaus.

 Die junge Künstlerin Liza Dieckwisch (rechts) mit Kuratorin Susanne Figner, Werner Steinecke und Prof. Harld Kunde (von links) im Obergeschoss des Kurhauses mit den aktuellen Werken.

Die junge Künstlerin Liza Dieckwisch (rechts) mit Kuratorin Susanne Figner, Werner Steinecke und Prof. Harld Kunde (von links) im Obergeschoss des Kurhauses mit den aktuellen Werken.

Foto: Friedel Evers

Als früherer Lehrer für Kunsterziehung, Honorarprofessor und heutiger Leiter des Museum Kurhaus kennt er sich aus mit den Schwierigkeiten, die junge Leute damit haben, einen Fuß in den Kulturbetrieb zu bekommen. "Ohne ein Netzwerk, das einen danach aufnimmt, lässt sich mit einem künstlerischen Abschluss nicht viel anfangen", sagte der Klever Museumsdirektor gestern bei der Vorstellung der Preisträgerin. Um so wertvoller sei es, wenn Menschen wie Werner Steinecke und sein bereits 2010 verstorbener Lebenspartner Werner Deutsch den begabten Nachwuchs unterstützten. Diesmal hat Liza Dieckwisch die Jury, bestehend aus Kunde, Steinecke und Kuratorin Susanne Figner, überzeugt.

Die 27-Jährige stammt aus Kiel und studierte bis 2015 an der Düsseldorfer Kunstakademie. Dort war sie Meisterschülerin bei Prof. Katharina Grosse. Sie erhielt Stipendien für die USA und Polen, derzeit lebt und arbeitet sie auf Schloss Ringenberg. Nicht viel mehr als dies und eine Mappe mit Beispielen bisheriger Arbeiten kannten die Klever, als sie auf die junge Frau neugierig wurden. "Sie hat uns erklärt, dass sie gerne etwas Neues machen wolle, und darauf haben wir uns eingelassen", berichtet Susanne Figner. Wohl wissend, dass man sich damit durchaus "aufs Glatteis begeben" würde. Aber vom Ergebnis zeigten sich die Kurhaus-Vertreter durchaus beeindruckt. Und wünschten Liza Dieckwisch, dass der Preis, der mit 3000 Euro dotiert ist, ihr "als Ermutigung" auf ihrem weiteren künstlerischen Weg helfen wird.

 Verschiedenste Materialien - hier Paletten, spielen mit der Farbe Blau.

Verschiedenste Materialien - hier Paletten, spielen mit der Farbe Blau.

Foto: Evers Gottfried

"Unsere Preisträgerin zeigt Malerei, die Formate sprengt. Neben dem Bild an sich ist ihr der Raumeindruck wichtig", erklärt Figner. An der Außenkante eines Bildes hört das Kunstwerk nicht auf, Dieckwisch lässt ihre Arbeiten deshalb auch grundsätzlich ungerahmt. Die Bilder seien "mobile Einheiten, mobil in Form und Inhalt", erklärt die Kuratorin und schlägt damit auch den Bogen zum Motiv "Fancy Ices", das auf der Einladungskarte zur Preisverleihung abgebildet ist. Die britische Kochbuchautorin und "Queen of Ices" A. B. Marshall, die höchst virtuos Dessert-Kreationen in Eis schuf, hat Liza Dieckwisch beeinflusst. So, wie beim Kochen Farbe, Konsistenz und schließlich das Material selbst sich verändern, so sei es auch beim Malen, findet die junge Künstlerin. Alles nimmt Einfluss, der Raum, die Luft, der Betrachter. Hinzu kommt, dass Eis in der Natur oft bläulich scheint, und Blau ist nun mal eine Farbe, die Künstler schon immer gereizt hat. So auch die Preisträgerin, die nicht nur Papier mit Blau versieht, sondern gerne auch Leinwand und andere Textilien. Im Kurhaus darf auch ein kräftiger Klecks Lieblingsfarbe im Treppenhaus sein, eine nicht näher zu identifizierende Spule in einer Raumecke, ein knittriges Stück Metallfolie oder auf eine Glasscheibe gekleckstes Blau. "Ich habe schon immer viel gesammelt, Fotos und andere Dinge, und verarbeite sie dann in meinen Werken", erzählt die 27-Jährige.

Fast eine ganze Wand nimmt ein Gemälde in monochromem Mittelblau in Anspruch; winzig klein mit einigem Abstand dazu sind Fotografien einer Hand zu sehen, die ein Softeis mit schlumpfblauem Überzug hält. Mal noch schön spitz, mal angegessen. Ein großes Kunstleder, knallblau und grün gestaltet, hat als Essenz all dieser Farbe noch einen Flicken aus blauen Paletten. Auch die Hauswand eines mexikanischen Hauses, fotografiert und auf Stoff gedruckt, ist bläulich. Eigentlich ist der ganze große zweigeteilte Raum, durch dessen Fenster der Blick in den Park fällt, das Kunstwerk.

Gestern Abend stießen die Gäste der Preisverleihung natürlich auf die Künstlerin an. Womit? Natürlich, möchte man fast sagen, mit Blue Curacao.

(RP)
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