Kleve "Alles, was Odem hat" für die Singgemeinde

Kleve · Stehende Ovationen für die Klever Sänger und die Solisten in der Christus-König-Kirche.

Der Abend begann dann mit Francis Poulencs "Gloria" für Sopran, Chor und Orchester. In der neoklassischen Formsprache mit Bezügen zu Strawinsky kamen expressive Steigerungen und das Ausformen der Dissonanzen, aber auch die lyrische Unbeschwertheit nicht zu kurz. Der Komponist wurde "Mönch und Lausbub" genannt, weil es ihm gelang, auch in sakraler Musik witzig zu sein. Schon hier beeindruckte die Solistin Karola Pavone mit ihrem beweglichen, leuchtenden Sopran.

Ein Konzert der Spitzenklasse erlebten die Klever Zuhörer bei dem Konzert der Städtischen Singgemeinde unter der Leitung von Stefan Burs. In den Begrüßungsworten wurde an Dr. Annette Kösters sowie Maria Kisters erinnert und ihnen das Konzert zum Andenken gewidmet.

Die Höhepunkte des Konzerts folgten in Felix Mendelssohn Bartholdys "Lobgesang" op. 52, vom Komponisten selbst als "Symphonie-Kantate" etikettiert. Die übersprudelnde Energie des Werks zum Gotteslob spürte man von den ersten Noten an und durfte als Zuhörer in der wunderbar ausgeführten Musik förmlich "baden". Der erste Teil aus drei Sinfoniesätzen wurde von der Camerata Louis Spohr (Düsseldorf) homogen und ausdrucksstark musiziert. Die für Mendelssohn typischen und immer wieder überraschend schnellen Wendungen zwischen pompösem Unisono und dessen sofortiger Reduktion in schnellen Läufen wurden blitzsauber verwirklicht, bis dann titelgemäß die mächtigen Posaunen in voller Lautstärke den Chor ankündigten für das Leitmotiv: "Alles, was Odem hat, lobe den Herrn! Halleluja, lobet den Herrn mit Saitenspiel, lobet ihn mit Eurem Liede!"

Die Klangmacht und Eindringlichkeit entfaltete eine grandiose Wirkung in der Christus-König-Kirche. Die für Mendelssohn eher einfache Harmonik und Polyphonie überzeugte durch den intensiv kraftvollen, aber niemals forcierten Klang des Chores, der den Hörer emotional zu berühren vermochte und vom ersten Moment an mitnahm. Die Sänger präsentierten sich klangstark und konzentriert; bewundernswert auch, wie intonationssicher sie die komplizierte Harmonik des Chorals "Nun danket alle Gott" bewältigten und zum Innehalten einluden. Die Solisten trugen das Ihre zum Musikgenuss bei. Der Zusammenklang der beiden Stimmen von Karola Pavone und Sopranistin Elke Lingemann gefiel durch eine ergreifende Homogenität und eine perfekt aufeinander abgestimmte Interpretation des "Lobe den Herrn, meine Seele". Die sich zuspitzende Dramatik interpretierte Tenor Thomas Weiß in seinen Parts bis hin zum "Stricke des Todes hatten uns umfangen", die in der intensiven Frage "Hüter, ist die Nacht bald hin?" gipfelten und mit der engelsgleichen Sopran-Antwort "Die Nacht ist vergangen" Erlösung fanden. Die mächtige Wirkung des Mendelssohnschen Autragswerks wurde durch das Maestoso-Thema im abschließenden "Alles was Odem hat" abgerundet. Stefan Burs erhielt mit seinen Ausführenden minutenlang stehende Ovationen.

(RP)
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