Kalkar Als Könige und Grafen am Niederrhein weilten

Kalkar · Der 16. Band der Heresbach-Stiftung Kalkar widmet sich Königspfalzen, Adelsburgen und Herrschaftsbildung in Niederlothringen. Damit vollendet der Sammelband eine Tagung auf der Wasserburg Rindern.

 Der einst mächtige Valkhof (oben) ziert den Titel des Sammelbandes. Anlässlich einer Feierstunde rund um den Vorsitzenden der Heresbach-Stiftung, Gerhard Fonck, (2. v. r.), präsentierten die Herausgeber das Werk.

Der einst mächtige Valkhof (oben) ziert den Titel des Sammelbandes. Anlässlich einer Feierstunde rund um den Vorsitzenden der Heresbach-Stiftung, Gerhard Fonck, (2. v. r.), präsentierten die Herausgeber das Werk.

Foto: Buch / KDS

Prächtig ragt sie über die grünen Wiesen des Umlands, wird einzig durch die wehrhafte Stadtmauer von der Waal getrennt. Die Valkhofburg von Nimwegen war weithin sichtbares Zeichen des Machtverständnisses von Kaisern und Königen am Niederrhein. Schon zu Römerzeiten als Garnisonsstadt genutzt, ließ Karl der Große im 8. Jahrhundert auf dem Valkhof einen Palast aus Holz errichten, in dem er während seiner Reisen durchs fränkische Reich verweilen konnte. Um 1155 schuf Friedrich I. Barbarossa schließlich an selber Stelle eine steinerne Burg. Sie wurde später zu dem Schloss, das man aus zahlreichen Darstellungen und Stichen der Zeitzeugen kennt - ehe die Anlage im 18. Jahrhundert fast vollständig abgerissen wurde.

Königspfalzen und Adelsburgen waren Fundament und Ausdruck der Herrschaftsbildung in Niederlothringen. Der 16. Band der Heresbach-Stiftung Kalkar nimmt sich jetzt dem Thema an - und versammelt dafür 14 Aufsätze von teils namhaften Historikern. "Nachdem die vergangenen sechs Bände Monographien waren, freut es mich jetzt, wieder einen Sammelband präsentieren zu können", sagte Kalkars Bürgermeister Gerhard Fonck bei der Präsentation des Werks im städtischen Museums Kalkar. Fonck, der auch Vorsitzender der Heresbach-Stiftung ist, konnte die Gäste an historischer Stelle begrüßen: Schließlich ist das Museum selbst als spätgotisches Handelshaus gebaut worden.

Adelige Herrschaftsbildung im hohen Mittelalter und die Positionierung des Adels neben dem Königtum sind auf beiden Seiten der deutsch-niederländischen Grenzen bisher nur im Ansatz erforscht worden. Dabei war das Königtum seit den Karolingern, spätestens aber seit ottonisch-salischer Zeit im Rheinland durchaus präsent. Um die Forschungslücken aufzuarbeiten, fand am 23. und 24. Februar 2012 eine Tagung auf der Wasserburg Rindern in Kleve statt, bei der sich Archäologen, Historiker und Kunsthistoriker vor allem drei große Themenbereiche vornahmen: Die Königspfalzen als sichtbare Zeichen königlicher Präsenz, der Adel im Kontext seiner verwandtschaftlichen Beziehungen und die Adelsburgen.

Der 16. Band der Heresbach-Stiftung Kalkar fasst diese Beiträge jetzt zusammen, ergänzt durch einen Aufsatz über die Pfalz in Duisburg. Als Autoren konnten die Herausgeber Jens Lieven, Bert Thissen und Ronald Wientjes unter anderem die namhaften Historiker Caspar Ehlers und Thomas Zotz gewinnen. Gewidmet ist der Band dem ehemaligen Stadtarchivar von Geldern, Stefan Frankewitz, der selbst zum Gelingen der Tagung auf der Wasserburg Rindern beitragen konnte, ehe er am 26. September 2013 starb. Von ihm stammt ein Beitrag über die Burgen der Grafen von Geldern im 11. und 12. Jahrhundert.

Der Sammelband ist auf Deutsch, Niederländisch und Englisch verfasst. Er liefert auf 390 Seiten einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur grenzüberschreitenden Erforschung des mittelalterlichen Adels in der Region zwischen Rhein und Maas.

"Verortete Herrschaft - Königspfalzen, Adelsburgen und Herrschaftsbildung in Niederlothringen während des frühen und hohen Mittelalters" ist für 29 Euro im Buchhandel sowie im Stadtarchiv Kalkar erhältlich. ISBN 978-3-89534-826-6

(RP)
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