Kleve Angeklagter: "Eines Tages mache ich dich kalt"

Kleve · Dass die 21-Jährige noch lebt, hat sie vor allem dem schnellen Eintreffen der Rettungskräfte und einer umgehenden Notoperation zu verdanken: Die 5,5 Zentimeter lange Springmesser-Klinge, die der Angeklagte ihr in die linke Seite stieß, verletzte eine Nierenvene.

Wie schwer der Mann seine Ehefrau bei der Attacke verletzt hatte, machte der sachverständige Rechtsmediziner Dr. Peter Gabriel gestern im Zeugenstand deutlich: "Es ist davon auszugehen, dass es aufgrund des Blutverlustes zum Tod gekommen wäre, wenn die Notoperation nicht so schnell durchgeführt worden wäre", so der Gutachter. Die Niere musste im Rahmen des Eingriffes entfernt werden.

Der Angeklagte hat sich im Ermittlungsverfahren bisher nicht zu den Tatvorwürfen geäußert, seine Verteidigerin kündigte jedoch an, er wolle am zweiten Verhandlungstag aussagen. Die Geschädigte selbst und deren Mutter bestätigten den Anklagevorwurf derweil im Zeugenstand: Sichtlich angespannt trat die 21-Jährige in den Gerichtssaal und wandte sich sitzend vom Angeklagten ab. Dem Gericht schilderte sie dennoch ruhig und sachlich ihre Erinnerungen an den lebensgefährlichen Angriff: Mit ihrer Mutter hatte sie einen Supermarkt an der Vernumer Straße betreten und dort ihren Ehemann gesehen, von dem sie sich einige Wochen zuvor getrennt hatte. Als dieser den Markt verlassen hatte, bemerkte die Geschädigte, dass der 24-Jährige vor dem Eingang den Reifen ihres Fahrrades zerstach. Als sie ihm daraufhin folgte und ihn zur Rede stellte, drehte sich der Mann um und bedrohte sie mit dem Messer, woraufhin sie Pfefferspray einsetzte. Das Abwehrspray verfehlte den 24-Jährigen jedoch, der die Geschädigte daraufhin ergriff und mit einem Springmesser in die Seite stach.

Auch die Mutter der Geschädigten bestätigte den Anklagevorwurf: "Es sah für mich zunächst so aus, als hätte er sie in die Seite geboxt. Meine Tochter sagte mir dann, sie verblute - daraufhin habe ich die Wunde gesehen", erinnerte sich die 59-Jährige im Zeugenstand unter Tränen.

Völlig unvermittelt kam der Angriff nicht: Nach der Trennung hatte der 24-Jährige seine Ex-Frau ab Januar telefonisch zunehmend bedroht. Der Vorsitzende Richter Jürgen Ruby las einige Kurznachrichten aus dem Mobiltelefon der Geschädigten vor, die vom Angeklagten stammen: "Dein Tag wird kommen", hatte der Mann seiner Ex-Frau per Kurznachricht angekündigt, ergänzt um das Bild einer Waffe. "Glaub' mir eins, irgendwann kommt der Tag, an dem ich dich kaltmache", hieß es in einer weiteren SMS-Drohung, oder: "Lange hat dein Sohn keine Mutter mehr."

Der Angeklagte hatte sich nach der Tat knapp drei Wochen auf der Flucht befunden und stellte sich nach öffentlicher Fahndung erst am 28. Februar der Polizei. Seitdem sitzt der Angeklagte in Untersuchungshaft.

(RP)
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