Kleve Angstraum bei den Fahrradboxen

Kleve · Wegen Bauarbeiten mussten Stadt und Integra die Fahrradboxen am Bahnhof umstellen. Es entstand eine dunkle, angsteinflößende Ecke. Ab Februar sollen neue Boxen auf den Bahnsteig vom TBH betrieben werden.

 Nicht nur für Sigrun Otto ist die dunkle Ecke hinter der Fahrradgarage ein Angstraum.

Nicht nur für Sigrun Otto ist die dunkle Ecke hinter der Fahrradgarage ein Angstraum.

Foto: Gottfried Evers

Manchmal reichen nur wenige Meter, reicht nur eine kleine Veränderung, um die Umgebung einer einfachen, liebgewordenen Fahrradgarage zum Angstraum werden zu lassen. Die von der Gelderner Integra betriebenen runden Fahrradboxen am Klever Bahnhof mussten versetzt werden, weil die Stadt das Umfeld des Bahnhofs umgestaltet. Einer der beiden Pavillons wurde ein Stückchen nach links versetzt, der andere ein Stück nach rechts rückwärts vor den alten Sozialbau des Bahnhofs. Direkt vor die Mauer. Und schon war es passiert: Zwei Baucontainer schließen die Fahrradgarage jetzt zum Perron ab, dahinter die fast drei Stockwerke hohe, in den unteren Etage fensterlosen Giebelwand des Bahngebäudes. Keine Lampen. Keine Einblicke. Der perfekte Angstraum. Vor allem nach Einbruch der Dunkelheit.

Sigrun Otto aus Kleve hat genau dort, unmittelbar vor der Giebelwand, ihre Fahrradbox. Sie verwahrt dort ihr E-Bike, das sie jeden Tag in aller Herrgottsfrühe zum 5:56-Uhr- Zug bringt. Mit dem Zug fährt sie zu ihrer Arbeitsstelle nach Düsseldorf. Abends kommt Otto gegen 19 Uhr zurück - wenn der Zug pünktlich ist. Beide Male ist es stockdunkel. "Die Box in dem mein Fahrrad abgestellt wird, ist leider so ungünstig gestellt worden, dass ich wirklich jedes Mal ein sehr ungutes Gefühl habe, ob sich da jemand hinter versteckt und mir auflauert, oder mal wieder jemand sein "Geschäft" verrichtet", sagt Otto. Zweitens kann sie kaum das Schloss mit dem Schlüssel finden, weil es so dunkel ist und das bisschen Licht vom Bahnsteig auch noch von den zwei Containern abgeschirmt wird.

Otto schrieb sofort eine Mail an den Betreiber, die Integra, und an die Stadt Kleve, das Bürgerbüro. Noch am Abend kam Integra-Geschäftsführter Peter Schönrock nach Kleve gefahren, um Otto einen Boxentausch anzubieten. Er hat die ungute Platzsituation erkannt. Sigrun Otto hat jetzt eine Garage im offen stehenden Pavillon, den sie dankend annahm. Von der Stadt hörte sie nichts.

Die reagierte jetzt: Man habe die Fahrradboxen umgesetzt, weil dort bereits Asphaltarbeiten durchgeführt worden seien und nach Karneval weitergehenden Arbeiten zum Bau von Behindertenparkplätzen am Bahnhof in Angriff genommen werden. Die vorübergehenden neuen Standorte seien mit der Integra abgestimmt gewesen, die Umsetzung von ihr selbst durchgeführt worden, schreibt Stadtsprecher Jörg Boltersdorf.

Da in diesem Bereich auch ein Teil der durch die Baumaßnahme erforderlichen provisorischen Fahrradständer aufgestellt sei, sei kein anderer, als der jetzige Standort möglich, heißt es seitens der Stadt. Auf dem Plan scheinen die neuen Plätze auch unverdächtig - solange, bis es dunkel wird. Das hat jetzt auch die Stadt erkannt. Boltersdorf: "Ein Teil der provisorischen Fahrradständer wird in der kommenden Woche abgebaut, weil die neuen Einstellelemente auf dem Busbahnsteig inzwischen genutzt werden können. Ob dann das hintere Boxenelement noch einmal nach vorne verschoben oder eine provisorische Leuchte angebracht wird, muss in der kommenden Woche mit der Integra geklärt werden".

Langfristig wird das Problem Fahrradgaragen am Bahnhof - und als fahrradfreundliche Stadt sollte Kleve ein wohlwollendes Auge auf diese Boxen werfen - anders gelöst werden. Die Integra wird das Geschäft im für sie fernen Kleve aufgeben, erklärt Schönrock. Für die Integra, die 60 Euro im Jahr für den abschließbaren Fahrrad-Platz am Bahnhof nimmt, wird das Klever Theodor-Brauer-Haus (TBH) die künftige Vermarktung übernehmen. "Nach Ausbau der Behindertenparkplätze werden Ende Februar zunächst acht neue Fahrradboxen unmittelbar auf dem Bahnsteig angeboten. Weitere sollen folgen", sagt Boltersdorf.

Otto hofft, dass die alten Mieter, die als Pendler auf die Fahrradstellplätze angewiesen sind, auch für die neuen Boxen berücksichtigt werden. Sie braucht den Platz, schließlich will sie ja nicht jeden Tag mit dem Auto zum Bahnhof gebracht werden. Und das Rad im Freien stehenzulassen, geht nicht. "Das E-Bike ist zu teuer - und das brauche ich, um über Gruft und Waldstraße in die Oberstadt zu kommen", sagt sie.

(RP)
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