Kleve Archäologe: Kloster in Kleve hatte zweigeschossigen Kreuzgang

Kleve · Es ist eine baugeschichtliche Sensation, die Archäologe Jens Wroblewski aus den alten Mauern des Klever Rathauses herausgelesen hat: Nicht nur, dass das Kloster, auf dessen Mauern das heutige Rathaus entstand und mit deren Resten rund um die Minoritenkirche es noch verwachsen ist, in einem Zug im 13. Jahrhundert hochgezogen wurde, es besaß auch einen zweigeschossigen Kreuzgang. "Solche mittelalterlichen Kreuzgänge sind bis jetzt am unteren Niederrhein nicht nachgewiesen", sagte Worbleski vor dem Ausschuss für Kultur und Stadtentwicklung der Stadt Kleve, der im Interimsrathaus tagte. Auch die Tatsache, dass das Kloster in einem Zug gebaut wurde, sei für diese Zeit unüblich.

Solche Kreuzgänge in zwei Etagen übereinander kenne man aus Italien. Die dort gebauten Rundbögen seien in ihrer Form identisch mit denen in Kleve, sagt Wroblewski. Im Altbau des Rathauses sind diese Bögen in beiden Geschossen noch in den Mauern ablesbar. Weite Teile des alten Rathausblocks bis ins Obergeschoss hinein besteht aus mittelalterlichem Mauerwerk.

Wiltrud Schnütgen (Grüne) schlug vor, diese Bögen wieder sichtbar zu machen, zumindest die Wände unverputzt zu lassen. Auch solle die Verwaltung prüfen, ob man das noch nicht endgültig definierte Raumprogramm in diesem Gebäudeteil auf die Entdeckung abstimmen könne. Kleves Technischer Beigeordneter Jürgen Rauer reagierte zurückhaltend: Es sei schwierig, man könne dort vielleicht eine Dokumentation anbringen, schlug er vor. Dennoch beste ein gewisser Handlungsspielraum, räumte er ein. Clemens Giesen (Offene Klever) schlug vor, einen gefundene Kamin im Kapitelsaal, die Bögen und die ebenfalls gefundenen Reste eines mittelalterlichen Treppenturms in den Wänden sichtbar zu machen. "Man kann das in einem ,abgepickten' Zustand roh lassen", sagt Giesen. Ausschussvorsitzender Jörg Cosar (CDU) formulierte daraus einen Prüfauftrag an die Verwaltung: Die soll mit dem Archäologen und der Baufirma klären, was machbar ist. Der Prüfauftrag wurde einstimmig von den Ausschussmitgliedern empfohlen.

Eins wurde bei der Untersuchung, die unter dem neuen Rathausteil noch Latrinen des Klosters sicherte, auch klar: Die Fundamente des alten Baus sind nicht wirklich unterfüttert, so Worblewski. Hier wird die Stadt bald wie versprochen klären müssen, wer's macht und wer die Kosten trägt.

(mgr)
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