Bedburg-Hau-Moyland ArtPianoDuo auf Schloss Moyland

Bedburg-Hau-Moyland · Neujahrsmatinee im Zwirnersaal am blankpolierten Steinway-Flügel.

Die zwei schmalen, zerbrechlich wirkenden jungen Frauen griffen so kraftvoll und beherzt in die Tasten, dass dem Publikum Hören und Sehen verging: Bei der Neujahrsmatinee auf Schloss Moyland rissen Maria Kovalevskaia und Natalia Maximova vom "ArtPianoDuo" ihre Zuhörer zu stehenden Ovationen hin.

Seit 2012 treten die beiden russischen Pianistinnen als Klavierduo auf, an der Musikhochschule Hamburg haben sie sich kennengelernt. Unter dem Motto "Tänze der Welt" musizierten sie am blankpolierten Steinway-Flügel im Zwirnersaal Bearbeitungen und Originalkompositionen für Klavier zu vier Händen. Das kurzweilige Programm wurde von Kovalevskaia witzig und charmant moderiert. Klangen die Brahms-Walzer op. 39 zu Beginn noch etwas beherrscht, so gaben sich die Musikerinnen spätestens bei Antonín Dvoøáks zwei Slawischen Tänzen op. 72 ganz der Musik hin. Herrlich wuchtig und zugleich klar durchhörbar waren auch Brahms' Ungarische Tänze (Heft 2), deren Tempowechsel und dynamische Extreme die beiden genüsslich auskosteten. Als Solistin brachte Kovalevskaia die mal träumerischen, mal stürmisch aufbegehrenden "Davidsbündlertänze" von Robert Schumann berührend zum Ausdruck. Beim sinnlichen Farbenspiel in Debussys "Petite Suite" tauschten die beiden Kolleginnen die Seiten, so dass sich jede von ihnen mal als treibender Motor im Bass, mal als virtuose Meisterin der Oberstimme präsentieren konnte. Nach der Pause ein angenehm schlichter Johann Strauss: Die Walzer "An der schönen blauen Donau" und "Wiener Blut" gelangen schmeichelnd, fast zärtlich; die Effekte hob das Duo nur mit einem Augenzwinkern hervor. Viel Gelächter ernteten die Künstlerinnen, als sie sich zu zweit vor den Flügel stellten und kurz vom Alltag eines Klavierduos berichteten: Wie die gemeinsamen Stunden am Klavier manchmal ihre Freundschaft auf die Probe stellten, und dass es durchaus öfter Streit gebe...

Anschließend fegten die beiden durch eine atemberaubende Tarantella des Russen Valerij Gavrilin, gefolgt vom "Russischen Tanz" aus Igor Strawinskys Ballett "Petruschka". So sehr die Musikerinnen bereits in den vorherigen Stücken überzeugt hatten, in der Musik ihrer Heimat übertrafen sie sich noch einmal selbst. Den Abschluss gab Astor Piazzollas "Libertango", der durch eine klangverfremdende Variante zusätzlich spannend wurde: Zu Beginn griff Maximova mit einer Hand in den Flügel, um die Saiten abzudämpfen, während sie mit der anderen Hand die Melodie spielte. Mit dem berühmtesten von Brahms' Ungarischen Tänzen als Zugabe entließen die Damen ihre Zuhörer in den Nachmittag.

(RP)
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