Kleve Auf den Spuren der Hetzjäger

Kleve · Eine leere Zigarettenschachtel oder ein dreckiges Taschentuch wird bisweilen schnell auf den Boden geworfen, wenn gerade kein Mülleimer in der Nähe ist. Wie viel Abfall sich im Laufe der Zeit in der Natur ansammelt, wenn Spaziergänger ihren Müll allzu schnell und unbedacht entsorgen, erlebten die Siebtklässler der Karl-Kisters-Realschule bei ihrem Projekttag im Alten Tiergarten zwischen Berufskolleg und Sternbuschklinik.

 Horst Terfehr (rechts) mit den Jugendlichen der Kellener Karl-Kisters-Realschule in den Parkanlagen.

Horst Terfehr (rechts) mit den Jugendlichen der Kellener Karl-Kisters-Realschule in den Parkanlagen.

Foto: Markus van Offern

Säckeweise Plastikverpackungen, Zigarettenstummel und Flaschen sammelten die Siebtklässler am Sternbusch und an den Galleien ein, und leisteten damit wie bereits in den vergangenen Jahren einen wichtigen Beitrag zur Pflege der alten Parkanlagen. "Wir führen den Projekttag einmal im Jahr mit allen Siebtklässlern durch. In diesem Jahr haben rund 120 Schüler teilgenommen", sagt Biologie-Lehrerin Ina Schreven, die eine Gruppe von 25 Schülern begleitete. Den Projekttag zur Pflege des Waldparks führte die Karl-Kisters-Realschule zusammen mit dem Klever Forst und dem Arbeitskreis Kermisdahl-Wetering durch.

Neben der Forstpflege stand auch Kulturgeschichtliches auf dem Programm: So wurde Ina Schrevens Biologie-Kurs von Horst Terfehr begleitet, der sich als Mitglied des Arbeitskreises Kermisdahl-Wetering bestens in den alten Gartenanlagen auskennt. Die 25 Schülerinnen und Schüler hatten die Aufgabe, den historischen "Sternbusch-Urplatz" zu rekonstruieren. "Der Urplatz wurde um 1650 in Sternform angelegt, ebenso wie die Nassauer Allee. Er diente als Jagdplatz und wurde daher auch Jagdstern genannt", erklärte Horst Terfehr. Geplant hatte den Jagdplatz der Statthalter Johann Moritz Fürst von Nassau-Siegen, der für seinen rigorosen Vorgang bei der Umsetzung seiner Landschaftsplanung bekannt gewesen sei, so Terfehr. "Was im Weg stand, wurde schnell weggeschafft", so das Arbeitskreis-Mitglied.

Die sternartige Form des Platzes geht auf acht Wege zurück, die zu dem Platz führten. "Auf dem Platz wurde das Wild mit Hunden und Pferden zusammengetrieben und dann erlegt", so Terfehr. Dass der Jagdplatz in dieser Form existiert hat, ist durch zahlreiche Dokumente belegt, etwa auf einer Karte aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts, der Zeit Napoleons. "Napoleon war aufgrund seiner Kriege ganz wild darauf, alles auf Karten zu verzeichnen", so Terfehr.

Ganz einfach sei die genaue Verortung des Platzes zwar nicht gewesen - mithilfe eines niederländischen Archäologen aus dem Arbeitskreis habe man den alten Platz jedoch mit ziemlicher Sicherheit im Waldstück nahe der Kreuzung zwischen Nassauer Allee und Uedemer Straße verorten können. Um den Jagdstern auch für interessierte Spaziergänger zu kennzeichnen, legten die Schüler die alten Wege mit Astbündeln nach.

Auch am Papenberg, im Pappelwäldchen und im Bereich des Berufskollegs in Kleve trugen die Kellener Schüler zur Waldpflege bei. Neben den Mitgliedern des Arbeitskreises und dem Klever Forst hatten die Siebtklässler dabei sogar Unterstützung durch mehrere Lamas vom Meyerhof, die sich an diesem Tag nicht nur als unterhaltsame Begleiter, sondern auch als nützliche Fresser lästigen Brombeergestrüpps erwiesen.

(jehe)
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