Kleve Auf den Spuren der neuen Heimat

Kleve · Vor drei Wochen startete das Förderzentrum für Flüchtlinge. Sonja Lemm besucht mit den Teilnehmern, die aus dem Irak, Afrika oder Syrien stammen, das Museum Kurhaus und seine historische Gartenanlage.

 Valentina Vlasic, Kuratorin beim Museum Kurhaus, erklärt den Besuchern, die Historie des Gartens - auch Betreuerin Sonja Lemm (rechts) lauscht gebannt ihren Worten.

Valentina Vlasic, Kuratorin beim Museum Kurhaus, erklärt den Besuchern, die Historie des Gartens - auch Betreuerin Sonja Lemm (rechts) lauscht gebannt ihren Worten.

Foto: Gottfried Evers

Ihre Handys gezückt, stehen neun Männer um Valentina Vlasic und lauschen gebannt jedem Wort der Kuratorin, die ihr Publikum geschickt in die Museumsführung im Kurhaus miteinbindet "Was seht ihr auf dem Bild?" und "Was sagt Joseph Beuys denn?", fragt sie auf Englisch. Und die Zuhörer, allesamt nach Deutschland geflüchtet, machen begeistert mit. "Es ist toll, hier zu sein", sagt ein junger Mann aus dem Irak. Auch die sozialpädagogische Betreuerin Sonja Lemm ist mit dem ersten Ausflug ihrer Gruppe zufrieden: "Ich bin begeistert, wie neugierig alle sind."

Vor drei Wochen ist das Förderzentrum für Flüchtlinge gestartet. Montag bis Freitag trifft sich die Gruppe von 8 bis 16 Uhr im Theodor-Brauer-Haus. 15 Männer aus Syrien, Afrika und dem Irak, zwischen 26 und 41 Jahren nehmen derzeit teil. Sie wurden von der Agentur für Arbeit ausgesucht. Neben Sonja Lemm arbeiten noch zwei werkpädagogische Mitarbeiter sowie eine Lehrerin mit den Geflüchteten. "Deutsch zu Lernen, ist natürlich das primäre Ziel aller Teilnehmer. Sie sind sehr motiviert und fleißig."

Der Ausflug ins Museum Kurhaus war der erste, soll aber einer von vielen sein. "Bald besuchen wir unter anderem noch die Schwanenburg, die Stadtbücherei und den Tiergarten", sagt die studierte Kulturpädagogin. "Ich möchte ihnen Kleve und die Umgebung näher bringen." Eigentlich müsste auch ein Reiseführer auf Arabisch her, empfiehlt Lemm, denn die Menschen hätten großes Interesse an Stadt und Geschichte.

"Neben den bereits feststehenden Terminen, würden wir auch gerne noch mit der Hochschule in Kontakt kommen", sagt Lemm. Die Ideen für die Ausflugsziele wurden zusammen mit den Flüchtlingen entwickelt. Kunst sei ein gutes Mittel, um Interesse zu wecken und ins Gespräch zu kommen.

Nach dem Ausflug ins Kurhaus dürfen sich die Teilnehmer auf das Essen freuen, das zwei andere Gruppenmitglieder, die Zuhause geblieben sind, in der Zwischenzeit zubereitet haben. "Wir fragen immer, wer mitmöchte", sagt Lemm. Einer der Männer hätte in Griechenland als Koch gearbeitet und Freude daran, den anderen Speisen und Gewürze zu erklären. Essen sei auch ein Aufhänger für Kommunikation. Im Asylantenheim, in dem viele Teilnehmer noch leben, würden die Bewohner eher weniger kochen.

In den ersten Wochen nach dem Start des Förderzentrums für Flüchtlinge Anfang Juli sollten sich die Gruppenmitglieder erst einmal kennenlernen und auch mit den Betreuern vertraut werden. Deshalb trafen sich die Teilnehmer ausschließlich im Theodor-Brauer-Haus.

Sonja Lemm und ihre Kolleginnen mussten sich erst einmal Respekt bei den Teilnehmern verschaffen. Es wurden gemeinsame Regeln für Menschen, die aus verschiedenen Kulturen stammen, erarbeitet, etwa das private Chatten auf dem Smartphone eher etwas für die Pausen ist, sagt sie. "Es sind eigentlich keine Regeln, sondern Vereinbarungen." Außerdem konnte die Gruppe die Räumlichkeiten selbst gestalten, da sie zu Beginn des Projekts noch nicht fertig waren. So hätte ein Teil der Gruppe gestrichen, während der andere gekocht hätte. "Die drei Wochen waren bislang großartig, es herrscht eine tolle Atmosphäre, die auch sehr wertschätzend ist", sagt Sonja Lemm.

Das aktuelle Projekt läuft noch bis 3. Oktober. Dann kommt die nächste Gruppe. In der Zwischenzeit wollen die Betreuer auch helfen, herauszufinden, welche Kompetenzen, die Menschen mitbringen. Denn arbeiten möchten alle. "Viele hoffen, hier bleiben zu können und Arbeit zu finden." Ebenso stehen die Betreuer bei der Wohnungssuche zur Seite. "Erst vor wenigen Tagen konnte ein Teilnehmer mit seiner Familie eine Wohnung beziehen."

(RP)
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