Kleve Auferstanden von den Toten

Kleve · Ostern ist das Fest der Auferstehung. Doch ist die Botschaft in den Hintergrund gerückt. Das Grab ist ebenso leer wie für viele Menschen der wahre Inhalt der Feiertage.

 "Ich bin die Auferstehung und das Leben" - steht im Kopf des Grabmals. Bildhauer Gerd Brüx schuf den Gedenkstein, der auf dem Klever Friedhof steht, für das Grab des Rittergutbesitzers Adolf von Jordans. Dieser war verheiratet mit Therese von Jordans, Tochter des Regierungsreferendars und Stadtrats Carl von Groote. Die Familie von Groote wohnte auf der Tiergartenstraße (späteres Emmaushaus).

"Ich bin die Auferstehung und das Leben" - steht im Kopf des Grabmals. Bildhauer Gerd Brüx schuf den Gedenkstein, der auf dem Klever Friedhof steht, für das Grab des Rittergutbesitzers Adolf von Jordans. Dieser war verheiratet mit Therese von Jordans, Tochter des Regierungsreferendars und Stadtrats Carl von Groote. Die Familie von Groote wohnte auf der Tiergartenstraße (späteres Emmaushaus).

Foto: van Offern

"Das Christentum steht und fällt mit der Auferstehung Jesu von den Toten."

Theologe Heinz Bernhard Zahrnt (* 31. Mai 1915; 1. November 2003)

Ostern, das ist das Fest mit der Frohen Botschaft. Es sind die bedeutendsten Feiertage des Christentums. Nur kennt die Mehrheit der Deutschen den Inhalt der Verkündigung nicht mehr, die von den bevorstehenden Tagen ausgeht. Die Auferstehung Jesu Christi steht im Mittelpunkt. Einen deutlichen Hinweis für die herausragende Stellung des Festes findet man auch im Glaubensbekenntnis, in dem es heißt: "...am dritten Tage auferstanden von den Toten ...".

Das leere Grab ist der religiöse Kern des christlichen Glaubens. Schon der Apostel Paulus schrieb im 1. Korintherbrief (15,14): "Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist auch unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich".

Das Christentum gründet auf die Feier von Jesu Tod und Auferstehung. Doch zeigen Umfragen, dass lediglich knapp die Hälfte der Bundesbürger überhaupt den Grund für die arbeitsfreien Tage kennt.

Das mag daran liegen, dass die österliche Auferstehung - und die damit verbundene Verheißung des ewigen Lebens - schwieriger zu packen und zu erklären ist als etwa die Botschaft, die vom Weihnachtsfest ausgeht, wenn man hier die jungfräuliche Geburt mal ausblendet.

Auch ein Grund für das Unwissen ist, dass sich Lebensziele verschoben haben. Einst war das eigene Tun von der Sehnsucht geprägt, "in den Himmel zu kommen", um das ewige Leben im Jenseits zu erreichen. Heute sind die Bestrebungen darauf gerichtet, mit allen Mitteln möglichst lange in dieser Welt zu bleiben. Die Auseinandersetzung mit einem Leben nach dem Tod ist von untergeordneter Bedeutung.

Laut der Umfrage assoziieren die meisten Deutschen Ostern mit einem harmonischen Familienfest, gutem Essen und Trinken sowie einem Spaziergang in der aufblühenden Natur. Die Feiertage werden eher mit Osterhasen als mit der Auferstehung in Verbindung gebracht.

Ein Grund dafür ist nach Ansicht von Kleves Propst Johannes Mecking die zahlreicher und extremer werdenden Einflüsse des täglichen Lebens auf den Menschen. Man konzentriere sich nicht mehr auf das Wesentliche, so Mecking. "Die Unkenntnis resultiert nicht daraus, dass Menschen sich generell nicht für Ostern interessieren. Es handelt sich hier schlicht um nicht vorhandenes Wissen. Die Schule des Lebens funktioniert nicht mehr. So gibt es etwa die Großmutter nicht mehr, die den Kindern die alltäglichen Bedeutungen erklärt, oder ihnen auch sagt, was geht und was nicht", sagt der Propst.

Für Mecking sind Kirche und österliche Botschaft durch die aktuelle Flugzeug-Katastrophe wieder mehr ins Bewusstsein der Bürger gerückt. "Was tun Menschen in so einer Situation? Sie gehen in die Kirche. Viele waren dort sicherlich schon lange nicht mehr. Aber man braucht einen Ort, um zu trauern, und um der Frage nachzugehen, was passiert eigentlich am Ende meines Lebens?" sagt der Geistliche. Für Mecking eine Frage, auf die keiner antworten könne, dass ihn das nicht interessiere.

Für den Klever Propst passiert Auferstehung leise und unsichtbar. "Menschen erleiden etwas, in das man sich nicht hineinversetzen kann. Wenn wie jetzt geschehen Eltern ihre Kinder verlieren. Auch hier kann es im Nachhinein Momente geben, in denen man merkt, ohne den Glauben, ohne die Hilfe anderer, wäre ich zugrunde gegangen. Es gibt auch eine Auferstehung im täglichen Leben. Etwa durch die Nächstenliebe, die zeigt, dass das Reich Gottes auch hier schon angebrochen ist", sagt Mecking.

Täglich, so hatte der Propst erklärt, würde die Flut von Informationen den Blick für die bedeutenden Ereignisse trüben. Doch gibt es im Alltag auch Zeichen, die auf die Auferstehung hinweisen und dadurch Anlass geben, sich mit ihr auseinanderzusetzen. Man muss die Symbole nur erkennen.

Wenn zu den Feiertagen ein Spaziergang gehört, so könnte dieser mitten durch eine Gegend führen, in der die Osterbotschaft allgegenwärtig ist. Auf dem Klever Friedhof findet man neben einer spannenden Historie in einem wunderbaren Park auch etliche Zeichen, die auf das ewige Leben und den Sieg Jesu über den Tod hinweisen. Wenn es um das Jenseits geht, ist ein Friedhof nicht die schlechteste Gegend. Denn, so sagte der deutsche Philosoph Friedrich Wilhelm Nietzsche: "Nur wo Gräber sind, kann es Auferstehung geben." Und Auferstehung ist trotz allem die Botschaft dieser Tage.

(RP)
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