Kleve Aushilfsjob beim Ponyreiten

Kleve · Seit 16 Jahren können kleine Pferdenarren auf der Klever Kirmes in der Manege von Stefan Kaiser hoch zu Ross reiten. RP-Mitarbeiterin Jessica Narloch durfte einen Tag lang mitarbeiten – und ein paar Vorurteile abbauen.

 Ordnung muss sein: Nicht nur die Pferdeäpfel und andere Hinterlassenschaften werden schnell beseitigt. Auch die Einstreu wird regelmäßig "in Reih und Glied" geharkt.

Ordnung muss sein: Nicht nur die Pferdeäpfel und andere Hinterlassenschaften werden schnell beseitigt. Auch die Einstreu wird regelmäßig "in Reih und Glied" geharkt.

Foto: Gottfried Evers

Seit 16 Jahren können kleine Pferdenarren auf der Klever Kirmes in der Manege von Stefan Kaiser hoch zu Ross reiten. RP-Mitarbeiterin Jessica Narloch durfte einen Tag lang mitarbeiten — und ein paar Vorurteile abbauen.

Es ist 13.30 Uhr, als ich über die leere Kirmesmeile am Spoyufer schlendere. Mein Ziel: Die Pony-Manege von Stefan Kaiser. Dort werde ich einen Tag lang aushelfen. Noch ist auf der Kirmes nichts los. Die öffnet erst um 14 Uhr. Mit ein paar Vorurteilen und hohen Erwartungen im Gepäck komme ich am "Stall" an. Dort erwartet mich Stefan gut gelaunt. Und mit ihm die erste Überraschung. Nicht alle elf Pferde sind gesattelt. "Es sind nie alle in der Manege. Die wechseln sich ab. Während die einen laufen, werden die anderen gefüttert", erklärt Stefan. Und wie lange laufen die so, frage ich besorgt nach. "Hängt davon ab, wie die drauf sind." Stefan stellt mir seine Tiere vor. Fünf seiner 16 Ponys lerne ich nicht kennen. Die haben heute Urlaub und grasen auf einer nahe gelegenen Wiese.

Um 14 Uhr geht es in die Manege. "So groß hab ich die mir nicht vorgestellt." Ich bin verwundert. Zehn Meter lang ist die Bahn — und rund ist sie auch nicht. Schon kommen hinter mir die Ponys rein: Pie, Akki, Mozart, Texas und Charlie. Sie tragen weder Scheuklappen, noch werden sie aneinandergebunden. "Pass auf, jetzt wiehert Pie gleich", ruft mir Stefan zu, und schon schnauft mir der Araber-Wallach ins Ohr. Schnell wird mir klar: Jedes Tier ist ein Charakter-Pony. Charly läuft ständig neben der Bahn, Pie ist der coole Anführer, Texas macht gerne auf langsam.

Meine Aufgabe ist leicht. Ich beobachte die Tiere, achte darauf, ob eines aus der Reihe tanzt — und dreh mich, bis ich fast einen Drehwurm bekomme. Stefan lacht. Er dreht sich nicht. Harken, die Kinder "anschnallen" und bei Bedarf auf dem Sattel festhalten — zumindest als Aushilfe habe ich den "Dreh" schnell raus. Die Kinder kommen etappenweise, so dass nicht nur die Ponys immer wieder eine Pause haben, auch ich hab Zeit zum Quatschen. Ich erfahre, dass Stefan aus einer Pferde-Familie kommt. Acht Brüder mit zusammen fast 100 Pferden. Die 16 Enkelkinder helfen gerne mit. Mit Vorurteilen hat er immer mal wieder zu kämpfen. "Die Tiere sind unser ganzer Stolz und gehören zur Familie. Natürlich behandeln wir sie gut." Mozart hat er vor zwölf Jahren als Jungtier vorm Schlachter gerettet. Sein Besitzer "brauchte" ihn nicht. Pie wurde mit elf anderen aus schlechter Haltung übernommen und aufgepäppelt.

Es ist 15.20 Uhr, als die ersten Ponys ausgewechselt werden. Futterzeit. Die "Ersatzmannschaft" kommt in die Manege. Nur Charlie bleibt noch. Denn der gibt noch immer Vollgas und treibt seine Späße. Am Ende des Tages hab ich die Schuhe voller Einstreu, und noch etwas fällt mir auf: Der erwartete Kirmes-Krach blieb aus. Ich höre die anderen Fahrgeschäfte gar nicht. Auch das habe ich so nicht erwartet.

(RP)
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