Wirtschaftsförderung Kreis Kleve Und Rp Präsentieren Serie "bauen & Wohnen" (16) Auszeichnung soll die Qualität fördern

Kleve · Alle vier Jahre vergibt der Bund Deutscher Architekten (BDA) Linker Niederrhein eine Auszeichnung für gutes Bauen. 2010 wurde das Gocher Rathaus prämiiert. 2014 gab es keine Auszeichnung oder Anerkennung im Kreis Kleve.

 Michael van Ooyen ist stellvertretender Vorsitzender des BDA Linker Niederrhein. Im Hintergrund der Bau des Finanzamtes in Geldern.

Michael van Ooyen ist stellvertretender Vorsitzender des BDA Linker Niederrhein. Im Hintergrund der Bau des Finanzamtes in Geldern.

Foto: Markus van Offern

Kreis Kleve Ein neues Gebäude muss sich einfügen, muss zu seiner Umgebung passen. Das ist eine der Aufgaben, die ein Gebäude erfüllen muss, will es als gelungen gelten. Und nur gelungene Gebäude schaffen es in den Katalog für die Auszeichnung guter Bauten des Bundes Deutscher Architekten (BDA). Im Jahr 2014 schaffte es kein Gebäude im Kreis Kleve, eine BDA-Auszeichnung oder -Anerkennung zu bekommen. Mit der letzten Auszeichnung wurde 2010 das Gocher Rathaus von Wrede/Völling-Architekten geehrt.

"Wir stellen für diese Auszeichnung eine Gruppe unabhängiger Kollegen als Jury zusammen, die die eingereichten Gebäude bewerten", sagt Michael van Ooyen. Der Straelener Architekt ist stellvertreter Vorsitzender des BDA Linker Niederrhein, der die schmalen Broschüren über das ausgezeichnete Bauen am Niederrhein alle vier Jahre herausgibt. Dabei blickt der BDA nach vorne: "Wir versuchen mit der Auszeichnung, die Qualität des Planens und Bauens zu fördern", sagt van Ooyen. Ausgezeichnet werden besonders qualitätvolle Bauwerke, Gebäudegruppen oder städtebauliche Anlagen, die sich auf dem Gebiet des BDA Linker Niederrhein befinden. Dieses umfasst die Städte und Kreise Mönchengladbach, Viersen, Krefeld, Kleve und Wesel (linksrheinisch). 2018 werden wieder einige Bauten auszeichnet, vielleicht auch welche aus dem Kreis Kleve. Van Ooyen selbst kann mit ausgezeichneten Bauten punkten: Den Neubau des Finanzamtes in Geldern in Zusammenarbeit mit Klaus Legner bekam bei der Auszeichnung guter Bauten 2010 eine Anerkennung ebenso wie die dortige Polizeidirektion im selben Jahr. Beide sind klare, geradlinige Baukörper mit feinen Details.

Einfügen ist ein Kriterium für die Auswahl, das bedeute aber nicht, dass sich ein Gebäude verstecken müsse. Es darf, sagt van Ooyen im RP-Gespräch, durchaus einen selbstbewussten Auftritt pflegen. Aber es darf eben nicht die Umgebung sprengen. Und es sollte, so die Kriterien des BDA, moderner zeitgenössischer Architektur entsprechen. "Wir wollen nicht den Landhausstil pflegen", so der Architekt.

Architektur-Kritiker Niklas Maak (Lesenswert dessen Band: "Wohnkomplex: Warum wir andere Häuser brauchen", Hanser-Verlag, 21,90 Euro), kritisiert viele Neubaugebiete, in denen sich der Gestaltungswille von Bauherren und Planern austobe und auf engstem Raum neben dem Kubus á la Bauhaus-Stil der ökologische Holzbau, daneben das fertige Massivhaus und gleich um die Ecke der Villen-Verschnitt à la Palladio mit ganz viel Tand geselle und alle diese Bauten - so ambitioniert sie auch sein mögen - sich im Mindestgrenzabstand von drei Metern gegenseitig die Schau stehlen.

Diesen Missklang des Gesamteindrucks sieht auch van Ooyen. "Wir lieben im Urlaub alle die Homogenität der Stadt, die gleichen Geschosshöhen, die ähnlichen Materialien, die wunderbaren Plätze. Und wenn wir zurückkommen, finden wir die größtmögliche Vielfalt auf engstem Raum", sagt der Architekt. "Warum bauen wir Zuhause anders", fragt der stellvertretende Vorsitzende des BDA Linker Niederrhein.

Van Ooyen fordert auch die Bauherren auf, wieder an Vorgärten zu denken, die den Gesamteindruck einer Siedlung erheblich steigern würden, wenn sie grün wären. "Wir haben heute leider allzu oft den Drang, statt Grünflächen Parkplätze zu finden, statt Beete oder Rasen graue Splitt-Felder", sagt er. Manchmal gerieten großstädtisch gedachte Baugebiete für die niederheinische Kommune zu städtisch, zu fremd, zu verdichtet, um sich vermarkten zu lassen. "Wir müssen auch darauf achten, in welcher Tradition wir leben", sagt er.

Hier könnten die Stadtverwaltungen klarere Vorgaben machen, wie groß und in welchem Material gebaut wird und wie die Häuser auf dem Grundstück in welchem Abstand zueinander stehen müssen, damit die Siedlung als Ganzes als gelungen wahrgenommen wird. Auch wenn dies ein zweischneidiges Schwert sei: "Das schränkt natürlich auch wieder ein - in Paris ist alles so schön, weil das Aussehen der Häuser in Form und Material ganz strikt geregelt war. Trotzdem gilt das Centre Pompidou, das dieses Gefüge brutal gesprengt hat, als Jahrhundertwerk", sagt der BDA-Architekt. Er hofft für die nächste Auswahl auf ansehnliche gute Bauten auch im Kreis Kleve. In der Regel reicht der Architekt mit Zustimmung des Bauherrn eine Arbeit ein. Die Auszeichnung gilt für Architekt und Bauherr.

(RP)
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