Kranenburg Barocke Blumenpracht

Kranenburg · Margriert Smulders zeigt bis September ihre großformatigen Fotoarbeiten im Kranenburger Museum Katharinenhof.

 Margriert Smulders hat im Museum Katharinenhof barocke Blumenstillleben angerichtet.

Margriert Smulders hat im Museum Katharinenhof barocke Blumenstillleben angerichtet.

Foto: Grass

Eine Pracht von Blumen, die kein Anfang und kein Ende, kein unten und kein oben hat, die überbordend zu sein scheint, auch über den Rand des Bildes heraus, an dem die Farbexplosion der Blüten endet. Verschwenderisch sind die Blumen, meist Tulpen, über die Tableaus der Bilder gelegt, offenbaren ihre ganze Blütenpracht in verwirrend schönen Bildern. Um die Blütenblätter herum tropft und kräuselt Wasser.

 Bis zum "Situlose - si tu l'oses" heißt dieses Werk von Margriert Smulders.

Bis zum "Situlose - si tu l'oses" heißt dieses Werk von Margriert Smulders.

Foto: Smulders/grass

Margriet Smulders hat barocke Blumenstillleben angerichtet. Hat sie hochauflösend fotografiert und auf Dibond gezogen, darüber liegt eine Platte hochglänzendes Plexiglas, das einerseits die Farben der Blüten verstärkt, andererseits dem Bild Tiefe gibt. Denn die Tulpen und Narzissen, Rosen und Sonnenblumen auf ihren großformatigen, bis zu vier Meter langen Bildern stehen wie plastisch im Raum.

Das Museum Katharinenhof hat der Nimweger Künstlerin, die schon 1987 von Hans van der Grinten in "Fotografie in Nimwegen und Umgebung" vorgestellt wurde, die große Sommerausstellung gewidmet. Über 16 großformatige Bilder haben Willy Oster und Peter Schünemann in den Ausstellungsräumen des Katharinenhofs arrangiert. Oster hatte Smulders kürzlich bei einer Ausstellung in Düsseldorf gesehen und nach Kranenburg geholt. In den gereihten Vitrinenschränken des Museums zeigt Smulders, dass sie nicht allein Fotografin ist: Sie richtete dort eine Installation mit den vergänglichen Dingen ein, mit denen sie arbeitet, wie langstilige Sonneblumen, dazwischen Fotos und Erinnerungsstücke, ein Rest Streuselkuchen, das Plakat ihrer Ausstellung in den 90er Jahren in Bonn.

Zunächst studierte Smulders in Nimwegen Psychologie, erkannte aber bald, dass auch Bilder helfen können. Bilder, die sie bei Spaziergängen machte, die die Schönheit des Lebens zeigen. Doch sie zeigen nicht nur die Schönheit: Denn hinter all der Farbenpracht steht auch die Vergänglichkeit im Bild der schon aufgegangenen, noch wunderschönen, aber eigentlich schön verblühten, sprich abgestorbenen Blätter. Ganz im Sinne der barocken Blumenstillleben, die Smulders ins 21. Jahrhundert geholt hat.

Die 1955 in Bussum geborene Niederländerin arrangiert ihre Blumentableaus in ihrem Atelier, reichert die Bilder mit gefundenen Stücken an, die sie in ihrem Garten oder auf der Wanderung im Wald findet. Arrangiert werden die Blumen in einem Spiegelbecken, in dem eine handbreit Wasser steht. Dazu kommen Glasvasen, die später wie Wassertropfen wirken. In der sich wie ins unendliche spiegelnden Wasserfläche arrangiert Smulders die Blumen, gießt, während sie fotografiert, Wasser hinzu, tropft Milch in das Wasser, bläst Wellen ins Becken. Dann drangen wie in "This gives Life to me" die arrangierten Blumen vom dunkleren Rand in eine imaginäre Mitte des fließenden Wassers. Darüber scheint eine Nebelwolke zu liegen - die wolkig im Wasser sich verteilende Milch. Doch die Milch ist auch Leben, wie der Titel "This gives Life to me" (Dies gibt mir Leben). Smulders machte das Bild, als sie den Tod ihrer Mutter verarbeitet hatte.

Für Kranenburg entstand das vier Meter lange Bild, für das Smulders eine Reihe von Fotos machte, die sie aneinanderkopierte: "He, du! Halt an! Was ist das mit dem Wasser, Alter" aus Brechts "Legende von der Entstehung des Buches". Der Titel verwiest auf die Verbundenheit Smulders mit der Literatur, aus der viele Titel stammen und die sie für ihre Bilder anregten.

Katalog: Holy Disorders, 92 Seiten, 15 Euro, mehrere Sprachen, zu erwerben in der Ausstellung im Museum Katharinenhof Kranenburg.

(mgr)
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