Kleve Befürchtung: Ameland wie Sylt

Kleve · Am Montag entscheidet der Gemeinderat über den Bau eines Wellnes-Hotels.

Auf der niederländischen Nordseeinsel Ameland, deren Partnerschaftsurkunde mit Kleve vor drei Jahren von den Bürgermeistern Albert de Hoop und Theo Brauer unterschrieben wurde, gibt es große Unruhe. Bereits am kommenden Montag entscheidet nämlich der Gemeinderat des Eilandes im Ratssaal der Ortschaft Ballum darüber, ob demnächst im Hauptort Nes, wo bereits im Jahre 2002 das Schwimmbad "Aqua Plaza" geschlossen wurde, nun im großen Stil ein Hotel mit Wellness-Möglichkeiten und einem großflächigen Appartmentkomplex gebaut wird.

Schon vor zwei Jahren hatte sich Widerstand geregt. 22 Ameländer zwischen Hollum im Westen und Buren im Osten der Insel gründeten über Facebook "Voice of Ameland". "Da sind die Ameländer wach geworden und jetzt sehr aktiv", sagt Frank Hulsebos, einer der Organisatoren.

Mit "direkter Demokratie" versuchen sie Gemeinderat und Verwaltung davon zu überzeugen, dass Ameland künftig nicht an 365 Tagen von Touristen überrollt wird. "Dann verlieren wir unsere Kultur", sagt Hulsebos, zumal das Fremdenverkehrsamt (VVV) wohl mit weiteren 25.000 bis 50.000 Besuchern rechnet und für den mit nur 3600 Einwohnern bewohnten Wattendiamanten befürchtet: "Wenn das so durchgeht, dann haben wir demnächst hier Sylt. Und das ist unsere Angst."

In den vergangenen Wochen gab es auf der ganzen Insel Plakate mit der Aufschrift "Ist Ameland zu kaufen? Nein!!!" Viele Ameländer, aber auch deutsche Urlauber schrieben an die Gemeindeverwaltung in Ballum mit der Bitte, sich gegen die Planungen vom Kontor BV/Western zu stemmen. Mehr als 1000 Briefe wurden eingesandt mit dem Tenor, dass "Ameland Platz für Natur, Ruhe und Raum hat und sich nicht verändern wird durch ein Elite-Eiland wie beispielweise Sylt für reiche Gäste". Die Initiatoren finden, dass in den vergangenen 25 Jahren bereits viele Appartements gebaut wurden. "Es gibt eine Grenze. Genug ist genug."

Frank Hulsebos geht davon aus, dass der Projektentwickler dank großem Kapital über kurz oder lang das ganze Gebiet im Herzen von Ameland kaufen wird. "Dann könnten auch die beiden einzigen Discotheken abgerissen werden", glaubt Hulsebos. "Die deutschen Gäste haben hier eine lange Tradition. Die sind schon als Kinder zu uns zu den Ferienfreizeiten auf die Bauernhöfe gekommen. Die Insel hat sich in den Jahrzehnten entwickelt", sagt Hulsebos, der hofft, dass die insgesamt elf Ratsmitglieder am Montag mehrheitlich die Pläne ablehnen. "Es ist sehr spannend. Da geht es um jede einzelne Stimme. Der Druck ist schon groß. Ich bin zwar hoffnungsvoll, aber wir müssen bis Montagabend abwarten."

Sollte der Gemeinderat dem Vorhaben allerdings zustimmen, geht Frank Hulsbos geht davon aus, "dass es in Zukunft auf der Insel deutlich teurer wird".

Amelands Bürgermeister Albert de Hoop hofft dagegen, dass die Insel durch das neue Hotel mit 100 Betten in Verbindung mit dem Hotel Noordzee eine Entwicklung durchmacht.

"Das Schwimmbad ist seit 15 Jahren geschlossen. Daher fände ich es gut, wenn hier nicht weiter ein Stillstand bleibt. Natürlich muss die Planung für Ameland passen", so de Hoop. Derzeit verfügt die Insel im Jahr über 22.000 Betten. "Mit dann 26.000 Betten können wir leben", sagt der Bürgermeister, der ausdrücklich betont, dass auch künftig die deutschen Ferienlager willkommen sind. "Für die Bauernhöfe ändert sich nicht."

De Hoop glaubt, dass gerade deutsche Touristen neue Wellness-Möglichkeiten auf Ameland begrüßen würden.

(RP)
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