Kreis Kleve Beratung der Frauen wird komplexer

Kreis Kleve · Das dreiköpfige Team der kreisweiten Frauenberatungsstelle Impuls stellte in Goch seinen Jahresbericht 2013 vor. Der Bedarf steigt, die Aufgaben werden immer vielfältiger. 443 Frauen und Mädchen nahmen Angebote in Anspruch.

 Hildegard Wolff (l.) und Maria Peeters von der Frauenberatungsstelle Impuls in der Gocher Fußgängerzone bei der Suche nach Paten für die Mut-Aktion.

Hildegard Wolff (l.) und Maria Peeters von der Frauenberatungsstelle Impuls in der Gocher Fußgängerzone bei der Suche nach Paten für die Mut-Aktion.

Foto: Evers

Die Zahlen sprechen für sich: 443 Frauen und Mädchen aus dem Kreis Kleve nahmen im vergangenen Jahr die Angebote der Frauenberatungsstelle Impuls in Anspruch. 2012 waren es noch rund 20 Hilfesuchende weniger. Doch das ist lediglich die eine Seite. Auf der anderen steht ein immer komplexer werdendes Beratungsgeflecht inmitten von zunehmender Gewalt, psychischen Erkrankungen, Essstörungen und letztlich auch Prävention.

"Benötigt eine Frau psychotherapeutische Hilfe, wartet sie mitunter 1,5 Jahre auf einen Termin beim Therapeuten", schilderte gestern Marion Claaßen von der kreisweit tätigen Frauenberatungsstelle mit Sitz in Goch die Problematik. "Bis dahin suchen sie Hilfe bei uns", ergänzte Maria Peeters. Immer komplexer wird die beratende Tätigkeit des dreiköpfigen Teams, das sich auf zwei Stellen aufteilt. Präventionsarbeit in Schulen, Hilfe bei Essstörungen für (junge) Mädchen und ihre Mütter oder die ausgeprägte Netzwerkarbeit mit Runden Tischen, Arbeitskreisen und anderen Institutionen — das alles plus der psychosozialen Beratungsleistung für Frauen und Mädchen gehört inzwischen zum Alltag von Impuls.

Von 59 Prozent aus dem Vorjahr auf 62 Prozent in 2013 gestiegen ist der Anteil der Frauen, die häusliche und/oder sexualisierte Gewalt erleben oder erlebt haben. Somit bleibt Gewalt in der Beziehung ein großer Schwerpunkt in der Beratungsarbeit. Mit einem Anteil von 21 Prozent ließen sich im vergangenen Jahr die meisten Frauen in Goch beraten, dicht gefolgt von Kleve mit 20 Prozent. Überwiegend wurden deutsche Frauen beraten. Der Anteil der Ausländerinnen und Frauen mit Migrationshintergrund ist mit 28 Prozent im Vergleich zu 2012 erneut gestiegen, heißt es in dem aktuellen Jahresbericht.

Ein großes Thema war und ist für das Impuls-Team die anonyme Spurensicherung. In Zusammenarbeit mit dem Weißen Ring, dem Frauenhaus und den Gleichstellungsbeauftragten gründete sich ein Arbeitskreis der Runden Tische im Kreis Kleve, welcher sich für die Umsetzung der anonymen Spurensicherung innerhalb der Region einsetzt. Das bedeutet, dass ein Opfer nach einer Vergewaltigung zur Untersuchung und zur Beweissicherung ins Krankenhaus gehen kann, ohne direkt eine Anzeige machen zu müssen. Zehn Jahre lang sollen die Beweismittel sichergestellt bleiben. "Daran arbeiten wir", unterstrich Marion Claaßen.

Darüber hinaus stehen die Beraterinnen hinter der Zusammenarbeit mit dem Verein "Zukunft ohne Zoff", der in Kleve mit der Täterarbeit bei häuslicher Gewalt begonnen hat. "Das ist ein ebenfalls wichtiger Baustein für unsere Arbeit", so Hildegard Wolff. Schulungen rund um Prävention, beispielsweise bei der Mädchenkonferenz des Kreises Kleve, an Schulen und für Erzieherinnen haben einmal mehr gezeigt: Perfektionismus bei Leistung und Schönheit führen zum Desaster in der Gesellschaft.

"Der Körper wird mehr und mehr als Objekt betrachtet. Manipulation ist Normalität geworden", beschrieb Maria Peeters die Problematik insbesondere bei jungen Menschen. Die Folgen sind verheerend — die Mädchen benötigen professionelle Hilfe.

Die Kampagne "Schenken Sie einen Quadratmeter Mut" läuft in Form von Raumpatenschaften nach wie vor. Dabei übernehmen Paten symbolisch die Mietkosten für eine bestimmte Raumgröße und unterstützen dadurch die Beratungsstelle. Nähere Infos: www.fb-impuls.de.

(RP)
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