Kreis Kleve Berufskolleg spielt Theater zum Thema Cybermobbing

Kreis Kleve · Einfach weg. Das will die 17-jährige Lea unbedingt. Ihr Leben ist zur Qual geworden: Ihre Freunde haben sich von ihr abgewendet; ihre Mitschüler stellen Fotomontagen und heimlich gedrehte Videos von ihr ins Netz; völlig Fremde schreiben beleidigende Kommentare darunter; ihr Vater verwehrt ihr ihren größten Traum, und ihr Schwarm gibt zu, dass er nur mit ihren Gefühlen gespielt habe. "War doch nur Spaß", sagt der coole Andi zu Lea, für die das alles andere als Spaß ist. Es ist Mobbing.

Dieses Mal zum Glück nur auf der Bühne. Am Donnerstag hat das Berliner Ensemble Radiks am Berufskolleg Kleve sein mobiles Stück "Fake oder War doch nur Spaß!" vor rund 120 Schülern der Abteilung Basis- und Ausbildungsvorbereitung sowie der Technik-Berufsfachschule 1 des Berufskollegs Kleve aufgeführt. Das Stück thematisiert das Phänomen des Cyber-Mobbings. Fast jeder fünfte deutsche Jugendliche ist laut einer aktuellen Studie schon einmal im Internet beleidigt, bloßgestellt oder bedroht worden. Die trügerische Anonymität des Netzes verführt dazu, anderen mit Absicht zu schaden.

So auch bei Lea. Das lebenslustige, etwas naive Mädchen träumt davon, Sängerin zu werden. Als sie schließlich in eine Casting-Agentur aufgenommen wird, weckt das den Neid ihrer Freundin Nadine, die selbst von der Agentur abgelehnt wurde. Statt das mit Lea direkt zu klären, rächt sie sich medial. Ihre Mitschüler kommentieren sofort: Was zunächst mit humorvollen Posts beginnt, werden Beleidigungen, Drohungen und Hassanrufe. Am Ende steht Lea kurz vor dem Selbstmord.

Die beiden Schauspieler Anna-Lisa Finke und Alexander Abranyan sind mit einem Minimum an Requisiten in die verschiedenen Rollen geschlüpft. Vor allem die Momente zwischen den Szenen, in denen sie das Geschehen auf der Bühne reflektierten, gefiel vielen Schülern. Nach dem Stück konnten die Schüler den beiden Schauspielern noch Fragen stellen. Vor allem der Beruf des Schauspielers hat die Schüler interessiert. Sie stellten Fragen nach dem Lebensweg, der Ausbildung und den Proben, erkundigten sich aber auch nach der Authentizität der Geschichte. "Das Stück zeigt, was in der Realität abgeht. Das, was Lea passiert ist, das geht ab. Die Situationen im Stück sind so oder so ähnlich passiert", erklärte Abranyan. Im anschließenden Unterricht haben Schüler und Lehrer die Frage, wie Mobbing verhindert werden kann, besprochen. "Ich glaube, es ist wichtig, mit Freunden, Eltern und Lehrern zu sprechen und immer freundlich zu sein. Ich wünsche mir für meine Klasse, dass uns so etwas nicht passiert", so ein Schüler.

(RP)
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