Niederrhein Beuys mit Hase als Computerspiel

Niederrhein · Die Hochschule Rhein-Waal, die Universität Düsseldorf und Museum Schloss Moyland arbeiten an der Zukunft der Kunstvermittlung in Museen. Internationale Summer School tagte mit sieben Workshops im Museum.

 Prof. Ido Iurgel (rechts) von der Hochschule Rhein-Waal und Museumsdirektorin Bettina Paust (3.v.r.) mit den Wissenschaftlern vor Schloss Moyland.

Prof. Ido Iurgel (rechts) von der Hochschule Rhein-Waal und Museumsdirektorin Bettina Paust (3.v.r.) mit den Wissenschaftlern vor Schloss Moyland.

Foto: Gottfried Evers

Ein Hut ist das Markenzeichen. Er ist in weißen Pixeln auf ein orangefarbenes Rechteck gesetzt, ziert T-Shirts, eine Internetseite. Aber es ist nicht irgendein Hut. Es ist der Hut. Jener Borsalino, der die Kopfbedeckung zur Kunst machte. Zum Markenzeichen für Joseph Beuys. "Beuys Digital" ist das Projekt der Summer School überschrieben, die jetzt in Museum Schloss Moyland unter Federführung der drei Veranstalter Heinrich Heine Universität Düsseldorf, Hochschule Rhein-Waal und Museum Schloss Moyland eine Woche lang über die digitale Kunstvermittlung forschte. Möglich wurde das aufwendige Projekt durch die Finanzierung der Volkswagenstiftung.

Beuys war das Beispiel, an dem junge Forscher in der Summer School das Projekt digitale Kunstvermittlung festgemacht haben. In sieben Workshops suchten Wissenschaftler diverser Fachrichtungen nach des Pudels Kern: Kunsthistoriker, Pädagogen und Informatiker gingen der Frage nach, wie man den "User" in die Museen bekommt und wie man den Computer - beispielsweise ein Tablet oder ein Smartphone - im Museum einsetzen kann, um den Besuch dort noch spannender und auch informativer zu machen.

"Wichtig war uns, dass wir Ingenieure und Kunsthistoriker zusammen hatten", sagt Ulli Seeger, Professorin für Kunstvermittlung an der Heinrich-Heine Universität. Die Besetzung der Workshops war international - von der Kunsthistorikerin aus der Eremitage in St. Petersburg bis zum Textildesigner aus Serbien. "Zusammen haben wir experimentiert, Beuys über digitale Medien greifbar zu machen", sagt Dr. Bettina Paust, Direktorin von Museum Schloss Moyland.

Und das begann mit ganz einfachen Dingen: Man nehme die Attribute des Klever Künstlers - Schlitten, Hase, Hut, Weste - setzte sein Porträt hinzu und schon hat man eine jener beliebten Anziehpuppen als Grundlage für ein Computerspiel. Damit ist die Neugierde geweckt, sind aber auch schon weiterreichende Themenfelder angesprochen, die zu erarbeiten sind.

Doch davor steht die Frage, wie man den Besucher erreicht. Welche Möglichkeiten hat man auf den verschiedenen digitalen Kanälen und welche werden überhaupt genutzt, sagt Ido Iurgel, Informatikprofessor an der Hochschule Rhein-Waal auf dem Campus Kamp-Lintfort, der gemeinsam mit seinem Kollegen Jörg Petri mit im Projekt ist. Wie nutzen Museen beispielsweise die Social Medien, Facebook und Twitter. "Wir müssen erkennen, dass nicht nur die Homepage das Medium ist, sondern dass man auf vielen Kanälen aktiv werden muss", sagt Nina Schulze, Kunstpädagogin.

Man müsse bei der Methode des Story-Tellings so arbeiten, dass die User das Bedürfnis haben, den Beuys zu sehen und seine Kunst erleben zu wollen, ergänzt Ulli Seeger. Die Herausforderung ist, dass die Kunst Beuys' oft schwer verständlich ist, fügt Paust an. "Wir wollen dieses Geheimnis für uns nutzen- denn gerade über das, was sich nicht sogleich erschließt, wird gerne kommuniziert", sagt Seeger.

Das begann schon während der Woche in Moyland - es wurde getwittert, es entstanden eine Internetseite und viele weitere kreative Ansätze, die auch verspielt sein durften, wie ein kleiner Filzhase. Man wolle sich über Soziale Medien mitteilen, man wolle daran teilhaben und mit interessanten Meldungen aus den oft banalen Einträger herausragen, so Iurgel.

"Wir hatten das Ziel, neue Ideen zur digitalen Vermittlung des Werkes von Beuys mit jungen, internationalen Wissenschaftlern aus verschiedenen Fachbereichen zu entwickeln. Dieses Experiment ist mit unserer ersten Summer School gelungen, wie auch das Feedback der Referenten und Teilnehmer zeigt", sagt Paust. Man wolle das grundsätzlich fortschreiben.

(RP)
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