Kalkar-Wissel Bienen sollen gute Apfel-Ernte sichern

Kalkar-Wissel · Der Edelobst-Betrieb von Annette Raadts nimmt schon seit längerer Zeit an einer Naturschutzberatung für Obstbauern teil. Damit sollen nicht nur die Vielfalt der Tiere erhalten, sondern auch die Erträge gesteigert werden.

 Annette Raadts aus Kalkar-Wissel schmecken die eigenen Äpfel besonders gut.

Annette Raadts aus Kalkar-Wissel schmecken die eigenen Äpfel besonders gut.

Foto: Gottfried Evers

Die Biene ist für viele Menschen im Sommer meist nur ein ungebetener Gast. Dabei ist sie wichtig. Sie hilft bei der Obstproduktion mit und trägt ihren häufigen Beinamen "fleißig" deshalb nicht zu unrecht. "Wenn es der Biene gut geht, geht es uns gut", untermauert Andreas Mager, Vize-Präsident des Provinzialverbandes Rheinischer Obst- und Gemüsebauern. Doch das Leben der kleinen Tierchen und ihren Artgenossen wird mehr und mehr bedroht. "Die Vielfalt an Tieren und Pflanzen ist rückläufig", sagt Friedhelm Decker, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft. Deshalb hat diese Stiftung ein Projekt zur Naturschutzberatung für Rheinische Obstbauern gegründet und strebt damit eine Vergrößerung des Artenreichtums an.

Dazu hat sich die Stiftung einige Maßnahmen einfallen lassen, die es bei Edelobst Raadts in Kalkar-Wissel bereits zu bewundern gibt. Dort blühen zahlreiche Sträucher an Hagelschutznetzen, über Obstanlagen thronen Turmfalkenkästen und mitten drin sind Nisthilfen für Wildbienen aufgestellt. "Es ist wunderschön, im Sommer hier zu sitzen und diese Tiere zu beobachten", schwärmt Annette Raadts, Leiterin des gleichnamigen Edelobst-Betriebes. Ihr helfen besonders die Wildbienen jedes Jahr, eine prächtige Ernte einzufahren.

Bei Raadts sind aber nicht nur Bienen willkommen. Für sämtliche Vogelarten hat die Obst-Anbauerin über den Hof verteilt beispielsweise Vogelkästen aufgebaut. Vor Jahren war das so noch undenkbar. "Ich weiß noch, dass meine Oma sämtliche Vogelnester vernichtet hat, unter anderem weil sie Dreck machten", erinnert sich Raadts. Sie findet es dagegen herrlich, die Tiere zwischen ihren Plantagenbäumen zu beheimaten.

 Ein Bienenstock auf einer niederrheinischen Obstplantage.

Ein Bienenstock auf einer niederrheinischen Obstplantage.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Der Obstanbau habe sich in den vergangenen Jahrzehnten allerdings ohnehin stark gewandelt. "Früher konnte man auch Ware mit Makeln anbieten. Heute muss alles möglichst makellos sein", berichtet Raadts. Nachdem ihr 2012 eine Apfelernte wegen eines Hagels, der große Löcher in das Obst schlug, vernichtet wurde, legte sie sich im darauffolgenden Jahr aufwendige Hagelschutznetze zu, die ihre gesamte Ernte künftig sichern sollen. "Seitdem kann ich beruhigter sein. Früher hat es nämlich nur alle 15 Jahre gehagelt. Seit 2000 sind es alle zwei Jahre, manchmal sogar jedes Jahr", erklärt Raadts die Gründe für die sich lohnende Investition. Der Klimawandel habe darüber hinaus die Ernte inzwischen um zehn Tage nach vorne verschoben.

Raadts Kunden wissen jedoch ihre Äpfel oder Erdbeeren, die sie ebenfalls unter anderem anbaut, zu schätzen. Mittlerweile beliefert sie vier regionale Edeka-Märkte und einen Rewe-Markt mit Äpfeln. Bei einer Versammlung für Obstbauern hat Raadts von dem Projekt "Naturschutzberatung für rheinische Obstbauern" erfahren und sich gemeldet, um ihren Anbau stetig verbessern zu können. Seit 2013 wurden bereits insgesamt 23 Betriebe im Rheinland durch die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft in Bezug auf die optimale Bewirtschaftung ihrer Obstplantagen beraten. Raadts Betrieb ist einer davon.

"Der Fokus unseres gemeinsamen Projektes liegt darin, Naturschutzmaßnahmen so auszuwählen, dass sie einen großen Nutzen für die Förderung der biologischen Vielfalt aufweisen und gleichzeitig leicht in die Produktion integrierbar sind", fasst Decker zusammen. Svea Pacyna-Schürheck von der Landgard-Stiftung, die das Projekt finanziell unterstützt, lobt die Arbeit auf dem Hof von Edelobst Raadts schon jetzt: "Hier ist toll zu sehen, was so ein Projekt leisten kann." Die Landgard Stiftung werde das Projekt, das jüngst eine Auszeichnung im Rahmen der UN-Dekade Biologische Vielfalt in Berlin erhielt, daher weiter unterstützen

(RP)
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